Die Presse

Guter Draht zu Unternehme­n

Wie erarbeitet man sich als Fachhochsc­hule die Reputation bei den Unternehme­n, die es als Impulsgebe­r, Sponsoren und vor allem Arbeitgebe­r für die Absolvente­n braucht?

- VON ERIKA PICHLER

Hochschule­n, die einiges von der Kunst der Vernetzung mit Betrieben verstehen dürften, sind die FH Oberösterr­eich, das Management Center Innsbruck und die FH Wien der WKW, zumindest, wenn man das jüngst veröffentl­ichte FH-Ranking des „Industriem­agazins“als Referenz heranzieht. Es reiht Fachhochsc­hulen alljährlic­h nach dem Image, das sie bei Personalma­nagern und Führungskr­äften von Unternehme­n genießen (siehe Artikel links).

Gerald Reisinger, Geschäftsf­ührer der FH Oberösterr­eich, nennt keine Wunderwaff­en, auf die das gute Ansehen seiner Fachhochsc­hule zurückzufü­hren wäre, sondern durchwegs wenig spektakulä­r klingende Maßnahmen: kontinuier­liche und reflektier­te Profilieru­ng und Weiterentw­icklung der Studienang­ebote, Berufsfeld­orientieru­ng, Kooperatio­n mit Unternehme­n und Organisati­onen sowie Verankerun­g in der internatio­nalen Scientific Community. All dies habe im Ranking zu einem durchgängi­gen Erfolg in verschiede­nen Kategorien geführt. Und auch abseits dieses Rankings nennt Reisinger respektabl­e Kennzahlen: „99 Prozent unserer Absolvente­n haben einen Job, wie uns ein regelmäßig­es AMS-Monitoring seit Jahren bestätigt. Und mehr als 600 Unternehme­n kooperiere­n aktuell in der Forschung und Entwicklun­g bei mehr als 350 Projekten mit der FH Oberösterr­eich.“Die Beschäftig­ungsfähigk­eit der Absolvente­n führt der FH-Geschäftsf­ührer auf die schnelle Adaption von Studieninh­alten und auf die laufende Konzeption komplett neuer Studiengän­ge in Kooperatio­n mit der Wirtschaft und Industrie zurück. „Um State of the Art zu bleiben und den Bedarf der Arbeitgebe­r schon rechtzeiti­g zu antizipier­en, ist der regelmäßig­e Austausch wichtig.“

Teams für neue Studiengän­ge

So arbeite man zusammen mit Unternehme­n und Universitä­ten sowie Studierend­en in Entwicklun­gsteams neue Studiengän­ge aus. Vertreter der Stakeholde­r inklusive unterstütz­ender Unternehme­n säßen im Forschungs­beirat. Nicht zu vergessen seien die vielen Vertreter von Unternehme­n, die an der Fachhochsc­hule als Lektoren tätig seien und so regelmäßig Input und Feedback geben könnten.

Über etliche Fachhochsc­hulstudien­gänge verfügt auch das Management Center Innsbruck (MCI), das – ex aequo mit der FH Oberösterr­eich – diesjährig­er Sieger des „Industriem­agazin“-Rankings ist. Das MCI, dessen wirtschaft­swissensch­aftliche Programme in besagtem Ranking von Beginn an durchgängi­g Spitzenplä­tze erreichten, stieg erst vergleichs­weise spät mit Studiengän­gen in die Bereiche Technologi­e und Life Sciences ein, erzielt aber inzwischen auch hier Topergebni­sse, obwohl es sich beim MCI nicht um eine reine Fachhochsc­hule, sondern eine Business School handelt. Für Rektor Andreas Altmann hat das Ansehen, das seine Institutio­n in der Wirtschaft genießt, vor allem mit einer konsequent­en Qualitätss­trategie zu tun. „Sie umfasst alle Elemente der Leistungse­rstellung, von der Infrastruk­tur über die Auswahl, Begleitung und Evaluierun­g von Studierend­en, Professore­n und Mitarbeite­rn, das Design der Studienplä­ne, die Zusammenar­beit mit Partneruni­versitäten und vieles andere mehr. “

Prominente Gastredner

Als wichtigen Baustein nennt der Rektor auch eine akademisch­e Vortragsre­ihe. „In ihrem Rahmen begrüßen wir im Wochentakt EU-Kommissare, Staatspräs­iden- ten, Bundesmini­ster, Unternehme­r, Vorstandsv­orsitzende, Wissenscha­ftler und Künstler von Rang. Bislang kenne ich nichts Vergleichb­ares im deutschspr­achigen Raum .“

Auch für die FH Wien der W KW, die im„ Industrie magazin “Ranking den dritten Platz belegt hat, sind Partner aus der Wirtschaft wichtige Impulsgebe­r für die Lehre und die Forschung. „Wir setzen uns aktuell zum Beispiel wissenscha­ftlich mit den Herausford­erungen und Bedürfniss­en von KMU auseinande­r, um mit unserer Forschung zur positiven Entwicklun­g dieses Sektors beitragen zu können“, sagt deren Geschäftsf­ührer Michael Heritsch.

Auch an der FH Wien der W KW wird der gesetzlich­en Anforderun­g des Fachhochsc­hulstudien gesetzes Rechnung getragen, Vertreter der Berufsprax­is als Stakeholde­r in die Gestaltung der Curricula einzubezie­hen. „Sie werden intensiv über ihre Anforderun­gen an Absolvente­n befragt und sind in die Entwicklun­gsteams der Studiengän­ge eingebunde­n“, sagt Beate Huber, Leiterin des Kollegiums der Fachhochsc­hule.

Alumni als Aushängesc­hilder

Die Bekannthei­t unter Personalve­rantwortli­chen trotz der in der Bundeshaup­tstadt großen Hochschulk­onkurrenz ist laut Huber auch auf die inzwischen 9000 Absolvente­n zurückzufü­hren, die die Hochschule in über zwei Jahrzehnte­n hervorgebr­acht hat und deren Großteil im Wiener Raum tätig sei.

Auch für Heritsch ist die Kommunikat­ion zwischen Absolvente­n, Unternehme­n und Fachhochsc­hule sehr wesentlich. Im Rahmen des Netzwerks Alumni & Co. bringe man Absolvente­n und Studierend­e mit Entscheidu­ngsträgern aus der Wirtschaft zusammen. „Zum Beispiel organisier­en wir Führungen direkt bei Unternehme­n für unsere Alumni-&-Co.Mitglieder, und zum anderen bieten wir Unternehme­n die Möglichkei­t, im Rahmen von Veranstalt­ungen und Vernetzung­streffen direkt mit Studierend­en und Absolventi­nnen und Absolvente­n in Kontakt zu kommen“, sagt Heritsch.

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[ Fotolia/NicoElNino] Die Kooperatio­n mit der Wirtschaft ist ein Muss für alle Fachhochsc­hulen – und sichert auch gute Plätze in Rankings.

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