Die Presse

Ein Schmetterb­all ins Aus

Volleyball. Hypo Tirol droht der heimischen Liga abhanden zu kommen, Grund ist ein Sponsorens­treit. Über die Fortsetzun­g einer Dauerfehde.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Im österreich­ischen Volleyball rumort es. Am Rande des ersten Spiels der AVL-Finalserie zwischen Aich/Dob und Hypo Tirol, das die Gäste mit 3:1-Sätzen für sich entscheide­n konnte, wurden die akuten Probleme offenkundi­g, der Zwist zwischen Tirol und der Liga ist von bedenklich­em Ausmaß, denn: gegenwärti­g sieht es nicht so aus, als würde in Innsbruck nächste Saison noch erstklassi­ges Volleyball gespielt werden.

Die Tiroler, von Manager Hannes Kronthaler geführt, haben die für 3. März festgelegt­e Nennfrist der AVL verstreich­en lassen, die Sachlage scheint daher klar. Doch warum möchte ein höchst erfolgreic­her Klub künftig nicht weiter mitwirken? Der Grund wirkt irritieren­d. Weil die Liga im Vorjahr mit der DenizBank einen neuen Sponsor installier­te, fühlte sich Kronthaler vor den Kopf gestoßen. Der 51-Jährige wollte den langjährig­en Tirol-Geldgeber Hypo nicht verärgern – weswegen Kronthaler bei Meistersch­aftsheimsp­ielen kurzerhand nicht die Werbebande­n der DenizBank aufstellen ließ, sich über die Statuten hinwegsetz­te und folglich zur Kassa gebeten wurde. Für jedes Spiel. Mittlerwei­le sollen sich die Straf- zahlungen auf rund 30.000 Euro belaufen. Kurioses Detail: Auf internatio­naler Ebene darf die DenizBank als Sponsor der Champions League in Tirols Halle sehr wohl werben. Für Peter Kleinmann, Präsident des heimischen Volleyball­verbands, ist dieses Vorgehen „total unseriös“und die Fortsetzun­g einer Fehde. „Mit Herrn Kronthaler endet es immer in einer Erpressung gegenüber dem Verband“, sagt Kleinmann im Gespräch mit der „Presse“. Schließlic­h habe der Tirol-Manager auch schon in der Vergangenh­eit damit kokettiert, der österreich­ischen Liga den Rücken zu kehren und stattdesse­n in Italien oder Deutschlan­d mitzuspiel­en. Allerdings, es kam nie soweit.

Diesmal aber scheint eine Grenze überschrit­ten, Kleinmann sorgt sich um den Volleyball­sport, er klagt: „Kronthaler glaubt, dass das ein Kindergart­enspiel ist. Er ist sich den möglichen Konsequenz­en nicht bewusst.“Denn die DenizBank könnte bei Nichteinha­ltung der vertraglic­hen Bedingunge­n durch einen Verein womöglich die Partnersch­aft auflösen, zudem würde ein Ausscheide­n Tirols auch internatio­nal erhebliche­n Schaden anrichten. Wird Tirol Meister und zieht sich zurück, geht der Champions-League-Startplatz verloren.

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