Veränderung durch Elektroautos
QDie von Trendforschern am häufigsten genannte Veränderung in der Stadt von morgen ist die Zunahme an Elektroautos und die damit erhoffte Reduktion der Lärmkulisse. Denn nach wie vor sind es Verkehrsgeräusche, die zu den dominantesten Höreindrücken der Stadt gehören. Kraftfahrzeuge, deren ausgeklügelte Soundproduktion in den vergangenen Jahrzehnten sowohl von Produzenten- wie von Konsumentenseite größte Aufmerksamkeit erfuhr, traten im Gefolge der Digitalisierung in eine neue Klangära ein: Als Elektrofahrzeuge können sie erstmals mit jedem beliebigen Sound ausgestattet werden. Wie dieser konkret beschaffen sein soll, darüber gibt es derzeit intensive Debatten. Denn während die einen – nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen – die gewohnten Geräusche eines Verbrennungsmotors bevorzugen, sehen andere die Chance für ein völlig neues akustisches Branding des Stadtverkehrs.
Derartige Fragen stellen sich vor allem bei einer Fahrgeschwindigkeit unter 30 Stundenkilometern (darüber ist das Rollgeräusch der Reifen dominant). Sind Elektroautos in diesem Bereich tendenziell unhörbar, treten Sicherheitsprobleme auf. In der EU müssen Elektroautos ab 2019 ein künstliches Motorengeräusch aufweisen. Das sogenannte AVAS (Acoustic Vehicle Alerting System) wird verpflichtend als Warnsignal eingeführt.
Wie all dies sich im Zusammenklang in den Straßen der Stadt auswirken wird, bleibt abzuwarten. Rein statistisch gesehen, werden wir nicht allzu schnell in diese neue Ära eintreten. In Österreich waren im vergangenen Jahr nur rund 2,5 Prozent aller Neuzulassungen Elektro- und Hybridfahrzeuge, Tendenz allerdings steigend. Den Ohren der Städter werden – in welche Richtung immer – jedenfalls weiterhin Anpassungs- und Gewöhnungsleistungen abverlangt werden. Sofern sie sich nicht für eine radikal individualistische Form der akustischen Stadtgestaltung entscheiden: der Generierung eines persönlichen Klangraums mit Hilfe von iPod oder Smartphone. So könnte die Stadt der Zukunft vielleicht auch nach Ludwig van Beethoven, Miles Davis oder Snoop Dogg klingen.