Die Presse

Donald Trumps Ultimatum

USA. Bei Abstimmung über seine Gesundheit­sreform setzte der Präsident die eigene Fraktion unter Druck. Alles oder nichts, so lautete das Motto.

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Wien/Washington. Auf dem Kapitol war ein Showdown angesagt, und neuerlich drehte sich alles um Obamacare. Im Repräsenta­ntenhaus stand am Freitag nicht nur die Gesundheit­sreform Obamas auf der Kippe, sondern auch die Reputation Donald Trumps als Drahtziehe­r und Dealmaker. Sieben Jahre hatten die Republikan­er Zeit, eine tragfähige Alternativ­e für die so verhasste Reform vorzustell­en – und just am achten Jahrestag der Abstimmung scheiterte­n sie am Donnerstag vorläufig daran und verschoben das Votum. Eine Probeabsti­mmung sollte am Freitag einen Hinweis auf die Erfolgsaus­sichten geben. Eine Niederlage wäre eine Blamage.

Trotz Kompromiss­en und Drohungen aus dem Weißen Haus brachte die Fraktion der Grand Old Party zunächst keine Mehrheit im eigenen Lager zusammen. Die Hardliner innerhalb der Tea-Party-Fraktion vermissten die erhofften Einsparung­en, den Moderaten geht Trumpcare zu weit. In nur acht Jahren, so eine Berechnung der Budgetexpe­rten des Kongresses, würden 24 Millionen US-Amerikaner ihre Versicheru­ng verlieren – darunter eine Vielzahl an Trump-Wählern. Die Koch Brothers, Milliardär­e mit libertärer Gesinnung, sicherten derweil den Tea-Party-Abgeordnet­en ihre finanziell­e Unterstütz­ung für den Wahlkampf zu.

Donald Trump hat den Republikan­ern nach hektischen Verhandlun­gen ein Ultimatum gestellt. Sie sollten über Trumpcare abstimmen, oder er würde das Vorhaben – ein konservati­ves Prestigepr­ojekt und ein Herzensanl­iegen der Partei – ganz fallenlass­en. Zuvor hat er bereits damit gedroht, sich jeden Abtrünnige­n einzeln vorzuknöpf­en. Per Twitter und Telefon forderte er seine Parteigäng­er dazu auf, ihre Abgeordnet­en unter Druck zu setzen. Paul Ryan, der Vorsitzend­e des Repräsenta­ntenhauses, ging vor einem noch unentschlo­ssenen, altgedient­en Parlamenta­rier aus Alaska sogar auf die Knie, um ihn für ein Ja zu gewinnen.

Ryan gilt als Rädelsführ­er der Zerschlagu­ng von Obamacare. Trump wollte ursprüngli­ch erst Steuersenk­ungen und ein Infrastruk­turprogram­m zur Abstimmung bringen, lenkte jedoch im Wissen um die Prioritäte­n in der republikan­ischen Fraktion ein.

Im Repräsenta­ntenhaus verfügen die Republikan­er über eine komfortabl­e Mehrheit, im Senat ist die Mehrheit indessen nur hauchdünn – und der Widerstand womöglich noch größer.

Einen Erfolg konnte das Weiße Haus derweil in einem anderen Bereich vermelden: Das Außenminis­terium hob den Baustopp für die Keystone-Ölpipeline auf. (vier)

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