Wenn FH-Master weiterstudieren wollen
Das Doktoratsstudium für Absolventen von Fachhochschulen zu öffnen ist eine Forderung, die zwar bereits gesetzlich verwirklicht wurde, in der Praxis aber nicht immer gelebt wird.
Das Doktoratsstudium soll vor allem Jungwissenschaftler hervorbringen: Laut Universitätsgesetz (UG 2002) dient es unter anderem „der Heranbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf der Grundlage von Diplomund Masterstudien“. Auch Absolventen eines FH-Masterstudiums steht es daher frei, bestimmte Doktoratsstudien an einer Universität zu beginnen. Seit dem Studienjahr 2001/2, haben laut Wissenschaftsministerium österreichweit rund 440 FH-Absolventen ein Doktoratsstudium abgeschlossen. Durch 30 verschiedene Verordnungen wurde festgelegt, welche FH-Masterabschlüsse zu welchen UniDoktoratsstudien berechtigen.
Aktuell ist zudem ein Verordnungsentwurf des Wissenschaftsministers in Begutachtung, durch den die 30 Verordnungen in einer einzigen zusammengefasst würden – in einer tabellarischen Auflistung aller FH-Studiengänge mit Hinweis auf die entsprechenden Doktoratsstudien der Universitäten. Das System würde dadurch übersichtlicher, die Durchlässigkeit um ein Stück vorangetrieben.
Frage der Uni-Ressourcen
In der Realität machen FH-Absolventen aber oft die Erfahrung, dass es bei Universitätsprofessoren nicht gerade Begeisterungsstürme auslöst, wenn sie sich mit Ideen für Dissertationen bei ihnen melden. Im dem Buch „Perspektiven und Herausforderungen der österreichischen Fachhochschulen“(Verlag Österreich 2016) des FH-Experten Elmar Schüll werden zur Durchlässigkeit von FH-Absolventen zum Doktoratsstudium an Universitäten die Ergebnisse eine Befragung von Hochschullehrenden vorgestellt. Sie zeigen auf, dass die Problematik vor allem eine Frage der Betreuungskapazität sein dürf- te. 70 Prozent der Universitätsangestellten stimmen der These zu, dass mehr Ressourcen an Österreichs Universitäten für die Betreuung von FH-Studierenden eine höhere Durchlässigkeit zum Doktorats- bzw. Ph.-D.-Studium ermöglichen würden. „Gute Betreuung hat ihren Preis. Das gilt für alle akademischen Ebenen“, sagt auch der Bildungsforscher Werner Hauser, der als Professor an der FH Joanneum und an der Universität Klagenfurt die Praxis kennt. „Eine Öffnung der Betreuergruppe – zum Beispiel für Emeriti, Honorarprofessoren oder Privatdozenten – wäre für die Entkrampfung der angespannten Personalsituation sicher hilfreich.“
Vorbehalte und wenig Service
Sonst geht es nach Hausers Auffassung jedoch vor allem darum, Vorbehalte gegenüber FH-Masterabsolventen, die ein Doktoratsstudium anstreben, abzubauen und den wissenschaftlichen Ambitionen dieser Gruppe offen und vorbehalts los gegenüber zu treten. „Teilweise höre ich von Studierenden oder Absolventen, dass sie es an inländischen Unis im Doktoratsstudium nicht eben leicht haben oder hatten, aber an anerkannten ausländischen Unis überhaupt keine Widerstände zu gewärtigen hatten“, sagt Hauser. Diese Erfahrung sei vermutlich auch den sehr unterschiedlichen Hochschulkulturen geschuldet .„ Der FH-Bereich lebt den Serviceaspekt sehr stark; an den Unis herrscht in der Regel ein anderer Zugang, der ein hohes Maß an administrativer Selbst organisat ions fähigkeit der Studierenden voraussetzt. Da gibt es teilweise kulturelle Anpassungsschwierigkeiten. Viele ausländische Un iss ervicie ren ihre Studierenden ähnlich umfassend wie Fachhochschulen, und deshalb funktioniert dort vieles besser.“Hausers pragmatisches Fazit: „Wenn sich die Unis nicht umfassend für Fachhochschulabsolventen in Doktoratsprogrammen öffnen, werden die Fachhochschulen zu Recht darauf drängen, eigene Doktoratsprogramme zu etablieren. Viele – wenngleich bei Weitem nicht alle – Fachhochschulen hätten bereits jetzt das Zeug dazu“, meint der Experte. Den Fachhochschulen selbst die Betreuung ihrer Absolventen im Doktoratsstudium zu überantworten sei im Rahmen von Kooperationsabkommen zwischen Fachhochschulen und Universitäten prinzipiell möglich, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium.
Kooperationen als Alternative
So könnten etwa auch Universitäts absolventen durch Lehrende einer FH betreut werden, sofern eine qualitätsvolle Betreuung durch wissenschaftlichen Mitarbeiter mitLehr befugnis( inder Regel habilitierte Lehrende) sichergestellt sei .„ DieseKoope rat ions möglichkeiten werden tendenziell allerdings wenig genutzt “, räumt Ministeriums pressesprecher inVeraPür er fellne rein. In Planung sei daher ein weitreichenderes Modell. „Es geht hierbei um die weitere Förderung von Kooperationen, sodass zum Beispiel das Curriculum sowie Betreuungsmodalitäten von F Hund Universität gemeinsam vereinbart werden. Das Promotionsrecht verbleibt bei der Universität, doch durch die Schaffung gemeinsamer Richtlinien wir deine Kooperation gezielter gefördert .“Dieses Kooperationsmo dell gehe damit auch auf die unterschiedlichen Aufgabenpro fi leder Hochs chul sektoren ein.
Eine Übersicht über die Verordnungen für den Übergang von FH- auf Doktoratsstudien findet sich unter www.studienplattform.at/alle-anders-alle gleich.