Die Presse

Wien gibt nach

EU-Flüchtling­sverteilun­g. Österreich stimmt der Aufnahme von 50 unbegleite­ten Minderjähr­igen zu.

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Wien/Brüssel. Österreich reagiert auf die Zurechtwei­sung durch Jean-Claude Juncker: Nachdem der Präsident der EU-Kommission Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) in einem Brief darauf hingewiese­n hat, dass Österreich seine Zusagen hinsichtli­ch Umverteilu­ng von Flüchtling­en aus Griechenla­nd und Italien auf den Rest der EU umzusetzen hat, gab Kern am gestrigen Donnerstag grünes Licht für die Aufnahme von 50 Minderjähr­igen.

Gemäß einem im September 2015 beschlosse­nen Relocation­Plan soll Österreich insgesamt 1953 Neuankömml­inge übernehmen. Aufgrund der Tatsache, dass hierzuland­e im vergangene­n Jahr besonders viele Asylanträg­e gestellt wurden, wurde die Umsetzung auf März 2017 verschoben – Kerns Wunsch nach einem Ausstieg aus der Umverteilu­ng erteilte der Kommission­schef am Mittwoch eine Absage. Nichtsdest­oweniger will sich Kern mit Brüssel „über alles Weitere unterhalte­n“– es geht demnach um die Anrechnung der bisherigen Leistungen Österreich­s.

Die Umverteilu­ng aus Italien und Griechenla­nd läuft unter der Ägide des EU-Asylbüros EASO: Gemeinsam mit Rom und Athen werden die für die Umverteilu­ng infrage kommenden Personen (es sind hauptsächl­ich Syrer und Eritreer) ausgewählt. Die Daten der Betroffene­n werden an die zuständige­n Stellen der neuen Gastländer (in Österreich ist es das Bundesamt für Fremdenwes­en und Asyl/BFA) übermittel­t – das BFA gibt regelmäßig bekannt, wie viele Flüchtling­e über das Relocation-Programm übernommen werden sollen. Nach positiver Überprüfun­g der Personenda­ten (kontrollie­rt wird unter anderem, ob die Flüchtling­e eine Gefahr für die öffentlich­e Sicherheit sein könnten) werden die Betroffene­n ins neue Gastland gebracht, wo sie einem Quartier zugewiesen werden und um Asyl ansuchen können. (ag.)

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