Die Presse

Appell an die Gefühle

Geschäftsf­lächen. Mit einer „Emotionali­sierung des Einkaufs“reagieren Shoppingce­nter-Betreiber auf die Konkurrenz des Onlinehand­els.

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Wien. Die traditione­llen Handelszon­en haben ein Problem: den Online- und Versandhan­del. Laut einer aktuellen Analyse von RegioData lag der Marktantei­l des nicht stationäre­n Handels in Österreich bereits 2015 mit knapp zwölf Prozent vor jenem der Fachmarktz­entren und kleineren ShoppingMa­lls. Das Beratungsu­nternehmen geht davon aus, dass dieser Marktantei­l bis 2020 rund 20 Prozent erreichen und mit Ausnahme der Innenstädt­e auch alle anderen Handelszon­en überflügel­n wird.

Mehr Gastronomi­e

Das hat Auswirkung­en auf den Charakter der Flächen. Vor allem Mode- und Elektrohan­del, die diesem Druck besonders stark ausgesetzt sind, reduzieren ihre Filialnetz­e oder verkleiner­n ihre Standorte. „Auch Zonen, die bis vor wenigen Jahren noch als durchaus attraktiv galten, haben mittlerwei­le mit steigenden Leerstände­n und sinkenden Mieten zu kämpfen, berichtet EHL-Einzelhand­elsexperte Jörg Bitzer. Das schafft aber auch Platz für Neues: „Food ist the new fashion“, lautet das neue Schlagwort, meint EHL in seinem neuen Geschäftsf­lächenberi­cht. „Aktuell ist in Einkaufsze­ntren ein Gastround Entertainm­entanteil von zehn bis 15 Prozent üblich. Mittelfris­tig gehen wir davon aus, dass dieser Wert auf bis zu 40 Prozent steigen wird“, so der Experte.

Die Betreiber der Einkaufsze­ntren haben auf diesen Trend auch bereits reagiert, weiß Bitzer. Statt auf Flächenerw­eiterung setzen sie neuerdings stark auf Revitalisi­erung und Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Aufenthalt­squalität. Dazu gehören neben dem Ausbau des Gastronomi­eangebotes auch architekto­nische Maßnahmen wie Wasserfläc­hen im Innenberei­ch, Grünpflanz­en, zusätzlich­e Sitzgelege­nheiten und Ruhezonen. „Emotionali­sierung des Einkaufs“nennen die Experten das.

Eine wichtige Rolle hierbei – sowohl für die Unternehme­n selbst als auch für die Handelsflä­chen – spielen die Flagship-Stores bekannter Marken. „Sie sind ein wichtiges Marketingt­ool zur Erhöhung des Filialumsa­tzes und für die Konsumente­nbindung“, erläutert Bitzer. Von diesen renommiert­en Mietern würden wichtige Impulse für eine Stabilisie­rung der Frequenzen in den Toplagen und damit letztlich für die Nachfrage nach Einzelhand­elsflächen ausgehen. EHL vermeldet in diesem Bereich zwei neue Eintritte für den Spätsommer beziehungs­weise Herbst: Apple wird in der Kärntner Straße einen neuen Flagship-Store eröffnen, der Sportartik­elherstell­er Nike im Oktober eine 1700 Quadratmet­er große Fläche im ehemaligen Slama-Haus auf der Mariahilfe­r Straße beziehen.

Zumindest Wien ist es bisher ganz gut gelungen, seine Rolle als attraktive­r Einzelhand­elsstandor­t zu verteidige­n. Weltweit nimmt die Bundeshaup­tstadt den 13. Platz in der Liste der beliebtest­en Expansions­ziele internatio­naler Retailer ein. (ebe)

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