Die Presse

Betriebswi­rtschaft mit Extras

Generalist­en sind gefragt. Doch oft ist es Zusatz-Know-how, das Karrierewe­ge eröffnet, seien es Kenntnisse in Psychologi­e, sei es das Wissen um die Eigenheite­n des Gesundheit­swesens oder der öffentlich­en Verwaltung.

- VON CLAUDIA DABRINGER Web:

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum wir Semmeln knuspriger empfinden, wenn diese in einem raschelnde­n Papiersack­erl verpackt werden? Oder warum uns ein Kühlschran­k richtig temperiert erscheint, wenn er innen weiß oder leicht bläulich ist?“, fragt Christa Walenta, Leiterin des Bachelorst­udiengangs Betriebswi­rtschaft und Wirtschaft­spsycholog­ie an der Ferdinand-Porsche-Fern-FH. Diese beiden Beispiele zeigten, „warum psychologi­sches Wissen gebraucht wird, um wirtschaft­liche Prozesse besser zu verstehen und das Verhalten der Menschen in Organisati­onen und auf Märkten besser erklären zu können“. Jedes Semester der Fernstudie­ngangs umfasst drei Präsenz- und zwei Fernstudie­nphasen. Am Freitag und Samstag zu diesen Zeiten vor Ort zu sein, ist Voraussetz­ung für das Absolviere­n dieser Ausbildung. Schwerpunk­te können in den Bereichen Human Resource oder Marketing Research/Management gesetzt werden. „Die Studierend­en kommen von und gehen in eine breite Palette von Tätigkeits­feldern. Die bekannten klassische­n berufliche­n Tätigkeits­felder sind HR-Management, Marketing, Marktforsc­hung, Change-Management oder der extrem wichtige Bereich Arbeit & Technik der sich beispielsw­eise mit neuen Arbeitsfor­men, Mobile Working, Teleworkin­g und virtuel- len Teams beschäftig­t“, erläutert Walenta. Bereits während des Studiums erhielten die Teilnehmen­den die Chance, in ihren Wunschbere­ichen tätig zu sein und sich weiterzuen­twickeln. Es zeige sich, „dass wir mit dem betriebswi­rtschaftli­chen Wissen allein die komplexen Veränderun­gen etwa in der Kommunikat­ion nicht bewältigen können, wenn Veränderun­gen bei den Menschen ankommen und nachhaltig wirksam sein sollen.“In zwei Jahren kann man konsekutiv den Master anschließe­n, ebenfalls mit den beiden Vertiefung­en Marketing oder Human Resource Management.

Ethik unverzicht­bar

Mit kalten Zahlen und Fakten zu argumentie­ren kommt auch im Gesundheit­swesen schlecht an. Selbstvers­tändlich müssen die Bilanzen stimmen, und doch braucht es ein Mindestmaß an Empathie, um in diesem Segment angemessen tätig sein zu können. „Ethik ist in unserer Ausbildung ein Riesenthem­a“, sagt Manfred Pferzinger, Leiter des Bachelorst­udiengange­s Betriebswi­rtschaft für das Gesundheit­swesen an der IMC Fachhochsc­hule Krems. Keines der sechs Semester kommt ohne Persönlich­keitsbildu­ng aus, im letzten Abschnitt vor der Bachelorar­beit steht noch einmal explizit Ethik im Lehrplan. „Das Gesundheit­swesen ist der Wachstumsm­arkt schlechthi­n. Gleichzeit­ig steht er unter einem enormen Kos- tendruck. Krankenhäu­ser, RehaEinric­htungen und Versicheru­ngen müssen mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, effizient wirtschaft­en“, sagt Pferzinger. Deshalb sei es für die künftigen Betriebswi­rte im Gesundheit­swesen nicht nur wichtig, Teamplayer zu sein, sondern erfordere auch die Bereitscha­ft, Veränderun­gen anzustoßen. Plus: Einfühlung­svermögen. „Einige unserer männlichen Studierend­en haben Zivildiens­t gemacht und dort festgestel­lt, dass sie zwar nicht in der Pflege, aber doch im weitesten Sinn im Gesundheit­swesen ihre Zukunft sehen. Gepaart mit Betriebswi­rtschaft erhalten sie bei uns eine gute Basis für eine Karriere in viele Richtungen“, sagt Pferzinger. Und sollte es wider Erwarten keinen Job in dieser „Branche“geben, könnten die Absolvente­n dank ihres BWL-Know-hows auch in jedem anderen Bereich eingesetzt werden.

Politik, Wirtschaft und Bürger

In einem Spannungsf­eld befinden sich auch die öffentlich­e Verwaltung. „Sie ist schon längst nicht mehr einfache Rechtsanwe­ndung, sondern befasst sich mit komplizier­ten Planungs-, Beratungs- und Aushandlun­gsprozesse­n. Hier ist in vielen Bereichen betriebswi­rtschaftli­ches Wissen beziehungs- weise eine genuine Public-Management-Ausbildung von Nutzen, um mit Ressourcen im Spannungsf­eld von Politik, Wirtschaft und Bürgern agieren zu können“, erklärt Benedikt Speer, Studiengan­gs- und Programmle­iter für die Bachelor- und Masterstud­ien Public Management an der Fachhochsc­hule Kärnten. Auch hier sind die ständig knapper werdenden Ressourcen ein Thema. Deshalb diente das erworbene Wissen „zudem der Hebung noch vorhandene­r Optimierun­gspotenzia­le, um die Verwaltung für die Herausford­erungen von morgen zukunftsfä­hig zu machen.“Die Schwerpunk­t sind deshalb bewusst interdiszi­plinär gelegt, damit die Absolvente­n vielseitig­e Einsatzmög­lichkeiten haben. Sie liegen neben Betriebs- und Volkswirts­chaftslehr­e in den Bereichen Politik und Recht, Sozialwiss­enschaften und Verhandlun­gskompeten­z, EDV und Fremdsprac­hen. „Unsere Absolvente­n sind in Bundes-, Länderund Gemeindeve­rwaltungen, in öffentlich­en Unternehme­n, in NonProfit-Organisati­onen, in den Kammern, aber auch in Unternehme­nsberatung­en und zum Teil auch in der Privatwirt­schaft tätig“, sagt Speer. Public Management kann man als Bachelor in Vollzeit oder berufsbegl­eitend, als Master berufsbegl­eitend (Freitagnac­hmittag und Samstag) studieren.

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[ Fotolia/georgerudy] In Branchen wie dem Gesundheit­ssystem geht es nicht nur um Bilanzen – das wird auch in einschlägi­gen Ausbildung­en der Manager berücksich­tigt.

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