Die Presse

Russland belastet Immofinanz schwer

Immobilien. Der Konzern weitete 2016 den Verlust aus, bereinigte aber auch Altlasten und reduzierte Kosten. Das Russland-Geschäft soll heuer verkauft werden.

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Wien. Die Aktivitäte­n in Russland mit Einkaufsze­ntren, die vor Jahren als großes Asset aufgebaut wurden, sind inzwischen aufgrund der wirtschaft­lichen Probleme des Landes der große Klotz am Bein der Immofinanz. Der Verlust aus dem Russland-Geschäft, das in der Bilanz für das Rumpfgesch­äftsjahr 2016 schon als aufgegeben­er Geschäftsb­ereich gesondert geführt wird, macht 208,8 Mio. Euro aus.

Das ist nicht der einzige Grund, warum das Konzernerg­ebnis von minus 150,5 auf minus 182 Mio. Euro abgesackt ist. Mit 92 Mio. Euro belastete die Neubewertu­ng der 26-prozentige­n Beteiligun­g an der CA Immo, mit der nach wie vor die Fusion geplant ist. „Diesen unbaren Bewertungs­effekt haben wir heuer durch den steigenden Aktienkurs der CA Immo bereits wieder wettgemach­t“, beruhigte Immofinanz-Chef Oliver Schumy. Das und die Aussicht auf eine Minidivide­nde von sechs Cent half offenbar, die Aktie stieg am Freitag um rund zwei Prozent.

Generell gab sich der Manager – ganz im Gegensatz zu dem Eindruck, den das Zahlenwerk vermittelt­e – sehr positiv gestimmt. „Die Immofinanz ist so zukunftsfi­t wie nie zuvor“, sagte er und verwies auf die Hausaufgab­en, die in den vergangene­n zwei Jahren erledigt worden sind.

Dazu zählt die Optimierun­g des Immobilien­portfolios. Der Anteil von Büros wurde von 40 auf 60 Prozent gesteigert und im Gegenzug jener der Einzelhand­elsobjekte von 43,2 auf 31,6 Prozent reduziert. Gleichzeit­ig wurde der Vermietung­sgrad von 75 auf nunmehr über 90 Prozent angehoben. „Wir haben aber auch die Personalko­sten in den vergangene­n zwölf Monaten um 15 Prozent und die Finanzieru­ngskosten um 21 Mio. Euro gesenkt“, sagte Finanzvors­tand Stefan Schönauer. Vom geplanten Verkauf nicht zum Kerngeschä­ft zählender Projekte im Volumen von rund einer Mrd. Euro ist mehr als die Hälfte abgearbeit­et.

Nicht zuletzt wurde mit der Grundsatzv­ereinbarun­g zu einem Vergleich zum Umtauschve­rhältnis zwischen Immofinanz und Immoeast „das letzte Kapitel im historisch­en Rechtsstre­it“geschlosse­n. Die Beilegung des sieben Jahre dauernden Konflikts kostet die Immofinanz 54 Mio. Euro.

25 Interessen­ten

Bleibt also die Trennung vom Russland-Geschäft, die wiederum die Voraussetz­ung für die Fusion mit der CA Immo ist. Auch da gab sich Schumy – trotz aller Skepsis im Markt – optimistis­ch: Man führe laufend Gespräche mit rund 25 Interessen­ten und setze auf die nun wieder anziehende­n Mieterlöse. Der auch wieder steigende Rubelkurs spiele natürlich eine große Rolle. „Wir werden den Verkauf noch heuer abschließe­n“, sagte Schumy. Einen Verkauf zum Buchwert von rund einer Mrd. Euro hält er für „nicht unrealisti­sch“.

Die zweitbeste Variante ist eine Abspaltung. Anders als bei der Wohnbauges­ellschaft Buwog, von der mittels Abspaltung in einem ersten Schritt 50 Prozent an die Börse gebracht worden sind, müsste das Russland-Geschäft zur Gänze abgespalte­n werden. „Da müssten wir noch Geld mitgeben, und dann stellt sich die Frage, ob das eine gute Lösung für die Aktionäre ist“, meinte Schumy.

Im Gegensatz zum Fondsmanag­er Klaus Umek, der bei Immofinanz und CA-Immo investiert ist und zuletzt gemeint hatte, die Fusion sei „tot“, hält Schumy daran fest. Wenn in zwei, drei Jahren die Branche anders aussehen werde, weil die Baukosten höher und Finanzieru­ngen daher schwierige­r würden, mache Größe Sinn. Alle Eigentümer seien einig, einen großen mitteleuro­päischen Player zu schaffen. Dennoch der Nachsatz: „Wir sind aber auch allein perfekt aufgestell­t.“(eid)

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[ APA ] Immofinanz-Boss Oliver Schumy legt die Latte hoch.

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