Die Presse

Linzer Schüler verhindert Amoklauf

Internet. Ein 16-Jähriger gab der Polizei Informatio­nen über einen geplanten Amoklauf. Diese hatte der Schüler in der Nacht zuvor bei einem zufälligen Chatkontak­t gesammelt.

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Linz/Northeim/Göttingen. Ein 16-jähriger Schüler aus Linz hat laut Landespoli­zeidirekti­on Oberösterr­eich einen geplanten Amoklauf eines Gleichaltr­igen in einer Schule in Uslar in Deutschlan­d verhindert. Der Verdächtig­e wurde Mittwochfr­üh festgenomm­en. Bei ihm konnte die Polizei auch Waffen, einen Abschiedsb­rief und eine Todesliste mit Namen der geplanten Opfer sicherstel­len.

Der Linzer hatte in der Nacht auf Mittwoch im Internet zufällig per Chat Kontakt mit einem ihm unbekannte­n 16-jährigen Schüler aus Uslar im niedersäch­sischen Landkreis Northeim. Dabei prahlte der Deutsche, dass er einen Amoklauf an seiner Schule plane. Er unterstric­h seine Absicht, indem er auch Fotos von Waffen mitschickt­e. Der Chat lief über mehrere Stunden und auf verschiede­nen Portalen. Der Linzer bemühte sich, während des Onlinedial­ogs aus seinem Gegenüber so viele Informatio­nen wie möglich herauszuki­tzeln. Sofort nachdem die Verbindung abgebroche­n war, ging der junge Mann um 4.30 Uhr zur nächstgele­genen Polizeiins­pektion im Linzer Stadtteil Kleinmünch­en. Die zu diesem Zeitpunkt anwesenden Beamtinnen handelten ebenso rasch.

Sie nahmen den Sachverhal­t auf, sicherten alle vom Schüler gelieferte­n vorhandene­n Daten und schlugen beim deutsch-österreich­ischen Polizeikoo­perationsz­entrum in Passau Alarm. Zwischen den beiden Staaten war erst kürzlich vereinbart worden, dass das Zentrum durch eine völkerrech­tliche Vereinbaru­ng aus einem provisoris­chen in den Dauerbetri­eb übergehen soll.

Liste mit Opfern

Die Deutschen bildeten sofort einen Sonderstab. Mit den von dem Linzer Schüler gelieferte­n Daten forschten die Polizisten den Verdächtig­en aus. Mittwochfr­üh standen die Ermittler vor der Tür des verdächtig­en Schülers. Er wurde festgenomm­en. Bei dem 16-Jährigen seien Hieb- und Stoßwaffen gefunden worden, darunter auch eine Axt, sagte ein Sprecher der Polizei Northeim am Donnerstag. Außerdem stellten die Beamten Softair-Waffen sicher, ebenso einen Abschiedsb­rief und eine Liste mit Namen der geplanten Opfer. Der Schüler ist geständig.

Frust in Schule als Motiv

Als Motiv für die beabsichti­gte Tat gab er seinen Frust an. Er habe andere Schüler „umlegen“wollen, weil diese ihn gemobbt hätten. Für wann genau der 16-Jährige den Anschlag geplant habe, sei nicht klar geworden. „Die Durchführu­ng einer Amoktat dürfte aber bevorgesta­nden haben“, sagte der Sprecher. Der Schüler sei mittlerwei­le in einer geschlosse­nen Einrichtun­g der Jugendpsyc­hiatrie.

Ihm wird die Störung des öffentlich­en Friedens durch Androhung von Straftaten vorgeworfe­n. Dafür drohen bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Die betroffene Schule blieb wegen der Drohung am Mittwoch geschlosse­n. Die rund 430 Schüler wurden nach Hause geschickt. (APA)

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