OMV: Freude über libysche Rückkehr
Öl. Nach einer rund zweijährigen Unterbrechung fördert die OMV seit Ende 2016 wieder in Nordafrika. Die Volumen sind zwar noch geringer als früher, die Förderkosten aber „extrem niedrig.“
Wien. Wenn ein Unternehmen den Chef eines ausländischen Geschäftspartners für ein Pressegespräch einlädt, dann ist dies die Zeit der großen gegenseitigen Huldigungen. So auch am Donnerstag, als Mustafa Sanalla, Chef der staatlichen libyschen Ölgesellschaft NOC, in Wien bei der OMV weilte. „Die OMV ist einer der besten Partner, die wir in Libyen haben. Sie haben uns immer unterstützt, auch in den schwierigen Zeiten“, so Sanalla an sein Gegenüber, OMV-Chef Rainer Seele gewandt.
Dieser gibt die Freundlichkeiten zurück: „Libyen ist ein attraktiver Ort, um Öl zu fördern.“Mit 47 Mrd. Fass Öl verfüge das Land nicht nur über die größten Reserven in ganz Afrika. Auch habe das Öl eine „exzellente Qualität“. So sei etwa der Schwefelanteil außerordentlich gering, weshalb es leicht zu verarbeiten sei. Die Freude bei der OMV ist also groß, dass seit dem Ende des Vorjahres wieder schwarzes Gold aus Afrika gen Norden fließt.
Sicherheit stark verbessert
Denn fast zwei Jahre standen die Fördertürme in der libyschen Wüste still. Der libysche Bürgerkrieg, der in der Folge des Arabischen Frühlings ausgebrochen war, machte die Arbeit unmöglich. Inzwischen habe sich die Lage jedoch wieder beruhigt, so Seele. Er selbst sei jüngst in Tripolis gewesen. Zuvor habe er Bauschmerzen ob der Sicherheitssituation gehabt, wie der OMV-Chef zugibt. Nach dem Besuch könne er aber sagen: „Wenn Sie nach Tripolis wollen, steigen Sie einfach in ein Flugzeug.“
Aufgrund der verbesserten Sicherheitslage werde die OMV demnächst auch wieder österreichische Expats nach Libyen schicken. Derzeit werden die Aktivitäten auf acht mit der NOC geteilten Feldern von 21 lokalen Mitarbeitern betreut. Vor dem Bürgerkrieg waren rund zwei Dutzend Österreicher für die OMV im Land.
Eine Verstärkung der Aktivitäten sei notwendig, um das derzeit mit 10.000 Fass pro Tag noch niedrige Fördervolumen wieder zu steigern. Einst förderte die OMV bereits 30.000 Fass täglich, in drei bis fünf Jahren soll dieser Wert mit 40.000 Barrel sogar übertroffen werden. Bereits bis zum heurigen August soll die gesamte libysche Förderung von derzeit knapp 800.000 auf über eine Million Fass täglich steigen, so Sanalla. Dafür brauche es aber Investitionen, an denen sich die OMV beteiligen wolle. Allerdings gehe es dabei eher um kleinere Maßnahmen, konkrete Zahlen nennt Seele nicht. Neben der Sicherheitslage ist aber auch die politische Instabilität ein Risiko in Libyen. So gibt es in dem Land zwei konkurrenzierende Regierungen, die seit März 2016 durch eine fragile Einheitsregierung verbunden sind. Entscheidende Frage ist daher die Verteilung der Gelder aus dem Ölgeschäft: „Wir überweisen sämtliche Gelder an die Nationalbank“, sagt Sanalla. Diese verteile dann – überwacht von der UNO – das Geld an die regionalen und lokalen Regierungen. „Unser Job als NOC ist es, das Öl am Fließen zu halten. Öl ist für Libyen der Klebstoff, der das Land zusammenhält“, sagt Sanalla.
Produktionsstopp als Risiko
Genau diese Instabilität führte in der Vergangenheit jedoch dazu, dass 2015 quasi von einem Tag auf den anderen die Förderung auf null zurückging. Der OMV bescherte das damals einen massiven Gewinneinbruch. Ist es für die OMV wert, dieses Risiko einzugehen? „Die Produktionskosten in Libyen sind extrem niedrig“, sagt Seele dazu. Und selbst wenn es wieder zu temporären Ausfällen käme, wäre das auf lange Sicht kein Beinbruch. „Das Öl wird nicht verschwinden. Es steckt weiter in der Erde, auch wenn es an der Oberfläche Konflikte gibt.“(jaz)