Guter Draht zu Unternehmen
Wie erarbeitet man sich als Fachhochschule die Reputation bei den Unternehmen, die es als Impulsgeber, Sponsoren und vor allem Arbeitgeber für die Absolventen braucht?
Hochschulen, die einiges von der Kunst der Vernetzung mit Betrieben verstehen dürften, sind die FH Oberösterreich, das Management Center Innsbruck und die FH Wien der WKW, zumindest, wenn man das jüngst veröffentlichte FH-Ranking des „Industriemagazins“als Referenz heranzieht. Es reiht Fachhochschulen alljährlich nach dem Image, das sie bei Personalmanagern und Führungskräften von Unternehmen genießen (siehe Artikel links).
Gerald Reisinger, Geschäftsführer der FH Oberösterreich, nennt keine Wunderwaffen, auf die das gute Ansehen seiner Fachhochschule zurückzuführen wäre, sondern durchwegs wenig spektakulär klingende Maßnahmen: kontinuierliche und reflektierte Profilierung und Weiterentwicklung der Studienangebote, Berufsfeldorientierung, Kooperation mit Unternehmen und Organisationen sowie Verankerung in der internationalen Scientific Community. All dies habe im Ranking zu einem durchgängigen Erfolg in verschiedenen Kategorien geführt. Und auch abseits dieses Rankings nennt Reisinger respektable Kennzahlen: „99 Prozent unserer Absolventen haben einen Job, wie uns ein regelmäßiges AMS-Monitoring seit Jahren bestätigt. Und mehr als 600 Unternehmen kooperieren aktuell in der Forschung und Entwicklung bei mehr als 350 Projekten mit der FH Oberösterreich.“Die Beschäftigungsfähigkeit der Absolventen führt der FH-Geschäftsführer auf die schnelle Adaption von Studieninhalten und auf die laufende Konzeption komplett neuer Studiengänge in Kooperation mit der Wirtschaft und Industrie zurück. „Um State of the Art zu bleiben und den Bedarf der Arbeitgeber schon rechtzeitig zu antizipieren, ist der regelmäßige Austausch wichtig.“
Teams für neue Studiengänge
So arbeite man zusammen mit Unternehmen und Universitäten sowie Studierenden in Entwicklungsteams neue Studiengänge aus. Vertreter der Stakeholder inklusive unterstützender Unternehmen säßen im Forschungsbeirat. Nicht zu vergessen seien die vielen Vertreter von Unternehmen, die an der Fachhochschule als Lektoren tätig seien und so regelmäßig Input und Feedback geben könnten.
Über etliche Fachhochschulstudiengänge verfügt auch das Management Center Innsbruck (MCI), das – ex aequo mit der FH Oberösterreich – diesjähriger Sieger des „Industriemagazin“-Rankings ist. Das MCI, dessen wirtschaftswissenschaftliche Programme in besagtem Ranking von Beginn an durchgängig Spitzenplätze erreichten, stieg erst vergleichsweise spät mit Studiengängen in die Bereiche Technologie und Life Sciences ein, erzielt aber inzwischen auch hier Topergebnisse, obwohl es sich beim MCI nicht um eine reine Fachhochschule, sondern eine Business School handelt. Für Rektor Andreas Altmann hat das Ansehen, das seine Institution in der Wirtschaft genießt, vor allem mit einer konsequenten Qualitätsstrategie zu tun. „Sie umfasst alle Elemente der Leistungserstellung, von der Infrastruktur über die Auswahl, Begleitung und Evaluierung von Studierenden, Professoren und Mitarbeitern, das Design der Studienpläne, die Zusammenarbeit mit Partneruniversitäten und vieles andere mehr. “
Prominente Gastredner
Als wichtigen Baustein nennt der Rektor auch eine akademische Vortragsreihe. „In ihrem Rahmen begrüßen wir im Wochentakt EU-Kommissare, Staatspräsiden- ten, Bundesminister, Unternehmer, Vorstandsvorsitzende, Wissenschaftler und Künstler von Rang. Bislang kenne ich nichts Vergleichbares im deutschsprachigen Raum .“
Auch für die FH Wien der W KW, die im„ Industrie magazin “Ranking den dritten Platz belegt hat, sind Partner aus der Wirtschaft wichtige Impulsgeber für die Lehre und die Forschung. „Wir setzen uns aktuell zum Beispiel wissenschaftlich mit den Herausforderungen und Bedürfnissen von KMU auseinander, um mit unserer Forschung zur positiven Entwicklung dieses Sektors beitragen zu können“, sagt deren Geschäftsführer Michael Heritsch.
Auch an der FH Wien der W KW wird der gesetzlichen Anforderung des Fachhochschulstudien gesetzes Rechnung getragen, Vertreter der Berufspraxis als Stakeholder in die Gestaltung der Curricula einzubeziehen. „Sie werden intensiv über ihre Anforderungen an Absolventen befragt und sind in die Entwicklungsteams der Studiengänge eingebunden“, sagt Beate Huber, Leiterin des Kollegiums der Fachhochschule.
Alumni als Aushängeschilder
Die Bekanntheit unter Personalverantwortlichen trotz der in der Bundeshauptstadt großen Hochschulkonkurrenz ist laut Huber auch auf die inzwischen 9000 Absolventen zurückzuführen, die die Hochschule in über zwei Jahrzehnten hervorgebracht hat und deren Großteil im Wiener Raum tätig sei.
Auch für Heritsch ist die Kommunikation zwischen Absolventen, Unternehmen und Fachhochschule sehr wesentlich. Im Rahmen des Netzwerks Alumni & Co. bringe man Absolventen und Studierende mit Entscheidungsträgern aus der Wirtschaft zusammen. „Zum Beispiel organisieren wir Führungen direkt bei Unternehmen für unsere Alumni-&-Co.Mitglieder, und zum anderen bieten wir Unternehmen die Möglichkeit, im Rahmen von Veranstaltungen und Vernetzungstreffen direkt mit Studierenden und Absolventinnen und Absolventen in Kontakt zu kommen“, sagt Heritsch.