Wandern der Armen zu den Reichen
QDie von Milanovic´ gewählte Perspektive der Ungleichheit innerhalb der Welt entspricht dem Blick der Weltbank. Dafür ist sie zu loben. Es ist nicht einzusehen, welchen Unterschied es macht, ob und wie viele Staatsgrenzen zwischen den Polen des Reichtums und der Armut liegen. Der Autor weist aber darauf hin, dass der Aspekt der Ungleichheit zunehmend ein politisches Problem wird, obwohl die Ungleichheit längere Zeit hindurch geringer geworden ist. Gewachsen ist das Wissen über diese Ungleichheit, und gestiegen sind die Möglichkeiten, von der armen in die reiche Welt zu ziehen. Die einzige Möglichkeit, diese Wanderung auf zivilisierte Art und Weise zu regulieren, besteht darin, in den armen Wirtschaften die Chancen für ordentliche Einkommen zu verbessern. Die Beschränkung der Exportmöglichkeiten aus den armen Ökonomien würde diese Chancen verringern. Reduzieren wir die Importe von Textilien aus Asien, machen sich mehr Personen aus diesen Ländern nach Europa auf. Um die Globalisierung in den reichen Ländern akzeptabel zu machen, ist es wiederum notwendig, die Verlierer bei diesen Prozessen zu stützen.
Das Buch behandelt ein wichtiges Thema in verständlicher Form. Es ist sachlich und unpolemisch. Manche Details sind in der Profession umstritten. Das berührt aber nicht die zentralen Argumente des Autors. Es geht nicht um die Guten gegen die Bösen oder die Träumer gegen die Realisten. Milanovic´ analysiert ein großes Problem und diskutiert Möglichkeiten, es zu verringern.