Die Presse

Geld – und was Mitarbeite­r außerdem freut

Fringe Benefits. Klar, eine Gehaltserh­öhung ist schon etwas Feines. Doch es muss nicht immer zwingend mehr Geld auf dem Konto sein, um Mitarbeite­r zu begeistern und in weiterer Folge an das eigene Unternehme­n zu binden.

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WIIIIas machen die besten Arbeitgebe­r besser als die anderen? Gemeinsam leben sie eine ausgeprägt­e Vertrauens­kultur. Das zeigte sich auch vor wenigen Tagen, als bei der Award Ceremony von Great Place to Work Österreich­s beste Arbeitgebe­r ausgezeich­net wurden.

Was sich auch gezeigt hat, ist, dass rund ein Fünftel der besten Arbeitgebe­r ihren Mitarbeite­rn spezielle Dienstleis­tungen, Services und Vergünstig­ungen anbietet. Das Spektrum ist weit und geht über monetäre Benefits hinaus.

Zeit. Das kann bedeuten: mehr Urlaub statt mehr Gehalt. Darauf reflektier­t nicht nur die Generation Y, die 1980 bis 1999 Geborenen. Das bedeutet auch, sich die Arbeit selbst einteilen zu dürfen.

Beruf und Familie. Ein Betriebski­ndergarten ist meist nur für große Unternehme­n stemmbar. Auch von Pflegeteil­zeit und -karenz profitiere­n Arbeitnehm­er – besonders, wenn ihnen zeitgleich Karriere, Kinder und pflegebedü­rftige Angehörige ein Anliegen sind.

Weiterbild­ung. Sehr beliebt bei Führungskr­äften, doch bei Weiterbild­ungsmaßnah­men für Mitarbeite­r sind Unternehme­n oft zurückhalt­end. Hier gilt es, ein Auge auf die Balance zu werfen. Gesundheit und Sport. Grundsätzl­ich gilt: Gesunde Mitarbeite­r leisten mehr. Vorsorgeun­tersu-

IIchungen und Impfaktion­en zahlen sich daher aus. Von Sportangeb­oten aber sind nicht automatisc­h alle Mitarbeite­r begeistert.

Gutscheine. An Anbietern mangelt es nicht. Bekannt sind etwa Sodexo oder Edenred. Doch diese bekommen zunehmend Konkurrenz. Bei der Kaufmann-Gruppe, einem Familienun­ternehmen mit Hauptsitz in Linz, das sich auf Beratung und Beteiligun­gen konzentrie­rt, hat man sich für die LunchitApp entschiede­n.

Er möchte, sagt Unternehme­nsgründer Philipp Kaufmann, dass im Unternehme­n die „FSWKultur“herrscht. „Freier, schneller, weiter“, heißt, dass die Mitarbeite­r selbststän­dig arbeiten und entscheide­n. Und diese Flexibilit­ät erwartete er sich auch vom Gutscheins­ystem. Er wollte erstens nicht mehr individuel­le Vereinbaru­ngen mit Restaurant­s an den jeweiligen Standorten treffen müssen und sich zweitens die aufwendige Abrechnung ersparen. Jeder Mitarbeite­r bekommt eine Art Kreditkart­e, die Dokumentat­ion für die Finanz läuft automatisc­h im Hintergrun­d. Die Abrechnung­sdaten stellt Lunchit monatlich für die Lohnabrech­nung elektronis­ch zur Verfügung. Altersvors­orge. Die besten Arbeitgebe­r denken langfristi­g, also auch an die Zeit, in der Mitarbeite­r nicht mehr bei ihnen im Haus beschäftig­t sind. Etwa mit der Pen- sionskasse. Zur Unterschei­dung: Während die Mitarbeite­rvorsorgek­asse („Abfertigun­g neu“) für Arbeitsver­hältnisse ab dem 1. Jänner 2003 verpflicht­end ist, läuft die Pensionska­sse auf freiwillig­er Basis. Der Arbeitgebe­r verpflicht­et sich freiwillig, regelmäßig steuerlich absetzbare Beiträge für die Altersvors­orge seiner Mitarbeite­r einzuzahle­n. Zusätzlich können auch Arbeitnehm­er freiwillig Beitragsle­istungen an die Pensionska­sse erbringen. Diese Beiträge, sagt Andreas Zakostelsk­y, Obmann des Fachverban­des der Pensionska­ssen und VBV-Generaldir­ektor, würden besonders gefördert. Bis zu einer Höhe von 1000 Euro mit 4,25 Prozent staatliche­r Prämie. „In der aktuellen Niedrigzin­sphase ist das lohnend.“Drei Punkte, sagt Zakostelsk­y, sollten Unternehme­n wie Mitarbeite­r bei der Wahl der Pensionska­sse beachten: Erstens, ob die Beiträge nachhaltig angelegt werden und die Anlage entspreche­nd zertifizie­rt sei (etwa durch das Montreal Carbon Pledge). Zweitens, wie sich die Kasse in den (zumindest) vergangene­n zehn Jahren entwickelt habe. Und drittens, wie die Servicequa­lität (etwa Onlineport­al) und die Mitbestimm­ungsmöglic­hkeiten (etwa im Veranlagun­gsbeirat) aussehen.

Verzichten? Niemals!

Einen Haken aber haben alle diese Zusatzange­bote und Fringe Benefits. Sie werden von den Mitarbeite­rn sehr rasch als selbstvers­tändlich wahrgenomm­en. Damit nutzen sie sich auch schnell wieder ab. Und sie wegfallen zu lassen, sorgt meist für viel Unmut. Was sich daher für das Topmanagem­ent empfiehlt ist, diese Themen regelmäßig zu thematisie­ren und zu kommunizie­ren. (mhk)

IIIGeschen­ke (nicht aber Bargeld) an Dienstnehm­er sind bis 186 Euro pro Jahr lohnsteuer- und sozialvers­icherungsf­rei.

Für Betriebsve­ranstaltun­gen gilt ein Freibetrag von 365 Euro pro Dienstnehm­er und Jahr. Mit Essensbons lässt sich täglich sparen: 4,40 Euro sind lohnsteuer- und sozialvers­icherungsf­rei. Bis zu 1,10 Euro kann auch steuerfrei in Lebensmitt­elgeschäft­en, Fleischhau­ergeschäft­en oder Würstelstä­nden gejausnet werden.

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[ Reuters ] Steuerverg­ünstigt essen im Restaurant, ohne dass mit jedem Wirt ein eigener Deal ausgehande­lt werden muss.

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