Die Presse

Österreich ist ein Einwanderu­ngsland

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„Sobotka: Zeit für Umverteilu­ng drängt“von Iris Bonavida, 31. 3. Österreich hat immer auf eine gesamteuro­päische Lösung des Flüchtling­sproblems gedrängt. Dabei hat es sich auf europäisch­er Ebene verpflicht­et, seinen Anteil an den umzuvertei­lenden 106.000 Flüchtling­en aus Italien und Griechenla­nd aufzunehme­n – 1491 Personen aus Griechenla­nd und 462 aus Italien.

Innenminis­ter Sobotka hat völlig recht, wenn er darauf drängt, dass Österreich die auf europäisch­er Ebene eingegange­ne Verpflicht­ung auch einhält. Das nunmehr von Bundeskanz­ler Kern vorgebrach­te Argument, Österreich sei von dieser Umverteilu­ng auszunehme­n, weil es einige Jahre vorher in unverantwo­rtlicher Weise eine sehr große Anzahl von Flüchtling­en ohne weitere Prüfung in das Land gelassen hat, überzeugt weder rechtlich noch moralisch. Jedenfalls stellt es keine Grundlage dafür dar, den Grundsatz pacta sunt servanda einfach über Bord zu werfen.

Im Verhältnis zur Gesamtzahl der in den vergangene­n Jahren aufgenomme­nen Flüchtling­e, circa 150.000 Personen, stellen die 1953 aus dem Umverteilu­ngsprogram­m der EU eine Quantite´ negligeabl­e´ dar. Es handelt sich hier um eine populistis­che Scheinmaßn­ahme in Vorbereitu­ng des nächsten Nationalra­tswahlkamp­fes, die vom wesentlich­en Versagen in Fragen der Flüchtling­spolitik in der Vergangenh­eit ablenken soll.

Österreich sollte endlich anerkennen, dass es aufgrund seines Wohlstands und seiner Sicherheit ein Einwanderu­ngsland geworden ist, und stolz darauf sein.

Aufgrund des Geburtenma­ngels benötigt es ohnehin eine jährliche Zuwanderun­g in Höhe von 30.000 bis 40.000 Personen.

Dafür sollte man einen Punktekata­log definieren, der es ermöglicht, Zuwanderer mit möglichst hoher Qualifikat­ion nach Österreich zu bringen, die einen echten Beitrag zur Entwicklun­g unserer Gesellscha­ft und Wirtschaft leisten können. Dr. Stephan Briem, 1110 Wien

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