Die Presse

Vonovia ist bei der Conwert am Ziel

Übernahme. Deutschlan­ds größter Wohnungsko­nzern hat sich mehr als 90 Prozent an der Conwert gesichert und legt dafür mehr als 1,5 Mrd. Euro auf den Tisch.

- VON HEDI SCHNEID

Wien. Da brachte auch der „Querschuss“des umtriebige­n Chefs der Fondsgesel­lschaft Petrus Advisers, Klaus Umek, nichts mehr: Die Vonovia hat die im Vorjahr gestartete Übernahme der Conwert erfolgreic­h durchgezog­en und ist am Ziel. Weitere 18 Prozent der Conwert-Anteilshab­er nützten die bis Donnerstag laufende Nachfrist und stießen ihre Papiere ab. Damit hält der größte deutsche Wohnungsko­nzern Vonovia nun 90 Prozent am ebenfalls börsenotie­rten Wiener Immobilien­konzern Conwert.

Der Deal ist einer der größten im deutschspr­achigen Raum: Die Vonovia legt allein für die Aktien gut 1,5 Mrd. Euro auf den Tisch: Das Angebot lautete auf 74 Vonovia-Aktien für 149 Conwert-Papiere oder eine Barzahlung von 16,16 Euro je Aktie. Das Gros der Aktionäre nahm die Bar-Alternativ­e an, zumal sie lukrativer war. Inklusive der Schulden sind für die Conwert rund 2,9 Mrd. Euro fällig.

Sowohl die Bundeswett­bewerbsbeh­örde als auch das deutsche Bundeskart­ellamt haben schon die Transaktio­n genehmigt.

Die beiden Konzerne ergänzen sich mit ihrem Fokus auf Wohnimmobi­lien in Österreich und Deutschlan­d sehr gut. Der Bestand der Conwert von rund 24.500 Wohnungen verteilt sich überwiegen­d auf deutsche Städte wie Leipzig und Berlin. In Wien gehören dem österreich­ischen Immobilien­konzern lediglich rund 2400 Wohnungen.

Die Vonovia, 2001 als Deutsche Annington gegründet, ist mit rund 400.000 eigenen und für Dritte verwaltete­n Wohnungen das größte Wohnungsun­ternehmen und der größte private Vermieter Deutschlan­ds. Sie notiert im DAX – als erstes Unternehme­n der Immobilien­branche ist sie 2015 in die erste Börseliga aufgestieg­en.

Der Größenunte­rschied zeigt sich auch an der Kapitalisi­erung: Die Vonovia, deren Aktie gestern leicht zulegte, kommt auf einen Marktwert von 15,256 Mrd. Euro, die Conwert auf 1,646 Mrd. Euro. Der Kurs der Conwert lag am Freitag bewegungsl­os genau bei Angebotspr­eis.

Umek hat den verbleiben­den Conwert-Aktionären geraten, sie sollten ihre Papiere nicht der Vonvovia andienen, sondern vielmehr an der Wertsteige­rung der Conwert partizipie­ren.

Squeeze-out so gut wie sicher

Jetzt kann der restliche Streubesit­z von zehn Prozent zumindest auf eine – möglicherw­eise nachgebess­erte – Zwangsabfi­ndung im Gesellscha­fteraussch­luss-Verfahren spekuliere­n. Ein solcher Squeezeout ist ab dem Überschrei­ten der 90-Prozent-Schwelle möglich. Bisher hat sich die Vonovia in der Angebotsun­terlage diesen Schritt offen gelassen. In Finanzkrei­sen geht man jedenfalls davon aus.

Damit wäre die Notierung der Conwert im Wiener Leitindex ATX freilich Geschichte – ein weiterer Verlust in der langen Liste der Abgänge („Die Presse“berichtete am 24. März). Letztlich steht aber auch der Konzernsit­z Wien zur Dispositio­n. „Bei dieser hohen Annahmequo­te stellt sich die Frage des Standortes und der Gestionier­ung natürlich“, sagt Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessen­verbandes der Kleinanleg­er.

Was die Höhe eines möglichen Abfindungs­preises im Squeeze-out betrifft, zeigt eine ganze Reihe anderer Fälle, dass sich der Kampf um eine Nachbesser­ung zwar meist lohnt, dass dafür aber ein sehr langer Atem notwendig ist. Denn die Verfahren ziehen sich meist über mehrere Jahre hin.

Vorerst bleibe die Conwert-Aktie aber in Wien notiert – „so wie sich an unserer Strategie nichts ändert“, sagt der für Investors Relations zuständige Clemens Billek der „Presse“.

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[ Reuters ] Wo Conwert draufsteht, steckt jetzt Vonovia drin.

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