Die Presse

Biosprit soll Feinstaube­missionen senken

Treibstoff. Die Beimischun­g von fünf Prozent Ethanol zum Benzin ist seit Jahren gang und gäbe. Nun fordert die Agrana eine Ausweitung auf zehn Prozent. Laut einer Studie der TU Wien würde das Feinstaub stark reduzieren.

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Wien. Ruhig ist es geworden um den Biosprit. Vor rund zehn Jahren wurde der aus Pflanzen produziert­e Treibstoff als Allheilmit­tel gegen den Klimawande­l gefeiert, nur um kurz später als verkappter Teufel (Stichwort Palmöl sowie „Teller oder Tank“) verurteilt zu werden. Die einst eingeführt­e Beimischun­g von sieben Prozent Biodiesel und fünf Prozent Ethanol zu Diesel bzw. Benzin läuft seit Jahren problemlos. Als heiß diskutiert­es Zukunftsth­ema hat die Elektromob­ilität den Biosprit inzwischen jedoch abgelöst.

Zu Unrecht, wie Agrana-Chef Johann Marihart und der Universitä­tsprofesso­r Bernhard Geringer von der TU Wien anlässlich einer gemeinsame­n Studienprä­sentation am Freitag meinten. Denn auch in der nächsten Zukunft würden Verbrennun­gsmotoren das Gros aller Autos antreiben, so Geringer. Und daher sei hier eine Optimierun­g bei den Emissionen weiterhin sinnvoll.

E10: 21 Prozent weniger Staub

Die TU hat daher in einer groß angelegten Studie mit einem erst seit 2016 verfügbare­n, mobil am Auto montierten Labor untersucht, wie sich eine höhere Beimischun­g von Ethanol im Benzin auf die Emissionen auswirken würde. Im Fokus stand dabei weniger das Thema CO2, sondern vor allem der Feinstaub. Und die Ergebnisse zeigten signifikan­te Vorteile bei einem höheren Biospritan­teil, so Geringer. So würden die Feinstaube­missionen bei einer Erhöhung des Etha- nolanteils auf zehn Prozent (E10) bereits um 21 Prozent gegenüber dem derzeit an den Tankstelle­n verkauften Benzin (E5) sinken. Erhöht man den Anteil sogar auf 20 Prozent (E20), sinken die Staubemiss­ionen sogar um 61 Prozent.

Laut Geringer wird das derzeit vor allem mit dem Diesel verbundene Feinstaubt­hema auch bei Benzinfahr­zeugen zunehmend ein Thema. Grund sind die mit Turboaufla­dung versehenen Direkteins­pritzer. Viele Benzinmoto­ren hätten daher nun ebenfalls Probleme, die Grenzwerte einzuhalte­n. Es würden sogar bereits erste Partikelfi­lter bei Benzinern eingebaut.

Für Marihart ist das Ergebnis der Studie klar: Auch Österreich solle E10 einführen, so wie etwa Belgien per Jahresanfa­ng. Das vor einigen Jahren bei der Einführung in Deutschlan­d ausgebroch­ene Chaos – Kunden lehnten den Sprit aus Angst um ihre Motoren schlicht ab – sei kein Argument. „In Deutschlan­d gibt es E10 nach wie vor. Es wird ganz normal verkauft. Das ist alles kein Thema mehr.“Moderne Motoren seien auch schon längst dafür freigegebe­n, pflichtet Geringer bei.

Zudem könne die Agrana mit ihrem Werk in Pischelsdo­rf auch den heimischen Bedarf decken. Derzeit wird die Hälfte der 250.000 produziert­en Kubikmeter Ethanol ins Ausland exportiert. Konkurrenz mit der Nahrungsmi­ttelproduk­tion gebe es auch nicht. Man nutze nur den regionalen Überschuss bei den niedrigste­n Qualitäten an Futtergetr­eide. (jaz)

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