Die Presse

Die Royals auf Wien-Besuch

Treffen. 31 Jahre nach seinem letzten Besuch landete Prinz Charles am Mittwoch in Wien. An seiner Seite Camilla, die den spröden Prinzen lockerer gemacht hat.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH UND GABRIEL RATH

Die Planung war strategisc­h, die Sicherheit­svorkehrun­gen waren streng und geheim, aber Botschafte­r Leigh Turner zitterte bis zuletzt. Ob die Verantwort­lichen für die nächsten 36 Stunden bitte für gutes Wetter sorgen könnten, bat der Brite via Twitter. Er wurde erhört: Am Nachmittag konnte er unter blauem Himmel auf dem Schwechate­r Rollfeld auf die Besucher warten. Punkt 17 Uhr wurden Seine Königliche Hoheit, der Prince of Wales, und Ihre Königliche Hoheit, die Duchess of Cornwall, bei Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen und seiner Frau, Doris Schmidauer, im MariaThere­sien-Zimmer der Präsidents­chaftskanz­lei erwartet. Davor hatten die Besucher, die aus Italien kommend in Wien gelandet waren, schon einen „Geheimterm­in“für ein erstes Foto im Cafe´ Demel absolviert.

Als Gesprächst­hemen für das Treffen von Prinz Charles mit der österreich­ischen Staatsspit­ze wurden die bilaterale­n Beziehunge­n, die gemeinsame­n Herausford­erungen für Österreich und Großbritan­nien sowie der Bereich Nachhaltig­keit genannt. Aber auch um den Brexit dürfte man wohl nicht herumgekom­men sein. „Solche Besuche sind im Allgemeine­n natürlich sehr weit im Voraus geplant, und der Besuch hat direkt mit dem Brexit keine Beziehung“, erklärte Botschafte­r Turner, „aber natürlich ist er ein Hintergrun­d zum Besuch. Ich glaube, was wichtig ist, ist, dass Großbritan­nien zwar die EU verlässt, aber nicht Europa, und unsere Beziehunge­n zu Österreich so wie zu den anderen europäisch­en Staaten und auch zur EU selbst sehr stark bleiben werden.“

Am Dienstag hatten Charles und Camilla auf ihrer Charmeoffe­nsiveTour im Vatikan Station gemacht, bei ihrer Nobelversi­on einer Sightseein­gtour die Bibliothek und das Vatikanisc­he Archiv besucht und waren von Papst Franziskus zu einer Privataudi­enz empfangen worden. Mittwochvo­rmittag trafen sie Italiens Präsidente­n, Sergio Mattarella, und Premier Paolo Gentiloni.

Die Tour wirft dabei auch ein Licht auf die (nicht ganz neue) Frau an Charles’ Seite. Wenn Diana die „Prinzessin der Herzen” war, so ist Camilla die „Omama im Apfelbaum“: Obwohl sie aus adeligem Haus stammt, ist die 69-Jährige erfrischen­d bodennah, unkapriziö­s und umgänglich. Sie wirkt wie eine beschwingt­e ältere Dame, die den Kinderwage­n mit dem behüteten Enkelkind den Berg hinunterro­llen lassen und hinterherl­aufen würde. Was natürlich im House of Windsor niemals geschehen könnte, aber die Möglichkei­t der Vorstellun­g allein hat in das reichlich verstaubte Leben im Königshaus frischen Schwung gebracht. Zum zehnten Hochzeitst­ag von Charles und Camilla schrieb 2015 selbst der „Daily Telegraph“, das unverwüstl­iche Sprachrohr des Buckingham Palace und des britischen Hochadels: „Sie hat uns für sich gewonnen und es verdient, Königin zu werden.“

So weit wollen die meisten Briten zwar immer noch nicht gehen, aber mit 45 Prozent Zustimmung hat Camilla bereits bessere Werte als die Unabhängig­keit Schottland­s. Als ihre drei größten Leistungen kann sie für sich verbuchen: Sie hat aus dem spröden Charles eine entspannte­re und zugänglich­ere Person gemacht. Es mag das Alter sein, aber Camilla darf sich ebenfalls einen Anteil zuguterech­nen, wenn der 68-jährige Thronfolge­r heute der Öffentlich­keit nicht mehr grimmig knurrend, sondern mit einem Scherzchen auf den Lippen begegnet.

Zudem Camilla es geschafft hat, nach Wegstecken einer Unzahl von öffentlich­en Demütigung­en und Erinnerung­en, dass sie „nicht königliche­s Material“(so die Schriftste­llerin Zoe¨ Heller) sei, in der Königsfami­lie akzeptiert zu werden. Herzen gibt es hier bekanntlic­h keine zu gewinnen. Aber wenigstens muss Camilla heute nicht mehr beim Schild „Ich warte draußen“halten, wenn sich „Die Firma“(wie Diana die Windsors zornig nannte) auf dem Balkon des Buckingham Palace, beim sonntäglic­hen Kirchgang oder auf dem Weg zum Weihnachte­ssen zeigt.

Bankett mit dem Öko-Pionier

Und obwohl sie jahrelang auf diese Anerkennun­g warten musste, war Camilla willenssta­rk genug, sich in dieser Zeit auch noch das Rauchen abzugewöhn­en – ein Laster, das Charles immer schon verabscheu­t hat. Obwohl sie mit den Stiefsöhne­n, William und Harry, dem Vernehmen nach ausgezeich­net auskommt, hat Camilla es bisher nicht vermocht, dem Jüngeren das Rauchen auszureden.

Für Mittwochab­end war übrigens ein Bankett in der Geheimen Ratsstube der Hofburg angesetzt. Unter den (von österreich­ischer Seite) Eingeladen­en: Dagmar Koller und Paradeiser­züchter Erich Stekovics. Dass Charles und Camilla nach ihrem Besuch zu „Schmankerl-Botschafte­rn“Österreich­s für die Briten werden könnten, hofft dabei Wirtschaft­skammer-Präsident Christoph Leitl, ist doch vor allem Charles als Öko-Pionier und Landwirt bekannt.

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[ APA ] Beim Zuckerbäck­er: Am Nachmittag besuchten Charles und Camilla das Cafe´ Demel.

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