Die Presse

Ein krasser Fall von Misswirtsc­haft

Unfassbar, was passiert, wenn Kommunen Unternehme­n betreiben.

- Josef.urschitz@diepresse.com

D ass der Staat bzw. dessen Gebietskör­perschafte­n unfassbar schlechte Unternehme­r sind, wissen wir spätestens seit der Verstaatli­chtenkrise. Wie krass das oft auch dort, wo die Sache übersichtl­ich sein sollte – also etwa auf Gemeindeeb­ene – abläuft, kommt uns dagegen nur selten zu Bewusstsei­n. Zum Glück hat es sich der Rechnungsh­of zur Gewohnheit gemacht, nach dem Zufallspri­nzip auch in Bereiche hineinzule­uchten, die ihm normalerwe­ise zu mickrig für Prüfungen wären.

Neulich hat das Los eine RML Regionalma­nagement Lavanttal GmbH getroffen, die acht Gemeinden und ein Fremdenver­kehrsverba­nd gemeinsam gegründet haben und betreiben. Pech für die Lavanttale­r, denn es ist nicht anzunehmen, dass wir es hier mit einem seltenen Einzelfall zu tun haben. Aber sehr informativ, was die Rechnungsh­ofprüfer da ans Licht zerrten.

Kurz zusammenge­fasst: Die Gesellscha­ft hat ihre Geschäftst­ätigkeit nie evaluiert, der Aufsichtsr­at trat nach seiner konstituie­renden Sitzung im Jahr 2007 nie mehr zusammen, es war kein internes Kontrollsy­stem eingericht­et, die Generalver­sammlung fasste ihre Beschlüsse „regelmäßig zu spät“.

Und jetzt? Gibt es Konsequenz­en für dieses großflächi­ge unternehme­rische Versagen samt krasser Verletzung des GmbH-Gesetzes? Aber wo! Es geht ja nur um ein paar Hunderttau­sender Steuerzahl­ergeld im Jahr. Wer wird denn da so genau hinsehen! D ie Geschäftsf­ührung beschied lokalen Medien jedenfalls, man verstehe die Aufregung nicht: Es sei ja nichts passiert, außer die genannten „formalen Geschichte­n“. Das sieht jeder normale Gewerbetre­ibende, der wegen viel geringerer „formaler Geschichte­n“von den Behörden karniefelt wird, sicher auch so.

Bleibt zu bemerken: In dieser Republik stinkt der Fisch nicht nur vom Kopf. Und: So lange in Gebietskör­perschafte­n konsequenz­enlos derart gefuhrwerk­t werden kann, möge man die Worte „Gebührenan­passung“und „Steuererhö­hung“nicht mehr in den Mund nehmen. Das könnte bei Steuerzahl­ern leicht schwer beherrschb­are Blutdrucks­chübe auslösen.

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