Fahrrad weg? Das muss nicht sein
Unterwegs in der Stadt. Raddiebstahl ist mit 27.465 jährlich angezeigten Fällen ein Massendelikt. Dabei kann man mit vergleichsweise einfachen Mitteln des Schutzes eine hohe Wirkung erzielen.
Wien. Gefühlt ist es fast jedem schon einmal passiert. Oder zumindest gibt es hierzulande kaum einen, der nicht jemanden kennt, der . . .
Fahrraddiebstahl ist ein Massendelikt. Im Vorjahr wechselten – offiziell – 27.465 Räder auf illegale Art und Weise den Besitzer. Inoffiziell dürften es erheblich mehr sein, weil viele Eigentümer insbesondere älterer Räder einen Diebstahl nicht einmal zur Anzeige bringen. Aber sind Radfahrer Dieben wirklich hilflos ausgeliefert?
„Nein“, sagt Christoph Daim vom Traditionsgeschäft Cooperative Fahrrad in Wien Mariahilf. Er nämlich bewegt sich seit vielen Jahren schon vergleichsweise unbeschwert und auch mit hochpreisigen Alltagsrädern durch den Großstadtdschungel, denn: „Wer ein paar einfache Grundregeln einhält, lebt ziemlich sorgenfrei.“
Abstellen will gelernt sein
Ein massives Bügel- oder Faltschloss, mit dem man sein Rad an einen fest im Boden verankerten Gegenstand sperrt, hält die meisten Diebe ab. Gute Schlösser dieser Art beginnen bei einem Preis von 50 Euro und reichen hinauf bis zu 120 Euro für die Spitzenmodelle. „Alles andere“, sagt Daim, „kann man im Alltagsbetrieb nur als Wegfahrsperre bezeichnen.“
Die guten Schlosshersteller zeichnen sich laut Daim vor allem durch die widerstandsfähigen Stahllegierungen und das Profil der Sperrbügel aus. Eckige Formen müssten mit einer Flex wegen ihrer Verwindungssteifigkeit nämlich zweimal durchtrennt werden, um das Rad zu lösen. Runde Bügel jedoch können schon nach dem ersten Schnitt so aufgebogen werden, dass der Dieb zur Beute kommt.
Daim empfiehlt auch die Entwicklung einer Abstelltaktik. Wenn irgendwie möglich, dann sollten Fahrräder nicht über Nacht im Freien, schon gar nicht in der Nähe eines Bahnhofs stehen. „Das Risiko minimiert sich auch, wenn man sein Rad dort ankettet, wo bereits viele andere Räder stehen.“Ebenfalls vermeiden sollte man,
sein Rad immer am selben Platz abzustellen.
Vergleichsweise wenig hält er von technischen Spielereien wie versteckt montierbaren GPS-Sendern. „Natürlich haben wir Kunden, die danach fragen, derzeit gibt es diesbezüglich aber noch kein Produkt, das ich reinen Gewissens empfehlen kann.“
Auf und Ab in Statistik
2016 jedenfalls ging die Zahl der angezeigten Fahrraddiebstähle auf hohem Niveau um zwei Prozent zurück. Der Langzeittrend zeigt allerdings leicht nach oben. 2007 noch wurde bundesweit der Diebstahl von 23.834 Fahrrädern angezeigt. Zuletzt waren es 3631 mehr, das entspricht einem Zuwachs von 15 Prozent.
Bereits 2005 errechnete eine internationale Kriminalstudie, dass die Dunkelziffer bis zu achtmal so hoch sein dürfte. Möglicherweise hat die geringe Anzeigemoral auch mit der noch geringeren Aufklärungsquote zu tun. Während insgesamt 47,2 Prozent aller Straftaten polizeilich geklärt werden, sind es beim Fahrraddiebstahl nur 4,8 Prozent.
Im Bundesländervergleich wird deutlich, dass Wien bei den Fahrraddiebstählen überproportional stark vertreten ist. Knapp jedes dritte Fahrrad wird in der Hauptstadt als gestohlen gemeldet.
Die Aktivitäten der Fahrraddiebe sind relativ gesehen äußerst ungleich über das Bundesgebiet verteilt. Ein Beispiel: Die Fahrraddichte, also die Zahl der Räder pro 1000 Einwohner, ist in Vorarlberg ein wenig höher als in Wien (siehe Grafik). Allerdings ist die Zahl der registrierten Diebstähle pro 1000 Einwohner (Kriminalisten sprechen dann von der sogenannten Belastungszahl) in der Hauptstadt fast dreimal so hoch wie im „Ländle“.