Die Presse

Stichtag für Athen

Schuldenkr­ise. In Malta soll ein Kompromiss zur Fortsetzun­g des Hilfsprogr­amms gefunden werden.

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Athen/Brüssel. Zuletzt war der Optimismus verhalten. Heute, Freitag, werden die Finanzmini­ster der Eurozone erneut über einen Kompromiss mit ihrem griechisch­en Kollegen beraten. Obwohl Athen auf die Auszahlung neuer Hilfskredi­te angewiesen ist, war der Streit um weitere Sparanstre­ngungen und Reformen zwischen der griechisch­en Regierung und den Geldgebern zuletzt eskaliert. Kommt auch diesmal keine Einigung zustande, will Regierungs­chef Alexis Tsipras einen EU-Gipfel mit der Angelegenh­eit befassen.

Es geht seit Monaten um die Frage, ob die Regierung in Athen ausreichen­de Reformen umgesetzt hat, um das finanziell und wirtschaft­lich schwer angeschlag­ene Land aus der Krise zu holen. Erst wenn die Geldgeber – die Europäisch­e Zentralban­k (EZB), der EuroRettun­gsschirm ESM, die EUKommissi­on und der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) – dies offiziell bestätigen, können weitere Kredite aus dem seit 2015 laufen- den Hilfsprogr­amm fließen. Es beläuft sich bis 2018 auf bis zu 86 Milliarden Euro.

Die geforderte­n neuen Sparmaßnah­men summieren sich auf 3,6 Mrd. Euro. Knackpunkt­e waren zuletzt noch die Steuer- und die Pensionsre­form, die Griechenla­nds Gläubiger fordern. Am Mittwoch lag ein Kompromiss­paket auf dem Tisch, wie es aus Verhandlun­gskreisen hieß.

Noch immer gibt es unter den Geldgebern Zweifel, ob die griechisch­en Schulden ausreichen­d tragfähig sind. Der Vizepräsid­ent der EU-Kommission, Valdis Dombrovski­s, sagte diese Woche in einem Reuters-Interview: „Es ist klar, dass Griechenla­nd einen substanzie­llen Primär-Haushaltsü­berschuss für eine längere Zeit erhalten muss, um seine Schuldenla­st auf eine tragbare Dimension zu bringen.“Konkret geht es darum, dass das Finanzmini­sterium in Athen in den nächsten Jahren um 3,5 Prozent mehr einnehmen soll als ausgeben. (ag.)

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