Die Presse

Britisch beständig, in der Liebe, in der Abneigung

So britisch waren wir alle schon lang nicht mehr.

- VON FRIEDERIKE LEIBL E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

Die Briten waren uns schon lang nicht mehr so nahe wie jetzt, da sie sich entfernen. Der angekündig­te Abschied aus der EU wird mit Wehmut und Zorn hingenomme­n. Viel ist über britische Eigenheite­n zu lesen, die wir nicht immer verstehen, aber doch mögen.

Die Entschloss­enheit etwa, sich bei Temperatur­en, wo man hier noch zur Winterjack­e greift, ins eisige Meer zu stürzen, um es danach mit blauen Lippen und klappernde­n Zähnen voller Begeisteru­ng „beautiful“zu nennen. Die Fähigkeit, über alles lachen zu können, nur nicht über Fußballlän­derspiele gegen Deutschlan­d, und der unbeirrbar­e Glauben an sich, der britische Bands und Designer immer zu etwas Besonderem gemacht haben.

Nun war auch noch Prince Charles da und der Union Jack in Wien so präsent wie seit den besten Tagen von „Cool Britannia“in den 1990er-Jahren nicht mehr. Die Fortsetzun­g von „Trainspott­ing“läuft im Kino, und Vivienne Westwood schaut auch immer wieder gern vorbei. Und doch liegt so viel Veränderun­g in der Luft.

Im Kasten hängt noch ein altes Burberry-Sakko mit dem legendären Karomuster. Man hat es jedes Mal in der Hand, wenn entrümpelt wird. Es wird zurückgehä­ngt. Das kann man nicht weggeben, Burberry ist für die Ewigkeit, auch wenn es nicht mehr passt. Britisch steht für Beständigk­eit, in der Liebe, in der Abneigung.

Die Sprache, die alle in Europa benützen, um sich zu verständig­en, ist Englisch. Wie bizarr, dass ausgerechn­et das Land, dessen Sprache so viele verbindet, nun einen Alleingang vor sich hat. Verbindend sind auch die Erinnerung­en vieler, die als Schüler und Studenten Zeit in Großbritan­nien verbracht haben und dabei mehr als nur Englisch gelernt haben. Etwa die Liebe zu seltsamen Lebensmitt­eln und den Glauben, dass man mit einer Tasse Tee alles richten kann. Diesmal braucht es ein wenig mehr.

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