Donald Trump als Touristenschreck
USA. Das Auftreten des neuen US-Präsidenten inklusive des Gezerres um Einreiseverbote droht die Tourismuswirtschaft der USA und mit ihr verbundene Wirtschaftszweige zu beschädigen. Die Buchungen in die USA gehen deutlich zurück.
Washington. Die Bilder gingen um die Welt: Als US-Präsident Donald Trump kurz nach seinem Amtsantritt im Jänner seinen ersten „Muslim-Bann“verkündete, brach an USFlughäfen Chaos aus. Ankommende wurden trotz gültiger Papiere festgenommen oder zurückgeschickt, Demonstranten belagerten die Ankunftshallen. Kein einladendes Bild. Das hat Folgen, ahnen Reiseveranstalter und Tourismusämter: Sie sehen Indizien, dass Trump potenzielle Gäste abschreckt und der US-Wirtschaft Milliardenverluste beschert.
Tatsächlich sind nicht nur Muslime verstört. Mem Fox etwa, eine bekannte australische Kinderbuchautorin, wurde am Flughafen von Los Angeles festgesetzt und vernommen. Noch nie sei sie so gedemütigt worden, erzählte die 71-Jährige. Sie könne sich nicht vorstellen, je wieder in die USA zu reisen. Auf der australischen Reise-Website Traveller tauchte daraufhin der Rat auf, man solle sich zweimal überlegen, ob man in die USA wolle.
Ein kanadischer Reiseveranstalter, der Touristenbusse von Toronto aus auf Ausflüge nach New York schickt, bekam in den ersten Wochen des Jahres einen Riesenschreck, als die Buchungen plötzlich ausblieben. „Offenbar waren die Leute schockiert“von Trump und dessen Politik, sagte der Mann, der nicht namentlich genannt sein wollte, der „Presse“per Telefon. Berichte über ganze Reisegruppen, die an der US-Grenze zurückgewiesen wurden, taten ein Übriges.
Geschichten wie Gift
Geschichten wie diese sind Gift für eine Branche, die jedes Jahr rund 75 Millionen Gäste begrüßt, bei der die Kunden aber leicht auf andere Länder ausweichen können. Die Tourismusagentur von New York korrigierte bereits die Zahl der heuer erwar- teten ausländischen Gäste um 300.000 nach unten. Schuld seien der Einreisestopp und die damit verbundene Rhetorik. Da ein ausländischer Tourist im Schnitt viermal so viel Geld in der Stadt lässt wie ein einheimischer Besucher, ist das ziemlich schmerzhaft: Fast eine Milliarde Dollar an Verlust drohten Trumps Heimatstadt demnach.
In Deutschland ergab eine GfK-Umfrage für das Branchenmagazin FVW, dass fast jeder zweite potenzielle USA-Tourist momentan keine große Lust mehr auf einen Flug über den Atlantik hat. In Großbritannien ging die Online-Suche nach günstigen Flügen nach Miami (Florida) im Vergleich zum selben Zeitraum 2016 um 52 Prozent zurück.
Bei alldem spielt zwar auch der recht starke Dollar eine Rolle, doch der Einfluss von Trumps Auftreten auf Reisewillige ist in einigen Regionen klar zu sehen. Los Angeles etwa rechnet in den kommenden drei Jahren mit einem Besucherminus von bis zu 800.000, was rund 750 Millionen Dollar weniger an Einnahmen bedeutet. Schuld daran sei vor allem, dass legale Besucher aus Mexiko abgeschreckt würden, zitierten US-Medien die lokale Tourismus-Behörde.
Die in Spanien ansässige Tourismus-Beraterfirma Forward Keys sieht einen globalen Trend: Buchungen von US-Reisen seien im Vergleich zum selben Zeitraum 2016 um 6,5 Prozent zurückgegangen, wobei der Nahe Osten mit einem Minus von mehr als 37 Prozent auffiel. Adam Sacks, Chef des USbritischen Beratungsunternehmens Tourism Economics, rechnet in der „Chicago Tribune“vor, dass die USA 2017 rund vier Millionen Besucher weniger haben werde, was ein Minus von 7,4 Mrd. Dollar bedeute.
Unis fürchten um Auslandsstudenten
Auch US-Universitäten, die viel Geld mit ausländischen Studenten verdienen, sind besorgt. Fast 40 Prozent der befragten Hochschulen meldeten einen Rückgang bei den Anmeldungen ausländischer Studenten, vor allem bei den Vermögenden aus dem arabischen Raum. Vertreter der Unis, die im Ausland werben, berichten, es herrsche vielerorts bei Studenten und deren Eltern der Eindruck, dass das Klima in den USA weniger gastfreundschaftlich sei. Drei von vier befragten Unis befürchten Einnahmeeinbußen.
Was aber die erwähnten Reisebusse aus Kanada betrifft: Die seien mittlerweile wieder voll, heißt es. Das Wetter sei besser, der Frühling stehe vor der Tür, und mittlerweile wollten auch die europäischen Touristen wieder mit ihm von Toronto nach New York fahren, sagt der Busunternehmer. „Erst neulich hatte ich Passagiere aus Deutschland, zuvor waren es 20 Italiener.“
Er schließt nicht aus, dass sich Touristen von Trump abgestoßen fühlen. Doch ein völliger USA-Verzicht komme für viele offenbar nicht in Frage. „Irgendwann zieht es die Leute halt doch wieder hin.“