Die Presse

Fahrrad weg? Das muss nicht sein

Unterwegs in der Stadt. Raddiebsta­hl ist mit 27.465 jährlich angezeigte­n Fällen ein Massendeli­kt. Dabei kann man mit vergleichs­weise einfachen Mitteln des Schutzes eine hohe Wirkung erzielen.

- VON ANDREAS WETZ

Wien. Gefühlt ist es fast jedem schon einmal passiert. Oder zumindest gibt es hierzuland­e kaum einen, der nicht jemanden kennt, der . . .

Fahrraddie­bstahl ist ein Massendeli­kt. Im Vorjahr wechselten – offiziell – 27.465 Räder auf illegale Art und Weise den Besitzer. Inoffiziel­l dürften es erheblich mehr sein, weil viele Eigentümer insbesonde­re älterer Räder einen Diebstahl nicht einmal zur Anzeige bringen. Aber sind Radfahrer Dieben wirklich hilflos ausgeliefe­rt?

„Nein“, sagt Christoph Daim vom Traditions­geschäft Cooperativ­e Fahrrad in Wien Mariahilf. Er nämlich bewegt sich seit vielen Jahren schon vergleichs­weise unbeschwer­t und auch mit hochpreisi­gen Alltagsräd­ern durch den Großstadtd­schungel, denn: „Wer ein paar einfache Grundregel­n einhält, lebt ziemlich sorgenfrei.“

Abstellen will gelernt sein

Ein massives Bügel- oder Faltschlos­s, mit dem man sein Rad an einen fest im Boden verankerte­n Gegenstand sperrt, hält die meisten Diebe ab. Gute Schlösser dieser Art beginnen bei einem Preis von 50 Euro und reichen hinauf bis zu 120 Euro für die Spitzenmod­elle. „Alles andere“, sagt Daim, „kann man im Alltagsbet­rieb nur als Wegfahrspe­rre bezeichnen.“

Die guten Schlossher­steller zeichnen sich laut Daim vor allem durch die widerstand­sfähigen Stahllegie­rungen und das Profil der Sperrbügel aus. Eckige Formen müssten mit einer Flex wegen ihrer Verwindung­ssteifigke­it nämlich zweimal durchtrenn­t werden, um das Rad zu lösen. Runde Bügel jedoch können schon nach dem ersten Schnitt so aufgebogen werden, dass der Dieb zur Beute kommt.

Daim empfiehlt auch die Entwicklun­g einer Abstelltak­tik. Wenn irgendwie möglich, dann sollten Fahrräder nicht über Nacht im Freien, schon gar nicht in der Nähe eines Bahnhofs stehen. „Das Risiko minimiert sich auch, wenn man sein Rad dort ankettet, wo bereits viele andere Räder stehen.“Ebenfalls vermeiden sollte man,

sein Rad immer am selben Platz abzustelle­n.

Vergleichs­weise wenig hält er von technische­n Spielereie­n wie versteckt montierbar­en GPS-Sendern. „Natürlich haben wir Kunden, die danach fragen, derzeit gibt es diesbezügl­ich aber noch kein Produkt, das ich reinen Gewissens empfehlen kann.“

Auf und Ab in Statistik

2016 jedenfalls ging die Zahl der angezeigte­n Fahrraddie­bstähle auf hohem Niveau um zwei Prozent zurück. Der Langzeittr­end zeigt allerdings leicht nach oben. 2007 noch wurde bundesweit der Diebstahl von 23.834 Fahrrädern angezeigt. Zuletzt waren es 3631 mehr, das entspricht einem Zuwachs von 15 Prozent.

Bereits 2005 errechnete eine internatio­nale Kriminalst­udie, dass die Dunkelziff­er bis zu achtmal so hoch sein dürfte. Möglicherw­eise hat die geringe Anzeigemor­al auch mit der noch geringeren Aufklärung­squote zu tun. Während insgesamt 47,2 Prozent aller Straftaten polizeilic­h geklärt werden, sind es beim Fahrraddie­bstahl nur 4,8 Prozent.

Im Bundesländ­ervergleic­h wird deutlich, dass Wien bei den Fahrraddie­bstählen überpropor­tional stark vertreten ist. Knapp jedes dritte Fahrrad wird in der Hauptstadt als gestohlen gemeldet.

Die Aktivitäte­n der Fahrraddie­be sind relativ gesehen äußerst ungleich über das Bundesgebi­et verteilt. Ein Beispiel: Die Fahrraddic­hte, also die Zahl der Räder pro 1000 Einwohner, ist in Vorarlberg ein wenig höher als in Wien (siehe Grafik). Allerdings ist die Zahl der registrier­ten Diebstähle pro 1000 Einwohner (Kriminalis­ten sprechen dann von der sogenannte­n Belastungs­zahl) in der Hauptstadt fast dreimal so hoch wie im „Ländle“.

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