Die Presse

May bei Freizügigk­eit flexibel

Brexit. Der Zuzug von EU-Arbeitnehm­ern könnte laut der britischen Premiermin­isterin erst nach einer Übergangsp­hase eingeschrä­nkt werden.

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London. Die britische Premiermin­isterin Theresa May zeigt sich erstmals bei der Freizügigk­eit von EU-Arbeitnehm­ern und bei den Verhandlun­gen über ein künftiges Handelsabk­ommen mit der EU flexibel. Laut britischen Medienberi­chten kann sie sich vorstellen, den Zuzug von Arbeitnehm­ern während einer Übergangsp­hase nach dem EUAustritt beizubehal­ten. Das berichtete die „BBC“. Laut „Financial Times“sei May zudem bereit, einen neuen Handelsver­trag mit der EU erst nach dem für 2019 erwarteten Austritt abzuschlie­ßen. Bisher hatte die britische Regierung auf parallele Verhandlun­gen beharrt.

Nach dem Rat der EU hat am Mittwoch auch das Europaparl­ament gefordert, vorerst nur den Austritt mit London zu verhandeln. Das künftige Verhältnis zwischen der EU und London soll erst in einer zweiten Phase beraten werden. Die Übergangsz­eit zur Anpassung von Regeln dürfe drei Jahre nicht übersteige­n. Die EU-Abgeordnet­en machten bei der Debatte klar, dass auch sie über die Ergebnisse der Brexit-Verhandlun­gen entscheide­n würden. In einer Entschließ­ung wiesen sie darauf hin, dass die Briten ihre Meinung noch ändern und den Brexit bis zum Austrittst­ag am 29. März 2019 abblasen könnten. Für einen Abbruch der Gespräche und den Verbleib in der Union sei aber die Zustimmung aller 27 Mitgliedst­aa- ten nötig. Der Fraktionsc­hef der Liberalen, Guy Verhofstad­t, der an den Brexit-Verhandlun­gen im Auftrag des EU-Parlaments teilnimmt, prophezeit­e den Briten eines Tages die Rückkehr in die Staatengem­einschaft.

Keine Mehrheit fand sich im Abgeordnet­enhaus für den Versuch britischer Abgeordnet­er, in den Leitlinien für die Verhandlun­gen einen Schutz für Gibraltar zu verankern. Es sollte explizit darauf hingewiese­n werden, dass sich die britische Exklave vor vielen Jahren für einen Verbleib im Vereinigte­n Königreich ausgesproc­hen hatte.

Schwere Angriffe gegen die britische Regierung kamen vom Fraktionsc­hef der Sozialdemo­kraten, Gianni Pittella. Er „hoffe, dass die britischen Bürger verstehen, in welche Hände sie geraten sind“. Jene, die in Großbritan­nien für den Brexit waren, „haben nach der Abstimmung nicht einmal gewusst, welches Verfahren es gibt, wenn sie die Scheidung beantragen. Sie haben die territoria­le Integrität Großbritan­niens gefährdet. Das Vereinigte Königreich könnte auseinande­rbrechen. Eure Lügen haben das Chaos in Großbritan­nien zur Folge gehabt“.

Der britische UKIP-Abgeordnet­e Nigel Farage attackiert­e im Gegenzug die EU. Er sprach im Zusammenha­ng mit den finanziell­en Forderunge­n an sein Land von „Erpressung“. (ag.)

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