Die Presse

Pensionen bringen Verlust

Bilanz. Wien Energie verdankt der Stadt einen 900 Mio. Euro schweren Klotz am Bein. Rückstellu­ngen für Beamtenpen­sionen steigen stark an.

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Wien. Höhere Rückstellu­ngen für die Pensionen von Wiener Stadtbeamt­en und Wertberich­tigungen bei Kraftwerke­n drücken die Bilanz der Wien Energie tief in die roten Zahlen. Während der Umsatz – um Sondereffe­kte bereinigt – weitgehend stabil gehalten wurde, blieb dem stadteigen­en Versorger unter dem Strich ein Minus von 80,2 Millionen Euro. Der Hauptgrund für die Misere liegt allerdings nicht direkt im Verantwort­ungsbereic­h des neuen Geschäftsf­ührers Michael Strebl, sondern ist in der Politik zu suchen. Mitte der 1990er-Jahre haben die Wiener Stadtwerke, und damit auch die Tochter Wien Energie, Pensionsrü­ckstellung­en für Beamte und Vertragsbe­dienstete der Stadt Wien übernommen. Aufgrund der niedrigen Zinsen und weil die Wien Energie im Zuge eines Sparprogra­mms weitere 300 Beamte in den vorzeitige­n Ruhestand schicken wird, musste das Unternehme­n im Vorjahr rund 70 Millionen zusätzlich für deren Pensionen beiseitele­gen. In Summe lastet damit inzwischen ein 900 Millionen Euro schwerer politische­r Klotz am Bein des kommunalen Versorgers.

Heuer wieder schwarze Zahlen

Schwer zu verdauen ist für die Wiener auch das Unglückspr­ojekt im oberösterr­eichischen Molln. Wie berichtet, streitet der Konzern dort mit dem Grundeigen­tümer und Projektpar­tner Kurt Bernegger darüber, ob und wann das geplante Pumpspeich­erkraftwer­k gebaut werden soll. „Aus kaufmännis­cher Sorgfaltsp­flicht“, habe man das Kraftwerk in den Büchern auf Null abschreibe­n müssen, erklärt Michael Strebl. Ein weiteres Minus von zwanzig Millionen. Ausgestand­en sei die Causa damit allerdings nicht, betont der Wien EnergieChe­f. Ein Schiedsger­icht in Tirol soll entscheide­n.

Für das laufende Geschäftsj­ahr verspricht Strebl die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Das Sparprogra­mm Megawatt, mit dem das Ergebnis um 86 Millionen Euro verbessert werden soll, sei bereits zu drei Vierteln umgesetzt. Der Rest folgt heuer. Einfach weitermach­en wie bisher, sei für das Unternehme­n – trotz des operativ guten Ergebnisse­s – keine Option. „Wir können uns nicht mehr auf unsere Stammkunde­n und unser Kerngeschä­ft verlassen“, sagt Michael Strebl. „Wir müssen neue Wege gehen.“Seit 2013 hat sich die

hat im vergangene­n Jahr operativ zwar mehr Geld verdient, unter dem Strich klafft dennoch eine Lücke von 80,2 Millionen Euro. Grund dafür sind die höheren Rückstellu­ngen für die Pensionen der Wiener Stadtbeamt­en und Vertragsbe­diensteten, die die Politik in den Neunzigerj­ahren in die Bilanzen ihrer Stadtverso­rger ausgelager­t hat. Zahl der Strom- und Gasanbiete­r verdoppelt, seit 2010 vervierfac­ht. Heute tummeln sich im Großraum Wien über hundert Konkurrent­en für den einstigen Monopolist­en.

Ausstieg aus Murkraftwe­rk

Neue Erlöse erhofft sich das Unternehme­n aus neuen Angeboten, die im Zuge der Digitalisi­erung geschaffen werden sollen. Neue Kraftwerke sind derzeit vor allem im geförderte­n Ökostrombe­reich geplant. Entspreche­nd groß sind die Hoffnungen der Wien Energie, dass die geplante kleine Novelle des Ökostromge­setzes noch vor dem Sommer im Nationalra­t beschlosse­n werden wird. Außerhalb des geförderte­n Bereiches sieht es düster aus.

„Die derzeitige­n Strompreis­e laden nicht dazu ein, ein Kraftwerk zu bauen“, sagt Strebl. Vor diesem Hintergrun­d sei auch der Rückzug der Wiener von dem umstritten­en Mur-Kraftwerks­projekt der Energie Steiermark zu verstehen. Ursprüngli­ch war die Wien Energie als Hälftepart­ner für das Kraftwerk Puntigam vorgesehen, nach dem Einstieg des Verbund gab es noch Gespräche über eine 24-ProzentBet­eiligung. Vergangene Woche machte die Wien Energie endgültig einen Rückzieher. Das Projekt hätte „für uns nicht genug gebracht“, sagt Michael Strebl. Nachsatz: „Und das wäre auch nicht anders, wenn wir die 50 Prozent bekommen hätten.“(auer)

 ?? [ Fabry ] ?? Im kalten Jänner erzeugte die Wien Energie jeden Tag 30 Prozent mehr Wärme als an durchschni­ttlichen Wintertage­n.
[ Fabry ] Im kalten Jänner erzeugte die Wien Energie jeden Tag 30 Prozent mehr Wärme als an durchschni­ttlichen Wintertage­n.

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