Im Osten geht die Sonne auf
Hotelmärkte. Immobilienexperten sehen im CEE-Raum noch große Potenziale. Als aufsteigender Stern gilt Bukarest.
Wien. Die Hotelbetreiber in Bratislava hatten im Vorjahr allen Grund, sich die Hände zu reiben: Die Zahl der Ankünfte stieg um knapp 60 Prozent, die der Nächtigungen sogar um mehr als 62 Prozent. Auch die Erlöse pro verfügbarem Zimmer (RevPAR) erreichten neue Höhen: Mit einer Steigerung von fast 21 Prozent übertraf die slowakische Hauptstadt CEE-Städte wie Belgrad, Bukarest, Budapest, Prag oder Warschau deutlich. 2017 dürfte jedoch wieder Normalität angesagt sein: Christie & Co., das diese Zahlen in einer aktuellen Analyse erhoben hat, spricht von einem Ausnahmejahr, das auf die EU-Präsidentschaft zurückzuführen sei.
Grundsätzlich ist das Beratungsunternehmen jedoch positiv gestimmt, nicht nur für den slowakischen Hotelmarkt. „Die Aussicht auf Hotelimmobilien mit höheren Renditen, steigende Touristennachfrage und ein signifikantes Wirtschaftswachstum locken eine Vielzahl von internationalen Investoren nach Zentral- und Osteuropa“, erläutert Marvin Kaiser, Senior Consultant Investment & Letting bei Christie & Co.
Als nach wie vor stärkster Hotelmarkt wird in der Studie Prag bezeichnet, das mit einer Zahl von 14,7 Millionen Nächtigungen im Vorjahr einen neuen Spitzenwert erzielen konnte. „Die Pipeline ist gut gefüllt, und viele neue Marken planen den Markteintritt“, berichtet Kaiser. Als aufsteigenden Stern in den CEE-Städtedestinationen sieht Kaiser Bukarest, das sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als attraktiver Ort für Konferenzen und Veranstaltungen erarbeitet hat. Dort stiegen die Erlöse pro verfügbarem Zimmer 2016 um 10,8 Prozent. Auch in Budapest und Warschau weisen laut Studie alle Indikatoren nach oben, wenn auch nicht im selben Ausmaß. „Diejenigen, die früh auf diesen Zug aufspringen, werden von der positiven Entwicklung dieser noch relativ unreifen Investmentmärkte profitieren“, sagt Kaiser.
Hohe Auslastungsraten
Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kommt Cushman & Wakefield. Das Niveau der durchschnittlichen Zimmerauslastung sei mit 72 Prozent mittlerweile höher als vor Ausbruch der Finanzkrise, heißt es in einer eigenen Studie. Solche Zahlen blieben auch bei den Investoren nicht unbemerkt, rund 500 Mio. Euro flossen 2016 in den osteuropäischen Hotelmarkt. Die Aussichten für 2017 sind gut: Das Beratungsunternehmen rechnet mit der Fertigstellung von 4000 neuen Zimmern in den großen osteuropäischen Metropolen, vor allem in Warschau und Budapest. „Wir erwarten aber auch steigende Kapitalströme in weniger entwickelte Hotelinvestmentmärkte wie Bukarest und Sofia“, sagt Frederic Le Fichoux, Head of Hotel Transactions continental Europe. (ebe)