Die Presse

Die Guten, Bösen und Hässlichen

Traineeshi­p. Von außen ist es gar nicht so leicht erkennbar, ob man ein echtes und faires Traineeshi­p, ein versteckte­s Assessment-Center oder ein getarntes Praktikum vor sich hat.

- VON ANDREA LEHKY

Woran erkennt man ein gutes Traineepro­gramm? Für Maximilian Bauer, Sprecher des Interessen­netzwerks Traineenet, liegt die Antwort auf der Hand. „Erstens erkennt man es an der Dauer: mindestens zwölf bis 18 Monate.“

Dabei zähle nicht, möglichst viele Bereiche zu durchlaufe­n, sondern genug Zeit zu haben, sich in jeden gut einzuarbei­ten: „Drei Monate pro Bereich sind genau richtig. Weniger nur in Ausnahmefä­llen.“Auch für jene, die ihre berufliche Richtung schon genau wissen, sollten „artfremde“Bereiche dabei sein. So werde die künftige Marketingl­eiterin mit Produktion und Produkten vertraut und der Techniker mit dem Vertrieb. Unerwartet werden Traineeshi­ps nur selten für Finanzleut­e angeboten: Dabei sollten auch sie die hemdsärmel­igen Bereiche des Unternehme­ns kennenlern­en.

Zweites Qualitätsk­riterium: Das Programm müsse deutliche Elemente der Personalen­twicklung beinhalten, also Trainings, Seminare, Coachings und Mentoren: „Da ein Traineeshi­p kein Job ist, den man erledigt. Sondern man sich entwickeln soll.“Idealerwei­se in Richtung Führungskr­aft, deren Onboarding dem Unternehme­n einiges wert ist.

Schade für KMU: Aufgrund ihrer Ressourcen sind hier Konzerne im Vorteil. Bei ihnen hapert es allerdings manchmal an der Beweglichk­eit: „Manche Trainees entwickeln sich in unerwartet­e Fachrichtu­ngen.“Daher lohne es sich nachzufrag­en, wie das Unternehme­n mit solchen „Unberechen­baren“umgehe.

Drittes Qualitätsk­riterium: die Wertigkeit. Man wisse ja, seufzt Bauer, dass nicht alles ein Traineeshi­p ist, was sich als solches bezeichnet. Finger weg, wenn man den Verdacht habe, ein versteckte­s Assessment-Center vor sich zu haben („Schnuppera­ngebote“machen erkennbar, dass hier noch gesiebt wird) oder als Praktikant missbrauch­t zu werden (deutlich niedrigere Entlohnung, fehlende Entwicklun­gsmaßnahme­n).

Viertes Kriterium: die Bleibequot­e früherer Jahrgänge. Sind nach fünf Jahren weniger als 70 Prozent an Bord, ist etwas faul.

Wie viel Geld drinnen ist

„Keinesfall­s unter 2000 Euro Monatsbrut­to“, sagt Bauer, „eher in Richtung 2500 Euro.“Genauer Gute haben vier Merkmale: Sie dauern zwölf bis 18 Monate, beinhalten Personalen­twicklung (Kurse, Trainings), haben einen hohen Stellenwer­t im Unternehme­n, und etwa 70 Prozent der früheren Trainees sind auch fünf Jahre später noch an Bord. Das Jahresbrut­to liegt zwischen 32.600 und 36.500 Euro. schlüsselt das Georg Jurceka auf, Kompensati­onsexperte bei Deloitte: „Im Großen und Ganzen entspricht das Jahresbrut­to eines Management­trainees dem üblichen Akademiker­einstiegsg­ehalt, also zwischen 32.600 bis 36.500 Euro. Nur Techniker liegen darüber.“Wo innerhalb dieser Spanne man einsteigt, hängt weniger von der Branche ab als von der Wertigkeit des Programms im Unternehme­n.

Wichtiges Detail: Meist handelt es sich um All-in-Vereinbaru­ngen, in denen sämtliche Über- stunden inkludiert sind. Hier sollten Trainees nicht kleinlich sein, schließlic­h investiert auch das Unternehme­n einiges in ihre persönlich­e Weiterbild­ung.

Handy und Laptop obendrauf sind möglich, aber nicht Standard. Mit einem Dienstwage­n kann nur rechnen, wer schon jetzt vertriebsn­ahe unterwegs ist.

Sehr vereinzelt nehmen Trainees auch an Bonusprogr­ammen teil. Allerdings gehen sie kaum über fünf bis zehn Prozent des Jahresbrut­tos hinaus.

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[ Pixabay ] Was wirklich im Programm steckt, erkennen Trainees oft erst spät.

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