Grüne stellen ihre Jugendorganisation neu auf
Nachwuchs. Auf Länderebene werden Gespräche mit den Jungen Grünen geführt – die man offiziell gar nicht aus der Partei geworfen haben will.
Wien. Die Grünen sind auf der Suche nach der verlorenen Jugend. Nachdem der Grünen Jugend nach einem parteiinternen Streit der Status als Jugendorganisation aberkannt wurde, laufen in allen Bundesländern Gespräche mit den Jugendvertretern. Man versucht diese nun zu beruhigen, neu zu organisieren, an sich zu binden und vorerst bei Laune zu halten.
So bekräftigte etwa Thimo Fiesel, Geschäftsführer der Grünen in Tirol, dass man das „gute Verhältnis zu unseren Jungen Grünen in Tirol“aufrecht halten wolle. Man achte zwar die Beschlüsse des erweiterten Bundesvorstandes, aber man wolle, „dass die konstruktiven Kräfte weiter am grünen Projekt mitarbeiten“. Ähnliche Aussagen kamen auch von Vertretern aus anderen Bundesländern, darunter Wien und Salzburg.
Die wohl überraschendste Erkenntnis aus diesen Gesprächen war für den Parteinachwuchs wohl: Eigentlich wurden sie gar nicht aus der Partei geschmissen. Das sei alles nur ein Missverständnis oder allerhöchstens ein Kommunikationsfehler – versucht man nun auf Bundesländerebene zu vermitteln. Strukturell stimmt das: Denn die Jugendorganisationen sind an die Landesparteiorganisationen gekoppelt. Von ihr bekommen sie finanzielle Mittel und Räumlichkeiten.
Jugendsünden
Ausgeschlossen wurde dieser Logik zufolge also eigentlich nur jener Verein, der als Dachorganisation auf Bundesebene fungierte. Das sind offiziell eine Handvoll Personen rund um die ehemalige Obfrau Flora Petrik. Diese hatte Grünen-Chefin Eva Glawischnig den Rücktritt nahegelegt, nach- dem man sich nicht einigen konnte, welche der beiden grünen Listen bei der ÖH-Wahl unterstützt werden soll. Weil sich der Konflikt nicht lösen ließ, wurde dem Verein der Status als anerkannte Jugendorganisation genommen.
Somit kann dieser keine Förderung mehr beim Jugendministerium beantragen. Diese belief sich bisher auf rund 160.000 Euro jährlich – mit dem Geld wurden Kongresse, Sommercamps, Schulungen, NLP-Seminare und Klausuren finanziert. „Wir haben demnach auch niemandem Geld weggenommen. Das ist eine Förderung, die jedes Jahr neu beantragt und genehmigt werden muss“, heißt es aus dem Grünen-Bundesvorstand. Genau genommen schulde die Jugendorganisation ihnen sogar 40.000 Euro.
Man arbeite nun daran, den Dachverband der Grünen Jugend auf Bundesebene zu ersetzen – und somit die Jugendorganisation auf neue Beine zu stellen. Eine Plattform für Ideen wurde eingerichtet – die Suche nach einem Namen läuft ebenso wie Gespräche mit interessierten, potenziellen neuen Funktionären. Gerüchte, denen zufolge der Nationalratsabgeordnete Julian Schmid Chef der neuen Jugendorganisation werden soll, wurden am Mittwoch gegenüber der „Presse“dementiert. Sobald die Bundesorganisation neu formiert ist, kann diese auch wieder eine Förderung beantragen, die dann aliquot auf das Jahr ausbezahlt wird.
Scheidungskrieg
Die verschmähte Grüne Jugend rund um Flora Petrik hat den Kampf gegen die Bundespartei noch nicht aufgegeben. Am Mittwochnachmittag veröffentlichten sie auf ihrer Homepage einige Leitanträge vergangener Parteiver- sammlungen, die zeigen sollten, wie verkrustet und kaputt das Parteiensystem ist. Man wolle damit einen Beitrag zur Rettung der Demokratie leisten, heißt es in der Aussendung. „Bei den Grünen sind viele tolle Leute aktiv. Leider fehlen der ängstlichen Parteiführung der Mut und die Begeisterung für die notwendige Öffnung“, so Flora Petrik. Am Ende des Beitrags betont diese dann aber doch, dass sie keinen Rosenkrieg, sondern eine saubere Scheidung wolle.
Diese Trennung und das Vorgehen der Bundespartei wird parteiintern nach wie vor scharf kritisiert. „Je mehr ich über den Hinauswurf der Jungen Grünen erfahre, desto fassungsloser werde ich“, sagte am Mittwoch etwa Grünen-Mitgründer Johannes Voggenhuber und kritisiert den Führungsstil der Partei. „So hält man sich vielleicht im Sattel, aber man gewinnt kein Rennen.“