Britisch beständig, in der Liebe, in der Abneigung
So britisch waren wir alle schon lang nicht mehr.
Die Briten waren uns schon lang nicht mehr so nahe wie jetzt, da sie sich entfernen. Der angekündigte Abschied aus der EU wird mit Wehmut und Zorn hingenommen. Viel ist über britische Eigenheiten zu lesen, die wir nicht immer verstehen, aber doch mögen.
Die Entschlossenheit etwa, sich bei Temperaturen, wo man hier noch zur Winterjacke greift, ins eisige Meer zu stürzen, um es danach mit blauen Lippen und klappernden Zähnen voller Begeisterung „beautiful“zu nennen. Die Fähigkeit, über alles lachen zu können, nur nicht über Fußballländerspiele gegen Deutschland, und der unbeirrbare Glauben an sich, der britische Bands und Designer immer zu etwas Besonderem gemacht haben.
Nun war auch noch Prince Charles da und der Union Jack in Wien so präsent wie seit den besten Tagen von „Cool Britannia“in den 1990er-Jahren nicht mehr. Die Fortsetzung von „Trainspotting“läuft im Kino, und Vivienne Westwood schaut auch immer wieder gern vorbei. Und doch liegt so viel Veränderung in der Luft.
Im Kasten hängt noch ein altes Burberry-Sakko mit dem legendären Karomuster. Man hat es jedes Mal in der Hand, wenn entrümpelt wird. Es wird zurückgehängt. Das kann man nicht weggeben, Burberry ist für die Ewigkeit, auch wenn es nicht mehr passt. Britisch steht für Beständigkeit, in der Liebe, in der Abneigung.
Die Sprache, die alle in Europa benützen, um sich zu verständigen, ist Englisch. Wie bizarr, dass ausgerechnet das Land, dessen Sprache so viele verbindet, nun einen Alleingang vor sich hat. Verbindend sind auch die Erinnerungen vieler, die als Schüler und Studenten Zeit in Großbritannien verbracht haben und dabei mehr als nur Englisch gelernt haben. Etwa die Liebe zu seltsamen Lebensmitteln und den Glauben, dass man mit einer Tasse Tee alles richten kann. Diesmal braucht es ein wenig mehr.