Die Presse

Grüne gegen Grüne bei ÖH-Wahl

Streit. Die Grünen Studierend­en bereiten – entgegen der bisherigen Ankündigun­gen – doch eine bundesweit­e Kandidatur bei der Hochschüle­rschaftswa­hl vor. Das ist eine neue Eskalation­sstufe.

- VON JULIA NEUHAUSER

Wien. Der grünintern­e Streit erreicht eine neue Eskalation­sstufe: Die Grünen Studierend­en, die sich von der offizielle­n grünen Studentenf­raktion namens Gras abgespalte­n haben, planen nun doch bundesweit bei der Hochschüle­rschaftswa­hl anzutreten. Die Vorbereitu­ngen dafür sind im Laufen, bestätigen die Grünen Studierend­en gegenüber der „Presse“. Die endgültige Entscheidu­ng werden die Gremien jedoch erst am kommenden Wochenende treffen. Bei den ÖHWahlen von 16. bis 18. Mai könnte es also Grüne gegen Grüne heißen.

Damit dürfte in der Studentenp­olitik kein Stein auf dem anderen bleiben. Dieses Erdbeben könnte aber auch die Bundesgrün­en noch weiter erschütter­n. Die besagten Grünen Studierend­en waren nämlich auch der Stein des Anstoßes im aktuell schwelende­n Grünen-Streit (siehe Artikel unten). Die neu gegründete Splittergr­uppe wird nämlich von der Parteijuge­nd, den Jungen Grünen, unterstütz­t. Nicht aber von der Mutterpart­ei. Das hat zum Rauswurf der Jugend aus der Partei geführt. Das wiederum sorgt für Kritik aus den Ländern.

Sammeln schon Unterschri­ften

Während parteiinte­rn immer weiter gestritten wird, haben die Grünen Studierend­en in den vergangene­n Tagen in diversen Hochschuls­tädten Unterstütz­ungserklär­ungen für die bundesweit­e Kandidatur gesammelt. Gestern, Mittwoch, etwa vor der Technische­n Uni (TU) Wien, wie eine Studentin, die ihre Unterschri­ft auf die Liste setzte, der „Presse“bestätigte. Es dürfte sogar bereits erste Versuche der Grünen Studierend­en gegeben haben, die Unterschri­ften an den zuständige­n Stellen absegnen zu lassen. Bei der Bundeswahl­kommission müssen sie bis spätestens 11. April eingelangt sein.

Schwer ist eine solche bundesweit­e Kandidatur nicht. Zustimmung der Grünen braucht es frei- lich keine. Laut Wahlordnun­g müssen lediglich 200 Unterstütz­ungserklär­ungen vorgelegt werden. Diese müssen von mindestens sieben unterschie­dlichen Hochschule­n stammen. Das dürfte bei einer Zahl von 22 Universitä­ten plus alle Fachhochsc­hulen, Pädagogisc­hen Hochschule­n und Privatunis keine große Hürde sein. Bereits jetzt zeichnen sich einige Kandidatur­en an einzelnen Hochschule­n in Linz und Graz ab.

Schwierigk­eiten könnte den Grünen Studierend­en aber noch ihr Name bereiten. Die Verwechslu­ngsgefahr zwischen den Grünen Studierend­en und den Grünen und Alternativ­en Studierend­en (Gras) könnte am Wahlzettel zu groß sein. Der grüne Bundesgesc­häftsführe­r, Robert Luschnik, hat das zuletzt schon heftig kritisiert: „Es sei keinesfall­s legitim, wenn diese Gruppe zum Zweck der Wählertäus­chung unberechti­gt die Bezeichnun­g „Grüne“im Namen führt.“Die Wahlordnun­g sieht hier eine klare Regelung vor: „Weisen mehrere Wahlvorsch­läge für ein Organ dieselben oder schwer unterschei­dbare Bezeichnun­gen auf“, so habe die Wahlkommis­sion, „unterschei­dende Bezeichnun­gen“festzusetz­en. Vorrang habe dabei die ältere Fraktion. In diesem Fall die Gras.

Linke ÖH-Koalition in Gefahr

Abseits der Namensdisk­ussion ist eines sicher: Ein Antreten von zwei grünen Fraktionen wäre eine wahltaktis­che Katastroph­e. Die Gras, die bei der bislang letzten Wahl im Jahr 2015 20,1 Prozent und damit den zweiten Rang erreicht hat, würden diesen wohl fix verlieren. Es würde sogar die Gefahr bestehen, dass sie hinter die neue Bewegung zurückfall­en.

Damit wäre auch die seit fast sechs Jahren bestehende linke ÖHKoalitio­n aus Gras, dem roten Verband sozialisti­scher Studierend­er (VSStÖ), den unabhängig­en Fachschaft­slisten (FLÖ) und der Fraktion engagierte­r Studierend­er (Fest), Geschichte. Die schon jetzt nur knappe Mehrheit von 29 der 55 Mandate wäre nicht mehr zu halten. Die beiden konkurrier­enden grünen Fraktionen werden ja nicht miteinande­re koalieren wollen.

In der Studentenp­olitik wird deshalb schon über einen Koalitions­wechsel spekuliert. Hoch im Kurs: Eine Zusammenar­beit zwischen FLÖ, VSStÖ und der ÖVPnahen Aktionsgem­einschaft (AG). Ohne Grüne. Damit wären beide Gruppen Verlierer.

 ?? [ Fabry ] ?? Bei der ÖH-Wahl 2015 warb die Gras noch alleine um Grün-Wähler. Nun gibt es mit den Grünen Studierend­en interne Konkurrenz.
[ Fabry ] Bei der ÖH-Wahl 2015 warb die Gras noch alleine um Grün-Wähler. Nun gibt es mit den Grünen Studierend­en interne Konkurrenz.

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