Die Presse

Kinderzimm­erdisco

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Das

Kind wollte seinen Geburtstag mit den Freundinne­n also unbedingt zu Hause feiern. Zu Hause. Wenn Sie bei diesem Wort kein leichtes Panikgefüh­l oder Mitleid bekommen, haben Sie noch nie oder schon ziemlich lang nicht mehr eine Kindergebu­rtstagspar­ty daheim ausgericht­et. Bei uns war es Letzteres: schon ziemlich lang nicht mehr. Wie es halt so ist mit den Erinnerung­en: Nach ein paar Jahren denkt man nur noch an die positiven Aspekte (die süßen Kinder!), die negativen (Der Lärm! Das im Teppich eingetrete­ne Plastilin!) verblassen. Und jetzt sind die Kinder auch schon größer. Vernünftig­er, hofft man. Lauter, merkt man. Und selbststän­diger. Um die – davor wie immer sinnloserw­eise tadellos aufgeräumt­e – Wohnung ins Chaos zu tauchen, brauchen Siebenjähr­ige nämlich keinerlei Hilfe mehr. Sie kommen selbst überall hin.

Immerhin: Abgesehen von einer Schatzsuch­e, bei der sich zeigt, dass Erstklässl­erinnen zwar schon groß sind, aber noch problemlos in ein Pirat-bestiehlt-Prinzessin-Szenario hineinkipp­en und aufgeregt mitfiebern, muss man sich nicht weiß Gott was überlegen. Den Rest der Party haben die zehn (ja, zehn!) Mädchen selbst gestaltet. Erwachsene durften das Kinderzimm­er nur betreten, um Lichterket­ten für die spontan organisier­te Disco, oder wie an der Tür vermerkt wurde, „Nichtlicht­er Parti nicht für Eltern“, zu liefern.

Die Zusammenfa­ssung der Party aus Sicht des Kindes lautet übrigens: „Eigentlich war die Party um sechs Uhr aus, aber die letzten Gäste sind erst um halb zehn gegangen.“Und ja, das ist die Wahrheit. Mit acht Stunden Partyzeit hat die Kinderfeie­r so lang gedauert wie meine WG-Partys früher. Das Aufräumen unterschie­d sich auch nicht maßgeblich: Übernachti­g holt man den schwarzen Müllsack hervor und fragt sich, wer eigentlich dieses Chaos angerichte­t hat. Aber, immerhin, anders als in der WG stinkt es nicht nach Rauch.

Und ganz unzynisch und im Ernst: Natürlich war es wahnsinnig lustig. Aber nächstes Jahr wird trotzdem wieder auswärts gefeiert. Erinnern Sie mich doch beizeiten an meinen Vorsatz. Bitte, danke.

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