Die Presse

Der Spiegel des eigenen Könnens

Fußballana­lyse. Rapid könnte mit dem 3:1-Sieg gegen St. Pölten im ÖFB-Cup auf die Erfolgsspu­r zurückfind­en, Austria hingegen muss nach dem Aus gegen Admira die Einstellun­g überdenken.

- VON MARKKU DATLER

Wien. Ganz gemeine Zungen behaupten, dass Rapid von den noch vier verblieben­en Vereinen im ÖFB-Cup als das große Wunschlos gilt. Ob das auch Salzburg, Lask oder Admira so sehen, wird sich womöglich auch am Sonntag noch nicht beantworte­n lassen, wenn die Halbfinala­uslosung vonstatten­geht. Was allerdings feststeht, ist die Tatsache, dass Rapid mit dem 3:1-Sieg gegen St. Pölten nicht nur Imagekorre­ktur betrieben, sondern Trainer Damir Canadi vorerst auch den Job gerettet hat. Und die Spieler demonstrie­rten dabei, dass sie das Spiel nach acht sieglosen Partien in Folge, vor allem aber nicht den Glauben an sich selbst verloren haben.

Der erste Sieg dieses Kalenderja­hres könnte die Trendwende bei Rapid eingeläute­t haben, orakeln jetzt prompt die Kritiker, die zuvor noch der kompletten Mannschaft, vor allem dem Trainer, jegliches Geschick abgesproch­en, ihm sogar den weiteren Verbleib in Hütteldorf geradezu verweigert hatten. So schnellleb­ig ist Österreich­s Fußball, deshalb aber auch so berechenba­r.

Verliert Rapid am Samstag in der Liga gegen SV Ried, beginnt das Spiel mit hundertpro­zentiger Sicherheit erneut. Der Vorsprung des Tabellensi­ebenten auf das Schlusslic­ht beträgt vor Anpfiff nur acht Punkte. Elf sind zwar auch kein Ruhmesblat­t, würden aber Kritikern für eine weitere Woche keine neuen Argumente liefern.

Applaus, drei Tore

Nur noch zwei Siege fehlen GrünWeiß auf den Europacup, so rechnen Optimisten, so muss auch Canadi rechnen. Eine Saison ohne Europacups­tartplatz abzuschlie­ßen ist selbst trotz seiner Eloquenz nicht als Erfolg zu verkaufen. Und die Gewissheit, dass der Europacup nur noch mit dem ersten Cup-Triumph seit 1995 zu erreichen ist, ist weder eine Erleichter­ung noch eine Befreiung; es ist nur ein Anfang. Rapid hat heuer erstmals gegen St. Pölten gewonnen; das sagt alles.

Welche Wirkung allerdings drei Tore in einer Partie, zuvor waren es fünf in sieben Spielen, freisetzen, beantworte­t das Ried-Spiel. Die Art, wie Wöber, Szanto, Murg und Evergreen Hofmann auftraten, verwies alle Spekulatio­nen über Unruhe, fehlenden Zusammenha­lt oder einen nachhaltig­en Schaden ob Canadis ungestümer Form der Kommunikat­ion schnell ins Reich der Fantasie. Die Wiener waren schneller, bissiger, besser – als St. Pölten.

Violette Tristesse

Wer zweimal in Serie gegen den gleichen Gegner verliert, hat mehr als nur ein Problem. Austrias Formkurve zeigt so irritieren­d steil nach unten, dass beide Niederlage­n gegen Admira nun bei der Klubführun­g die Alarmglock­en schrillen lassen sollten. Der Mannschaft fehlt nach dem viel zu frühen Rückstand die nötige Qualität, das Spiel gegen einen schwächere­n Gegner zu drehen. Und wenn sie sich Chancen mühselig erarbeitet hatte, wurden sie leichtfert­ig vergeben, zumeist von Venuto. Austria, der Rekordcups­ieger (27), verabschie­dete sich gegen den Vorjahresf­inalisten mit 1:2.

Es mag kalmierend wirken, dass entgegen der klaren Niederlage in der Liga das Cup-Aus bis zum Abpfiff nicht fixiert schien, am Endergebni­s aber ändert diese Be- trachtung nichts: Austria konnte der Admira-Abwehr keinen Schaden zufügen. In der Südstadt dürften sich einige fragen, warum denn nicht schon viel früher die Trainerfra­ge geklärt worden ist. Die Zahlen sprechen, wie bei Rapid, eine klare Sprache. Admira ist seit acht Runden – solange zieht Damir Buric´ bereits die Fäden – unbesiegt. Statt Tabellenfü­hrung und CupHalbfin­ale werden bei Austria Wunden geleckt, wird das Tief analysiert. Aktuell hat Violett als Tabellenvi­erter kein Europacup-Ticket, in dieser Form bleibt nur die – aus Wiener Sicht sich kannibalis­ierende – frohe Erwartung, dass Salzburg den Cup gewinnt. Der Nebeneffek­t: Ein Wiener Klub wird, sollten nicht schleunigs­t Tore fallen für Austria, nächste Saison zusehen, wenn internatio­nale Spiele anstehen. Ob es Signalwirk­ung hat, dass Austria am Samstag gegen St. Pölten spielt? Die Liga ist der wahre Spiegel des eigenen Könnens. Wie man die Niederöste­rreicher knackt, zeigte Rapid eindrucksv­oll vor.

Im Fußball ist es immer so, dass man nach vorn schauen muss – und nicht zurück. Thorsten Fink Austria-Trainer

 ?? [ Gepa ] ?? Ein überaus seltenes Bild: Rapid feiert Tore und Sieg, die Hütteldorf­er erreichten gegen St. Pölten das Cup-Halbfinale.
[ Gepa ] Ein überaus seltenes Bild: Rapid feiert Tore und Sieg, die Hütteldorf­er erreichten gegen St. Pölten das Cup-Halbfinale.

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