Betriebswirtschaft mit Extras
Generalisten sind gefragt. Doch oft ist es Zusatz-Know-how, das Karrierewege eröffnet, seien es Kenntnisse in Psychologie, sei es das Wissen um die Eigenheiten des Gesundheitswesens oder der öffentlichen Verwaltung.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum wir Semmeln knuspriger empfinden, wenn diese in einem raschelnden Papiersackerl verpackt werden? Oder warum uns ein Kühlschrank richtig temperiert erscheint, wenn er innen weiß oder leicht bläulich ist?“, fragt Christa Walenta, Leiterin des Bachelorstudiengangs Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie an der Ferdinand-Porsche-Fern-FH. Diese beiden Beispiele zeigten, „warum psychologisches Wissen gebraucht wird, um wirtschaftliche Prozesse besser zu verstehen und das Verhalten der Menschen in Organisationen und auf Märkten besser erklären zu können“. Jedes Semester der Fernstudiengangs umfasst drei Präsenz- und zwei Fernstudienphasen. Am Freitag und Samstag zu diesen Zeiten vor Ort zu sein, ist Voraussetzung für das Absolvieren dieser Ausbildung. Schwerpunkte können in den Bereichen Human Resource oder Marketing Research/Management gesetzt werden. „Die Studierenden kommen von und gehen in eine breite Palette von Tätigkeitsfeldern. Die bekannten klassischen beruflichen Tätigkeitsfelder sind HR-Management, Marketing, Marktforschung, Change-Management oder der extrem wichtige Bereich Arbeit & Technik der sich beispielsweise mit neuen Arbeitsformen, Mobile Working, Teleworking und virtuel- len Teams beschäftigt“, erläutert Walenta. Bereits während des Studiums erhielten die Teilnehmenden die Chance, in ihren Wunschbereichen tätig zu sein und sich weiterzuentwickeln. Es zeige sich, „dass wir mit dem betriebswirtschaftlichen Wissen allein die komplexen Veränderungen etwa in der Kommunikation nicht bewältigen können, wenn Veränderungen bei den Menschen ankommen und nachhaltig wirksam sein sollen.“In zwei Jahren kann man konsekutiv den Master anschließen, ebenfalls mit den beiden Vertiefungen Marketing oder Human Resource Management.
Ethik unverzichtbar
Mit kalten Zahlen und Fakten zu argumentieren kommt auch im Gesundheitswesen schlecht an. Selbstverständlich müssen die Bilanzen stimmen, und doch braucht es ein Mindestmaß an Empathie, um in diesem Segment angemessen tätig sein zu können. „Ethik ist in unserer Ausbildung ein Riesenthema“, sagt Manfred Pferzinger, Leiter des Bachelorstudienganges Betriebswirtschaft für das Gesundheitswesen an der IMC Fachhochschule Krems. Keines der sechs Semester kommt ohne Persönlichkeitsbildung aus, im letzten Abschnitt vor der Bachelorarbeit steht noch einmal explizit Ethik im Lehrplan. „Das Gesundheitswesen ist der Wachstumsmarkt schlechthin. Gleichzeitig steht er unter einem enormen Kos- tendruck. Krankenhäuser, RehaEinrichtungen und Versicherungen müssen mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, effizient wirtschaften“, sagt Pferzinger. Deshalb sei es für die künftigen Betriebswirte im Gesundheitswesen nicht nur wichtig, Teamplayer zu sein, sondern erfordere auch die Bereitschaft, Veränderungen anzustoßen. Plus: Einfühlungsvermögen. „Einige unserer männlichen Studierenden haben Zivildienst gemacht und dort festgestellt, dass sie zwar nicht in der Pflege, aber doch im weitesten Sinn im Gesundheitswesen ihre Zukunft sehen. Gepaart mit Betriebswirtschaft erhalten sie bei uns eine gute Basis für eine Karriere in viele Richtungen“, sagt Pferzinger. Und sollte es wider Erwarten keinen Job in dieser „Branche“geben, könnten die Absolventen dank ihres BWL-Know-hows auch in jedem anderen Bereich eingesetzt werden.
Politik, Wirtschaft und Bürger
In einem Spannungsfeld befinden sich auch die öffentliche Verwaltung. „Sie ist schon längst nicht mehr einfache Rechtsanwendung, sondern befasst sich mit komplizierten Planungs-, Beratungs- und Aushandlungsprozessen. Hier ist in vielen Bereichen betriebswirtschaftliches Wissen beziehungs- weise eine genuine Public-Management-Ausbildung von Nutzen, um mit Ressourcen im Spannungsfeld von Politik, Wirtschaft und Bürgern agieren zu können“, erklärt Benedikt Speer, Studiengangs- und Programmleiter für die Bachelor- und Masterstudien Public Management an der Fachhochschule Kärnten. Auch hier sind die ständig knapper werdenden Ressourcen ein Thema. Deshalb diente das erworbene Wissen „zudem der Hebung noch vorhandener Optimierungspotenziale, um die Verwaltung für die Herausforderungen von morgen zukunftsfähig zu machen.“Die Schwerpunkt sind deshalb bewusst interdisziplinär gelegt, damit die Absolventen vielseitige Einsatzmöglichkeiten haben. Sie liegen neben Betriebs- und Volkswirtschaftslehre in den Bereichen Politik und Recht, Sozialwissenschaften und Verhandlungskompetenz, EDV und Fremdsprachen. „Unsere Absolventen sind in Bundes-, Länderund Gemeindeverwaltungen, in öffentlichen Unternehmen, in NonProfit-Organisationen, in den Kammern, aber auch in Unternehmensberatungen und zum Teil auch in der Privatwirtschaft tätig“, sagt Speer. Public Management kann man als Bachelor in Vollzeit oder berufsbegleitend, als Master berufsbegleitend (Freitagnachmittag und Samstag) studieren.