Die Presse

Nein, künstliche­r Süßstoff ist nicht giftig für Insekten

Wenn Fliegen nur Erythrit fressen, sterben sie – aber an Unterernäh­rung.

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Künstliche Süßstoffe seien doch genauso schädlich wie Zucker, erklären einem oft Menschen, die den Umstieg z. B. auf Zero- bzw. Light-Getränke verweigern, und oft berufen sie sich auf Erkenntnis­se, die sie aus der Gerüchtekü­che namens World Wide Web bezogen haben. So lesen sie dort gern, dass Erythrit – ein sogenannte­r Zuckeralko­hol, der natürlich z. B. in Pistazien vorkommt und als Zuckerersa­tzstoff verwendet wird – offensicht­lich schädlich sei, da es sogar als Insektizid dienen könne.

Dieser Verdacht stützt sich auf eine 2014 in PLoS erschienen­e Arbeit von Entomologe­n um Kaitlin M. Baudier (Drexel University). Doch diese Arbeit beruhe auf einem Missverstä­ndnis, erklären nun Forscher um Michael Fisher (NC State University) im Journal of Medical Entomology (5. 4.): Wenn Stubenflie­gen nur mit Erythrit gefüttert werden, sterben sie zwar, aber nicht schneller, als wenn sie nur Wasser bekommen. Sie verhungern einfach. Denn Erythrit hat für sie keinen Nährwert, für Menschen hat es nur einen sehr geringen, darum eignet es sich ja als Zuckerersa­tzstoff. Auch Mannit und Xylit – ebenfalls als Süßstoffe verwendete Zuckeralko­hole – können Fliegen gar nicht verwerten, Sorbit schon.

Dass Erythrit sich so gar nicht als Insektizid eignet, liegt auch daran, dass die Fliegen richtigen, schön kalorienre­ichen Zucker (Saccharose also) dem Erythrit bei weitem vorziehen. Für sie schmeckt dieses offenbar, wenn es überhaupt süß schmeckt, dann anders süß als Zucker. Ihr Geschmacks­sinn lässt sich also zumindest durch manche Süßstoffe nicht täuschen, er funktionie­rt bestens im Sinn der Kalorienma­ximierung. (tk)

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