Was von der Monarchie übrig blieb
Relikte. Das britische Thronfolgerpaar trifft dieser Tage auf die Spitzen der Republik. Aber auch hierzulande gibt es Restbestände der Monarchie: im Alltag, in der Bürokratie oder in der Politik.
Wien. „Drum singen heut’ noch alle/vereint am Opernballe: Er lebe hoch! Wo ist der Kaiser? Er lebe hoch! Wir brauchen ein Idol!“Der Text der EAV zeigt stellvertretend auf, wie das an sich längst republikanisch geprägte Österreich noch immer gerne in Erinnerungen an die einstige Monarchie schwelgt. Und tatsächlich scheint es so, dass Restbestände aus der Kaiserzeit überlebt haben. Das wird im Alltag, in der Bürokratie, aber auch in der Politik offenbar.
Nur zu gerne schmücken sich Geschäfte und Lokale auch heute noch mit kaiserlichen Auszeichnungen, etwa mit „k& k Hofzuckerbäckerei“. Kaiser Franz Joseph verkauft sich bei Touristen als Souvenir allemal besser als Bildnisse aktueller Politiker. Im Fernsehen erfreut sich eine Sendung namens „Wir sind Kaiser“Beliebtheit. Und der Bundespräsident residiert als eine Art Ersatz-Monarch nicht nur weiter in der Hofburg. Er hat auch nach wie vor einige Rechte, die an die Macht eines Kaisers erinnern.
Das britische Thronfolgerpaar, das dieser Tage zu einem offiziellen Besuch in Wien weilt, mag die royale Anhängerschaft in Österreich wenig beeindrucken. Ist die Zahl der Monarchisten auf der Insel doch viel höher als in Österreich. Doch es gibt sie auch noch hierzulande: die Menschen, die in einer Monarchie leben wollen.
„Wenn schon Hofburg, dann mit Habsburg“, skandieren die Vertreter der Schwarz-Gelben Allianz (SGA) etwa gerne bei Kundgebungen. Mit Vorliebe wird am 12. November demonstriert, am Tag, an dem im Jahr 1918 die Republik ausgerufen wurde. Von politischer Relevanz ist die SGA freilich weit entfernt. Zwar wollte sie bei der vergangenen Nationalratswahl antreten, aber der Versuch scheiterte an den Unterstützungserklärungen.
Auch Habsburger selbst wagten den Weg in die Politik. Karl Habsburg-Lothringen zog für die ÖVP in das EU-Parlament ein. Ulrich Habsburg-Lothringen wurde grüner Gemeinderat in Wolfsberg und wollte 2010 für die Hofburg kandidieren. Er bekam zu wenig Unterstützungserklärungen, seine Kandidatur wäre aber ohnedies gescheitert, weil Habsburger vom Amt des Bundespräsidenten ausgeschlossen waren. Die Debatte um die versuchte Kandidatur mündete aber darin, dass die Politik die Verfassung änderte. Sodass Nachfahren der einstigen Herrscherfamilie bei der Wahl 2016 erstmals Staatsoberhaupt werden hätten dürfen.
Auch wenn dann kein grüner Habsburger, sondern ein grüner Republikaner das Rennen um die Hofburg gewann: Manche Rechte, die Alexander Van der Bellen nun hat, wirken noch wie Relikte aus der Monarchie. Das Staatsoberhaupt kann Häftlinge begnadigen, Strafen mildern und sogar Strafverfahren niederschlagen. Und nach wie vor steht in der Verfassung, dass der Bundespräsident uneheliche Kinder zu ehelichen erklären kann, auch wenn die Bestimmung keine Bedeutung mehr hat.
Respekt für die Obrigkeit
Dann wäre da noch die Sache mit der Amtsverschwiegenheit, die in Österreichs Ämtern vergleichsweise streng eingehalten wird. Manchmal auch noch strenger, als es gesetzlich nötig wäre. Auch ein Relikt aus der Monarchie, wie manche meinen, weil man der Obrigkeit viel Respekt gegenüber bringe.
Der Adel selbst ist seit 1919 verboten. Wer sich mit einem Adelstitel schmückt. ist laut immer noch geltendem Recht „mit Geld bis zu 20.000 Kronen oder Arrest bis zu sechs Monaten“zu bestrafen. 20.000 Kronen sind freilich heute umgerechnet nur noch 14 Cent.
Wobei Ulrich Habsburg dafür plädiert, Adelstitel zu erlauben. Einst Adelige sollen den Titel gratis bekommen, andere Personen, wenn sie zahlen. So könnte die Republik Fürstentitel um 100.000 Euro oder ein „von“vor dem Nachnamen um 5000 Euro verkaufen meinte Habsburg. Und zwar befristet, wie beim Wunschkennzeichen. Das wäre freilich eine sehr österreichische Lösung für den Umgang der Republik mit der Monarchie.