B: Galgenfrist für 1,5 Mrd. Schilling
Bevölkerung, alle alten Schillingscheine umzutauschen. Aber es ist nicht zu erwarten, dass alle restlichen Banknoten umgetauscht werden. Manche werden in Sammlungen verbleiben, andere sind vernichtet, verbrannt, zerrissen oder verloren.“Von den kurz vor der Euroumstellung eingeführten letzten 500- und 1000-Schilling-Scheinen sind übrigens deutlich weniger noch immer im Umlauf: insgesamt 837.000 Stück mit einem Gesamtwert von umgerechnet 48 Mio. Euro. Den wertmäßig größten Teil des noch nicht umge- tauschten Eurobargelds machen rund 130 Millionen Zehn-Schilling-Münzen im Wert von 93,6 Millionen Euro aus.
Wer die noch kistenweise rumstehen hat, sollte die Jahreszahlen checken. Denn bis 1973 waren diese Münzen aus Silber. Dank Edel- metallgehalt sind sie aktuell mehr als zwei Euro pro Stück wert.
Die Österreicher sind auch nicht die Einzigen, die Millionen an alten Scheinen und Münzen bunkern. In der ganzen Eurozone ist immer noch altes Bargeld im Wert von umgerechnet 15 Milliarden Euro im Umlauf, wie Daten der Europäischen Zentralbank und von Bloomberg zeigen. Rund 6,5 Mrd. davon entfallen allein auf alte D-Mark-Scheine.
Dass die alle zurückkommen, kann man ausschließen. Viele sind wohl für immer verschollen. Denn die harte Deutschmark hatte schon lang vor der Euroeinführung in ganz Europa Kultstatus. So war es in der DDR üblich, eine Kleinanzeige mit dem Stichwort „blaue Fliesen“in der Zeitung zu schalten, wenn man bereit war, mit Westgeld zu zahlen. Blaue Fliesen deshalb, weil der 100-D-Mark-Schein blau war. Auch in Polen, Tschechien, Serbien, Kroatien und der Türkei wurde die D-Mark bis Ende der 1990er-Jahre gern gehortet.
Vor allem auf dem Balkan erfreute sich die D-Mark nach dem Krieg großer Beliebtheit. In Bosnien und im Kosovo wurde sie zeitweise als Parallelwährung genutzt. In Montenegro ist man sogar noch weiter gegangen. Da wurde die D-Mark Ende 2000 einfach zur offiziellen Währung des Landes erklärt. Heute ist der Euro die Währung des Landes – und kommt dort aus den Bankomaten, obwohl Montenegro nicht einmal EU-Mitglied ist.