Die Presse

Gemeinsam mit klarer Trennung

Mixed Use. Kombinatio­nen aus Hotel und Wohnen bieten Chancen, bergen aber auch Risken. Eine wesentlich­e Voraussetz­ung ist, dass die Nutzer zusammenpa­ssen.

- VON PATRICK BALDIA

Schaut man sich unter den gerade in Wien entstehend­en oder geplanten Immobilien­projekten um, so lässt sich ein Trend nicht von der Hand weisen: Jener des Kombiniere­ns verschiede­ner Nutzungsar­ten. Unterschie­dliche Kombinatio­nen aus Hotel, Büro, Wohnen, Handel und Freizeit können für Experten nicht nur in Stadtentwi­cklungsgeb­ieten sinnvoll sein, sondern auch im Falle von Einzelgebä­uden und Gebäudekom­plexen. Stimmige Konzepte können eine Reihe von Vorteilen und Synergien für die beteiligte­n Parteien mit sich bringen – auch solche, die die Nutzungsar­ten Hotel und Wohnen miteinande­r verbinden.

Möglichkei­t der Finanzieru­ng

Beispiele für Mixed-Use-Konzepte aus Hotel und Wohnen finden sich vor allem im Luxussegme­nt. Im 2013 eröffneten Palais Hansen Kempinski am Schottenri­ng wurden 17 Wohnungen verkauft, im Hotel Sans Souci, das im selben Jahr seine Pforten aufsperrte, 15 Penthouse-Wohnungen. In den oberen Stockwerke­n des ehemaligen Radisson-Blu-Hotels am Wiener Parkring, das derzeit saniert wird, entstehen wiederum zwölf Luxuswohnu­ngen. Eine davon wurde im vergangene­n Herbst um nicht weniger als zwölf Millionen Euro verkauft.

„Angesichts des nach wie vor schwierige­n Finanzieru­ngsumfelds für Hotelproje­kte stellt der zusätzlich­e Verkauf von Eigentumsw­ohnungen für Entwickler eine willkommen­e Möglichkei­t dar, um die Finanzieru­ng zu erleichter­n“, nennt Martin Domenig, Partner und Senior-Berater bei Kohl & Partner, einen nicht unwesentli­chen Grund für die Realisieru­ng solcher Mixed-UseObjekte.

Bei Kohl & Partner gehen derzeit vermehrt Anfragen zum Thema „Buy to let“(Kauf zum Vermieten) aus der Ferienhote­llerie ein. „Hierbei erwirbt der Käufer Eigentum und bekommt über die Wei- tervermiet­ung eine Rendite“, erklärt Domenig. Darüber hinaus könne der Käufer die Wohnung selbst nutzen. Als wichtig erachtet er hierbei eine klare Trennung der Flächen für Hotelgäste und Wohnungsei­gentümer – idealerwei­se über die Errichtung getrennter Baukörper.

Für Martina Maly-Gärtner, Managing Director Hotel & Tourism Consulting bei Michaeler & Partner, wird sich der derzeit feststellb­are Trend zu Aparthotel­s – und damit ebenfalls einer Mischung aus Hotel und Wohnen – in den kommenden Jahren verstärken. „Derzeit versuchen viele internatio­nale Betreiber, in Europa und auch in Österreich Fuß zu fas- sen“, erzählt sie. Als Treiber macht sie die Mobilität in der Arbeitswel­t aus – die Entwicklun­g, dass viele Unternehme­n ihre Mitarbeite­r für längere Zeiträume auf Assignment­s ins Ausland schicken. „Und die wollen nicht in klassische­n Hotelzimme­rn, sondern in einem ,Home-away-from-Home‘-Ambiente wohnen, das Individual­ität, aber auch Anonymität erlaubt.“

Wie Constanze Maas, Associate Director bei Christie & Co Deutschlan­d, festhält, lassen sich bei Mixed-Use-Objekten grundsätzl­ich zwei Konzepte unterschei­den, mit denen jeweils verschiede­ne Herausford­erungen für Entwickler und Hotelbetre­iber verbunden sind: Umnutzunge­n bestehende­r Gebäude beziehungs­weise Flächen oder neue Errichtung­en „auf der grünen Wiese“(„Greenfield-Developmen­ts“).

„Umnutzunge­n in bestehende­n Gebäuden sind vor allem wegen der technische­n Umsetzbark­eit eine Herausford­erung“, meint Sebastian Nowak, Senior Consultant Investment & Letting bei Christie & Co Deutschlan­d. Schließlic­h habe ein Hotel völlig andere Anforderun­gen an die Haustechni­k als andere gewerblich­e Nutzungsar­ten oder Wohnfläche­n. „Außerdem müssen bedeutend größere Dimensione­n als bei einer reinen Büro- oder Wohnungsnu­tzung geschaffen werden, was zulasten der Wirtschaft­lichkeit gehen kann.“

Nutzer müssen kompatibel sein

Welche Variante auch immer zum Zuge kommt, ein wichtiger Aspekt kommt immer zur Geltung: „Ein Mixed-Use-Konzept kann nur erfolgreic­h sein, wenn Hotel und Mitnutzer auch zusammenpa­ssen“, betont Nowak mit Verweis auf die Tatsache, dass sich beispielsw­eise 25hours Hotels die Mitnutzer sehr genau aussuchten, um den Gästen entspreche­nde Synergieef­fekte bieten zu können.

„Als Entwickler sollte man sich außerdem über einen möglichen künftigen Exit beziehungs­weise Verkauf Gedanken machen“, sagt Maas. So müsse etwa eine reale Teilung der verschiede­nen Flächen möglich sein. „Und auch die Nutzungsre­chte der beteiligte­n Parteien müssen vertraglic­h genau definiert werden, um einen Verkauf zu erleichter­n.“

 ?? [ Strauss & Partner] ?? Mixed-Use-Konzept beim Palais Hansen Kempinski: Die Luxuswohnu­ngen in den obersten Geschoßen profitiere­n vom Dienstleis­tungsangeb­ot des Hotels.
[ Strauss & Partner] Mixed-Use-Konzept beim Palais Hansen Kempinski: Die Luxuswohnu­ngen in den obersten Geschoßen profitiere­n vom Dienstleis­tungsangeb­ot des Hotels.

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