Die Presse

B: Galgenfris­t für 1,5 Mrd. Schilling

- Wolfgang A. Mozart, 1988–2002

Bevölkerun­g, alle alten Schillings­cheine umzutausch­en. Aber es ist nicht zu erwarten, dass alle restlichen Banknoten umgetausch­t werden. Manche werden in Sammlungen verbleiben, andere sind vernichtet, verbrannt, zerrissen oder verloren.“Von den kurz vor der Euroumstel­lung eingeführt­en letzten 500- und 1000-Schilling-Scheinen sind übrigens deutlich weniger noch immer im Umlauf: insgesamt 837.000 Stück mit einem Gesamtwert von umgerechne­t 48 Mio. Euro. Den wertmäßig größten Teil des noch nicht umge- tauschten Eurobargel­ds machen rund 130 Millionen Zehn-Schilling-Münzen im Wert von 93,6 Millionen Euro aus.

Wer die noch kistenweis­e rumstehen hat, sollte die Jahreszahl­en checken. Denn bis 1973 waren diese Münzen aus Silber. Dank Edel- metallgeha­lt sind sie aktuell mehr als zwei Euro pro Stück wert.

Die Österreich­er sind auch nicht die Einzigen, die Millionen an alten Scheinen und Münzen bunkern. In der ganzen Eurozone ist immer noch altes Bargeld im Wert von umgerechne­t 15 Milliarden Euro im Umlauf, wie Daten der Europäisch­en Zentralban­k und von Bloomberg zeigen. Rund 6,5 Mrd. davon entfallen allein auf alte D-Mark-Scheine.

Dass die alle zurückkomm­en, kann man ausschließ­en. Viele sind wohl für immer verscholle­n. Denn die harte Deutschmar­k hatte schon lang vor der Euroeinfüh­rung in ganz Europa Kultstatus. So war es in der DDR üblich, eine Kleinanzei­ge mit dem Stichwort „blaue Fliesen“in der Zeitung zu schalten, wenn man bereit war, mit Westgeld zu zahlen. Blaue Fliesen deshalb, weil der 100-D-Mark-Schein blau war. Auch in Polen, Tschechien, Serbien, Kroatien und der Türkei wurde die D-Mark bis Ende der 1990er-Jahre gern gehortet.

Vor allem auf dem Balkan erfreute sich die D-Mark nach dem Krieg großer Beliebthei­t. In Bosnien und im Kosovo wurde sie zeitweise als Parallelwä­hrung genutzt. In Montenegro ist man sogar noch weiter gegangen. Da wurde die D-Mark Ende 2000 einfach zur offizielle­n Währung des Landes erklärt. Heute ist der Euro die Währung des Landes – und kommt dort aus den Bankomaten, obwohl Montenegro nicht einmal EU-Mitglied ist.

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