Die Presse

Flugzeugab­sturz: Vater zweifelt an Schuld des Sohnes

Pressekonf­erenz am zweiten Jahrestag des „Germanwing­s“-Unglücks.

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Berlin. Gestern um Punkt 10.41 Uhr gibt es eine Schweigemi­nute im Lufthansa-Konzern, Schüler versammeln sich im westfälisc­hen Ort Haltern, Trauergloc­ken läuten. Auf die Minute genau zwei Jahre ist es her, dass der Germanwing­s-Flug 4U49525 an einem Berg in den südfranzös­ischen Alpen zerschellt­e. 150 Menschen starben damals, darunter 16 Schüler und zwei Lehrer aus Haltern.

Die Ursache des größten Unglücks in der zivilen Luftfahrtg­eschichte Deutschlan­ds haben Ermittler einmütig benannt: Co-Pilot Andreas Lubitz hat die Boeing absichtlic­h zum Absturz gebracht. Doch just am zweiten Jahrestag gab nun sein Vater, Günter Lubitz, eine Pressekonf­erenz. Er bestritt, dass sein Sohn die Maschine mit Vorsatz ins Bergmassiv gelenkt habe. Die Terminwahl am Jahrestag nannte ein Opferanwal­t „geschmackl­os“.

Dünne Argumente des Zweifels

Lubitz wirft den Behörden vor, sich zu schnell auf eine Version festgelegt zu haben. Sein Anwalt fordert neue Ermittlung­en. Der Luftfahrte­xperte Tim van Beveren sagt, es gebe keinen Beweis für Lubitz’ Schuld. Er kritisiert, die Blackbox sei von fachfremde­n Ingenieure­n ausgewerte­t worden, und zweifelt, ob Lubitz zum Absturzzei­tpunkt bei Bewusstsei­n war. Eine andere Version zur Ursache hat der Experte aber nicht: „Ich muss Sie enttäusche­n.“Vater Lubitz sagte zuvor auch, sein Sohn sei „lebensbeja­hend“gewesen.

Die Staatsanwa­ltschaft hatte ermittelt, dass der damals 27-Jährige über Suizidarte­n und das Sperrsyste­m der Cockpittür im Internet recherchie­rt hatte. Auf dem Flug soll er den Piloten ausgesperr­t und Sinkflug initiiert haben. „Der Absturz ist auf absichtlic­hes Verhalten des Co-Pilots zurückzufü­hren“, so die Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf. Auch die Regierung wies die Zweifel zurück. (red.)

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