Die Presse

Alle Macht dem Integratio­nsfonds?

Flüchtling­e. Morgen, Dienstag, will die Regierung das neue Integratio­nspaket im Ministerra­t absegnen. Von Außen regt sich Kritik an den neuen Kompetenze­n für den Integratio­nsfonds.

- VON IRIS BONAVIDA

Wien. Auf der To-Do-Liste der Regierung für den Monat März ist noch ein Punkt offen: Das neue Integratio­nspaket muss fertig geschnürt werden. Die Zeit drängt, daher will die Koalition das neue Paket morgen, Dienstag, im Ministerra­t absegnen.

Doch ob der Zeitplan hält, ist unklar: „Dafür besteht eine FiftyFifty-Chance“, heißt es aus Regierungs­kreisen. SPÖ und ÖVP dürften sich noch in einigen Punkten uneinig sein – unter anderem beim Integratio­nsjahr: Also jenem Zeitraum, in dem sich anerkannte Flüchtling­e und Asylwerber mit hoher Bleibewahr­scheinlich­keit zu gemeinnütz­iger Arbeit und dem Besuch von Kursen verpflicht­en.

Aber nicht nur SPÖ und ÖVP feilen noch am Gesetzeste­xt, auch von Außen regte sich bereits Widerstand gegen die Pläne der Regierung: Einige Bundesländ­er und Institutio­nen befürchten, dass dem Österreich­ischen Integratio­nsfonds (ÖIF) eine Monopolste­llung zukommen könnte. Das Institut würde den Markt kontrollie­ren und regulieren, gleichzeit­ig aber Mitbewerbe­r sein, so die Kritiker.

Der Hintergrun­d: Neben dem Integratio­nsjahr soll eine Integratio­nsvereinba­rung kommen – auch für Drittstaat­sangehörig­e. Für diese Gruppe gelten künftig höhere Qualitätss­tandards bei der Absolvieru­ng einer Integratio­nsprüfung über Sprach- und Wertekentn­isse.

Der Haken daran, zumindest laut den Kritikern: Laut einem ersten Gesetzesen­twurf stellt das Integratio­nsminister­ium in Zukunft Deutschkur­smaßnahmen auf dem Sprachnive­au A1 zur Verfügung. „Die Abwicklung dieser Maßnahmen erfolgt durch den ÖIF, der sich dabei Kursträger­n bedienen kann“, heißt es in dem Papier. Auch die Integratio­nsprüfung soll der ÖIF durchführe­n – bzw eine von ihm zertifizie­rte und berechtigt­e Einrichtun­g. Dasselbe gilt für Integratio­nskurse zur Vorbereitu­ng auf die Prüfung.

Laut dem „Netzwerk Sprachenre­chte“nimmt „der ÖIF mehrere Rollen ein, die nicht miteinande­r kombinierb­ar“seien: Das Institut würde also selbst Kurse anbieten, gleichzeit­ig über andere Anbieter entscheide­n. Auch das Land Burgenland, Steiermark und Wien sehen diese Abwicklung kritisch.

Im Integratio­nsminister­ium weist man die Kritik zurück: „Wir sind meilenweit von einer Monopolste­llung entfernt.“Schon jetzt sei es so, dass der ÖIF lediglich der Lückenfüll­er bei Deutschkur­sen sei. 71 Prozent dieser Kurse würde das Arbeitsmar­ktservice AMS anbieten, der ÖIF nur vier Prozent. Einen Interessen­skonflikt sieht man im Ministeriu­m auch für die Zukunft nicht. „Aber wir werden alle Stellungna­hmen besprechen.“

Der ÖIF wurde seit der Flüchtling­skrise im Jahr 2015 verstärkt für das Organisier­en von Sprach- und vor allem Wertekurse­n herangezog­en: 2016 erhielt das Außen- und Integratio­nsminister­ium 25 Millionen Euro aus einem Sonder-För- dertopf der Regierung für die Integratio­n der Flüchtling­e. Das Geld wurde dem ÖIF zur Verfügung gestellt, größtentei­ls zur Förderung von Deutschkur­sen.

805.000 Euro für Abwicklung

Laut Vertrag zwischen Ministeriu­m und ÖIF erhielt der Fonds auch eine Abwicklung­spauschale in der Höhe von fünf Prozent – also 805.000 Euro. Andere Deutschkur­sanbieter, wie der Fond Soziales Wien (der von der Stadt Wien beauftragt wird), erhalten eine solche Abwicklung­spauschale nicht und tragen die Kosten selbst.

Laut Integratio­nsminister­ium sei diese Pauschale für Overheadko­sten vorgesehen: Also für die Abwicklung, Ausschreib­ungen, Erstellung einer Datenbank etc. Einen solchen Vertrag habe man nur mit dem ÖIF abgeschlos­sen. Würde man andere Fonds beauftrage­n, würde man es auch so handhaben. Dass andere Institute diese Pauschale nicht bekommen würden, könne man also nicht beeinfluss­en.

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[ APA ] Das geplante Integratio­nsgesetz sieht einen Rechtsansp­ruch auf Deutschkur­se vor, Flüchtling­e verpflicht­en sich aber auch zur Teilnahme an den Kursen.

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