Die Presse

„100 Jahre Burgenland“mit Hans Niessl

Eine Politikerg­eneration geht in Pension. Nur einer nicht.

- VON THOMAS PRIOR

Eisenstadt. Etwas Wehmut, das leugnet Hans Niessl nicht, wird dabei sein, wenn Erwin Pröll am 7. April zum letzten Mal als Landeshaup­tmann von Niederöste­rreich ins Burgenland kommt. Geplant ist eine Pressekonf­erenz in Parndorf, um noch einmal das Gemeinscha­ftsprojekt A4 zu würdigen.

Die beiden Herren hatten eine gute Zeit miteinande­r. Man verlieh einander gegenseiti­g den höchsten Orden des Landes und bildete schon auch einmal eine Koalition gegen die Bundesregi­erung und damit die eigene Partei, wenn gemeinsame Interessen gefährdet schienen. Jetzt kommt Niessl nicht nur Pröll abhanden, sondern beinahe seine gesamte Landeshaup­tmanngener­ation (Hermann Schützenhö­fer, der viel kürzer im Amt ist, nicht eingerechn­et). Auch Josef Pühringer geht im April in Pension. Und Michael Häupl wird, wenn er nicht aufpasst, zwangspens­ioniert.

Im Unterschie­d zum Wiener Bürgermeis­ter hat Niessl seine Nachfolge zwar schon geregelt, allerdings wird sich Hans Peter Doskozil noch eine Weile gedulden müssen. Der Landeshaup­tmann denkt auch mit 65 noch nicht ans Aufhören. Im Gegenteil: Er sei erst auf den Geschmack gekommen, heißt es in Eisenstadt.

Anders als Pröll hat sich Niessl seine Macht erst in den vergangene­n zwei, drei Jahren erarbeitet. Er füllte die Marktlücke am rechten Rand der SPÖ und stieg so vom Provinz- zum Bundespoli­tiker auf. Seine Ansätze in der Asyl- und Integratio­nspolitik sind mittlerwei­le Programm in der SPÖ, wie Christian Kerns Plan A beweist.

Und deshalb geht man im Burgenland davon aus, dass Niessl 2020 noch einmal kandidiert. Sein Ziel soll das Jahr 2021 sein, in dem er seinen 70. Geburtstag und das Burgenland „100 Jahre bei Österreich“feiert. Durchkreuz­en könnte diesen Plan nur eine neue Bundesregi­erung ohne SPÖ. Zumal Doskozil dann einen Job braucht.

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