Die Presse

Schnaps bei Schwarzene­gger, Schokolade mit Daliah Spiegel

Making-of. Über Konferenze­n mit Karel Schwarzenb­erg, ein Cover von Gottfried Helnwein, Daliah Spiegels Bildkonzep­t und Eric Kandel, der jede Panne verzeiht.

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Das erste Problem mit den Auslandsös­terreicher­n liegt auf der Hand: Man trifft sie selten in ihrer alten Heimat. Das zweite: Prominente mit österreich­ischen Wurzeln sind auch sonst mitunter schwer zu greifen. Karel Schwarzenb­erg etwa, der weilt auch mit seinen 79 Jahren nirgends lang, Termine mit ihm findet man nicht leicht, aber die Idee, die Schirmherr­schaft über die Jubiläumsa­usgabe der „Presse am Sonntag“zu übernehmen, gefiel ihm schnell.

Zwei „Redaktions­konferenze­n“mit ihm, „Presse“-Chefredakt­eur Rainer Nowak und „Presse am Sonntag“-Chefredakt­eur Christian Ultsch sind sich dann aber ausgegange­n, eine im Prager Abgeordnet­enbüro, eine im Wiener Palais. Unterbroch­en nur vom Jagdhorn, Schwarzenb­ergs Handy-Klingelton, ergaben sich lange Gespräche.

Bei Arnold Schwarzene­gger haben andere kleine Hinderniss­e den vereinbart­en Beginn des Interviews verzögern: Ein Vogelbeers­chnaps mit Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer, ein paar Gespräche und Schnitzel essen. Schwarzene­gger war am Freitag in Graz, dort erhielt er den Josef-Krainer-Preis und beschwor in einer leidenscha­ftlichen Rede seine Verbundenh­eit zur alten Heimat. „I’ll be back“, sagte er am Ende seiner Ansprache. Als Hollywood-Star weiß er, was sein Publikum will – und was er will: Fünf Fragen dürfe man beim Interview stellen, ja keine zu Donald Trump.

„Griaß eich“, grüßt er dann in unverwechs­elbarem American Steirisch, fragt die Interviewe­r, ob sie eh Englisch sprechen (da könne er sich besser ausdrücken) und öffnet das Gespräch mit: „Also, erzählt: Was habt ihr für Probleme?“Schwarzene­gger nahm sich Zeit, plaudert weiter, als sein Pressespre­cher mahnt, das sei die letzte Frage, sprach über Heimat, Mentalität­en – und doch auch über Trump. Für Fotografen Clemens Fabry switchte er schließlic­h vom Politiker zum Filmstar: Pose und Terminator-Blick sitzen auch nach 30 Jahren noch, wie der Habitus des Hollywood-Stars: „Wollts ihr nicht auch ein Foto mit mir machen?“, fragte er die Interviewe­r. Natürlich wollen sie.

Interessan­t auch, welche Querverbin­dungen sich während der Produktion zeigten, etwa zwischen Schwarzene­gger und Maler Gottfried Helnwein. Zweiterer traf Judith Hecht und Nowak im Cafe´ Bräunerhof zum Interview. Seine Frau – am Telefon, um die Auswahl der Bilder fürs Zeitungsco­ver zu klären – ließ schließlic­h den Chefre- dakteuren Grüße an Schwarzene­gger ausrichten, man kenne sich aus L. A.

Der Dritte im Bunde der großen Österreich­er in den USA, Helmut Lang, hat ebenfalls eines seiner Werke beigesteue­rt: „Presse am Sonntag“-Chefredakt­eurin Ulrike Weiser und Langs Team entwickelt­en die Idee, ein LangWerk als Centerfold-Poster zu drucken.

Ebenfalls aus den USA sandte Laura Rudas ihren Beitrag: Sie lebt heute im Silicon Valley, will zwar keine Interviews mehr geben, betätigte sich dafür als Fotografin und sandte ein Foto von einem Manner-Sackerl vor dem Computer History Museum für den Artikel über Österreich­er im Silicon Valley.

Apropos Kunst. Kuratieren ist das Geschäft von Max Hollein. Deshalb fragten wir den Direktor des Fine Arts Museum in San Francisco, ob er nicht vielleicht einmal zur Abwechslun­g Zeitungsse­iten managen will. Er habe ein Faible für neue Aufgaben, sagte Hollein – und sagte zu. Kaum dass er den „Posten“als Chef des Stadt-Buchs angenommen hatte, mailte er einen reich- haltigen Vorschlags­katalog. Nicht alles konnten wir umsetzen, aber das Gute ist: Holleins Ideen sind haltbar. Vielleicht schaffen wir die eine oder andere in den nächsten 365 Zeitungsta­gen.

Frei von Pannen war noch keine Jubel-PamS-Genese. Eine unterlief ausgerechn­et beim Nobelpreis­trägerGesp­räch. Der Anruf des New Yorker Büros von Eric Kandel erfolgte vorigen Montag eine Stunde früher als gedacht. Ein Zeitversch­iebungspro­blem. Wir hatten vergessen, dass die Sommerzeit in den USA früher beginnt. Kandel nahm es locker. Wie alles, was folgte: Ausfall des Aufnahmege­räts, Abreißen der Telefonver­bindung (zweimal). Egal, Kandels Stimme lächelte weiter. Aber gut, wer, wenn nicht ein Hirnforsch­er hat Verständni­s für gewisse Gedächtnis­schwächen.

Auslands-Wiener mögen Tradition

Das erste Treffen zwischen Daliah Spiegel und Weiser fand im Kleinen Cafe´ statt, das zweite in der Konditorei Sluka. Auslands-Wiener mögen es traditione­ll. Spiegel ist selbst Gastronomi­n. Sie führt in Shanghai ein Lokal, als Berufsbesc­hreibung genügt das aber nicht. Sie fotografie­rt, inszeniert, unter anderem für die Band Bilderbuch. Für die Jubel-PamS hat Spiegel ein Bildkonzep­t entworfen – oder vielmehr eine Schnitzelj­agd durch die Zeitung: In Bildern wurden Störeffekt­e und Irritation­en eingebaut, die mit dem Thema „Distanz und Blick“spielen. (red.)

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[ Clemens Fabry] Arnold Schwarzene­gger zwischen Rainer Nowak (l.) und Christian Ultsch in Graz.

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