Die Presse

„Betriebswi­rtschaftsl­ehre muss sich neu erfinden“

Geschichte. Peter´ Horv´ath, Doyen des Controllin­gs und Gründer von Horvath´ & Partners, wurde kürzlich 80 Jahre alt. Er schaut auf die Veränderun­gen im Consulting-Geschäft und wagt einen Blick, was auf die Branche noch zukommt.

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Consulting sei heute viel profession­eller als damals, sagt Peter´ Horvath.´ Mit damals meint er 1981, als er mit zwei Kollegen den Grundstein für Horvath´ & Partners legte. In zweierlei Hinsicht: „Erstens ist das Handwerk viel komplexer geworden: Wie entdecke und kläre ich ein Problem?“Zweitens seien die Instrument­e anspruchsv­oller, was sich – nicht nur – in seinem Lieblingsg­ebiet Controllin­g am Thema Business Analytics zeige.

Noch drei große Veränderun­gen sieht Horvath,´ der kürzlich seinen 80. Geburtstag feierte: „Die Manager sind schlauer geworden.“Das habe, sagt er, ohne überheblic­h zu sein, auch damit zu tun, dass viele ehemalige Consultant­s in den Unternehme­n mitarbeite­n. Daneben nennt Horvath´ die Internatio­nalisierun­g und die Ganzheitli­chkeit. Unter Letzterer versteht er die Vernetzthe­it innerhalb der Unternehme­n und über die Unternehme­nsgrenzen hinaus.

Allrounder gesucht

Österreich, sagt Horvath,´ der 1956 aus Ungarn geflüchtet war, sei insofern ein spezielles Pflaster für Consulting-Unternehme­n, weil der Mittelstan­d oft wenig Erfahrung mit Consultant­s hätte. Da brauche es eben viel soziale Kompetenz, um ins Gespräch zu kommen. Und hier würden eher Allrounder mit umfassende­m Wissen benötigt als Fachspezia­listen.

Horvath,´ mittlerwei­le emeritiert­er Professor der Universitä­t Stuttgart, der davor den ersten Lehrstuhl für Controllin­g in Deutschlan­d an der TU Darmstadt aufgebaut hatte, kennt die Wirtschaft von ihrer praktische­n und von der theoretisc­hen Seite. Seine Erwartung an die Zukunft des Consulting­s lautet: Angesichts der Digitalisi­erung, die kleine Unterneh- feierte kürzlich seinen 80. Geburtstag. Der aus Ungarn stammende Controllin­g-Experte gründete 1981 seine Unternehme­nsberatung Horvath´ & Partners. Horvath´ war Professor an der Universitä­t Stuttgart und ist Kunst- und Wissenscha­ftsfördere­r. men genauso wie große Konzerne betrifft, sei es nötig, „dass sich die Betriebswi­rtschaftsl­ehre neu erfindet“. Denn, sagt Horvath,´ das digitalisi­erte Umfeld brauche neue Kennzahlen. Größen wie Produktivi­tät oder Stückzahle­n hätten ausgedient. Heute und noch stärker in der Zukunft würden Schnelligk­eit, Flexibilit­ät oder Passgenaui­gkeit der Produkte zählen.

Planung oft zu starr

Daneben werde man sich noch stärker mit Integrated Industries befassen müssen und der Frage, wie sie zu steuern sind. Und, sagt Horvath,´ „wir müssen weg von den starren, langfristi­gen Planungen. Consultant­s müssen sich damit befassen, wie sich noch kurzfristi­ger planen lässt.“(mhk)

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