Die Presse

Das Klubzwang-Dilemma

Parlamenta­rismus. Eine Initiative setzt sich für mehr politische Qualität und unabhängig­ere Abgeordnet­e ein.

- VON THOMAS PRIOR

Wien. Die Idee dazu stammt von Lukas Mandl, aktuell Landtagsab­geordneter in Niederöste­rreich und unter Michael Spindelegg­er Generalsek­retär des ÖVP-Arbeitnehm­erbundes ÖAAB: Eine parteiüber­greifende Initiative für mehr Qualität in der Politik, die Kriterien definiert und, im besten Fall, den Parlamenta­rismus auf allen Ebenen stärkt.

Mandl, ein begabter Netzwerker, führte viele Gespräche und fand Mitstreite­r in fast allen Parlaments­parteien: die Nationalra­tsabgeordn­eten Eva-Maria Himmelbaue­r, Asdin El-Habbassi (beide ÖVP), Alev Korun, Julian Schmid (beide Grüne) und Niki Scherak (Neos) etwa. Oder auch den Wiener Gemeindera­tsmandatar Peko Baxant (SPÖ) und den Direktor der Neos-Akademie, Josef Lentsch.

Ein Jahr lang traf man einander regelmäßig, dabei ist eine „Charta der politische­n Qualität“entstanden, die am Mittwoch veröffentl­icht und im Parlament präsentier­t wurde. „Eigenständ­ig im Verhältnis zur Regierung“solle die Legislativ­e – vom Gemeinde- bis zum Nationalra­t – sein, heißt es da etwa. Womit auch schon das Kernproble­m angesproch­en ist: Wie sollen Abgeordnet­e (einer Regierungs­partei) mit dem Klubzwang umgehen?

Eine Antwort auf diese Schlüsself­rage hat man noch nicht gefunden. Der Klubzwang sei sicher nicht die Ideallösun­g, aber manchmal gehe es eben nicht anders, sagte Peko Baxant. „Dieses Dilemma ist uns durchaus bewusst.“Über die fraktionsü­bergreifen­de Plattform habe man zumindest die Möglichkei­t, sich den anderen zu erklären. Wenn schon keine Abschaffun­g des Klubzwangs, so soll es zumindest „echte Debatten über die besten Konzepte“geben, auch wenn sie von anderen kommen.

Was denn die Klubchefs, zum Beispiel Reinhold Lopatka (ÖVP), zu diesen Pläne sagten? Durchaus Positives, versichert­e Eva-Maria Himmelbaue­r. Aber es sei natürlich allen klar sei, dass sich eine politische Kultur nicht über Nacht verändern lasse. Immerhin: rund 20 Volksvertr­eter haben die Initiative bereits unterschri­eben. Vertreter der FPÖ und des Team Stronach sind vorerst nicht an Bord, aber die Tür sei offen, so Lukas Mandl. Die Website – politikqua­litaet.at – wurde übrigens von Rodrigo Jorquera, Ex-Chef der Piratenpar­tei, gestaltet.

Newspapers in German

Newspapers from Austria