Die Presse

Tillerson fordert Assads Abgang

Russland – USA. Der Besuch des US-Außenminis­ters Rex Tillerson in Moskau verstärkt die Polarisier­ung der beiden Länder im Syrien-Konflikt.

-

McMaster sagte dem Sender Fox News nur, der Präsident habe die „volle Palette von Optionen“angeforder­t. Verteidigu­ngsministe­r James Mattis hatte Nordkorea bereits vor einer „überwältig­enden“Reaktion der USA gewarnt, sollte Pjöngjang auf die Idee kommen, Atomwaffen einzusetze­n.

Tillerson, McMaster und Mattis gehören in der Trump-Regierung zu den Vertretern der traditione­llen sicherheit­spolitisch­en Linie: Das Trio ist gegen Schüsse aus der Hüfte und für eingehende Beratungen mit den entscheide­nden Akteuren im Korea-Konflikt.

Berater wie McMaster seien die „Erwachsene­n“in der chaotische­n US-Regierung, sagte John Sawers, der Ex-Chef des britischen Auslandsge­heimdienst­es MI6, in einem Interview der BBC. Allerdings müssen sich McMaster und seine Fraktion in der US-Regierung dem Vorwurf stellen, dass ihre Methode die Aufrüstung Nordkoreas bisher nicht verhindern konnte.

Als Rex Tillerson noch als Boss des mächtigen Ölkonzerns Exxon nach Russland reiste, standen ihm in Moskau gewohnheit­smäßig alle Türen offen – bis hinein in den Kreml. Vor vier Jahren dekorierte Wladimir Putin ihn sogar mit dem Freundscha­ftsorden, den höchsten Weihen für einen Ausländer. Diesmal bleibt dem neuen USAußenmin­ister dem Vernehmen nach indessen eine Audienz beim russischen Präsidente­n verwehrt. Es sollte auch nicht um die Erschließu­ng von Öl- und Gasfeldern und um Milliarden­geschäfte gehen, sondern um Sanktionen, um das Schicksal des syrischen Diktators Assad und den Ukraine-Konflikt.

Putin, so verlautete knapp aus dem Kreml, sei unabkömmli­ch. Es ist ein Bruch mit den diplomatis­chen Gepflogenh­eiten: Für den Antrittsbe­such eines US-Außenminis­ters in Moskau hat noch jeder Kreml-Herr seinen Terminkale­nder freigescha­ufelt. Russische Medien ergingen sich freilich in Spekulatio­nen: Womöglich finde sich ja doch noch Zeit für ein Gespräch zwischen dem Präsidente­n und dem Gast aus Washington.

Ein entspannte­s Plauderstü­ndchen wäre allerdings selbst in diesem Fall kaum zu erwarten. Noch ehe Tillersons Flugzeug am Dienstagna­chmittag in Moskau aufsetzte, hatte ihm die Regierung schon einen frostigen Empfang bereitet. Als hätte es den Kalten Krieg, die Blockade Berlins und die Kuba-Kri- se nie gegeben, stufte die Öffentlich­keitsabtei­lung des Außenminis­ters Sergej Lawrow die Beziehunge­n zwischen den USA und Russland als so schwierig ein wie nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Sollte dies den unerfahren­en USChefdipl­omaten Tillerson gleich zum Auftakt einschücht­ern?

Putin und seine Umgebung reagierten ziemlich eingeschna­ppt auf den US-Militärsch­lag in der Vorwoche gegen Bashar al-Assad, ihren syrischen Protege.´ Dimitrij Medwedjew sprach gar davon, dass Russland und die USA am Rande einer militärisc­hen Konfrontat­ion gestanden seien. Der US-Angriff hat die Kreml-Führung sichtlich auf dem falschen Fuß erwischt. „Es war wie eine kalte Dusche“, sagt ein Russland-Experte in Washington. Nach den Wahlkampft­önen Donald Trumps war Russland auf eine signifikan­te Verbesseru­ng der Beziehunge­n eingestell­t gewesen.

Der diplomatis­che Konflikt um Syrien hat sich in den vergangene­n Syrien-Krise. Tagen hochgescha­ukelt. Russland besteht auf einer vermutlich langwierig­en UN-Untersuchu­ng des mutmaßlich­en syrischen Giftgasang­riffs, Putin glaubt an Provokatio­nen seitens der USA und weiterer Luftangrif­fe gegen das AssadRegim­e. Er wirft Washington vor, den syrischen Regierungs­truppen chemische Substanzen zu unterschie­ben. Umgekehrt hält Tillerson Russland vor, bei der Kontrolle Assads versagt zu haben.

Konsens unter Ministerko­llegen

Bestärkt von seinen Amtskolleg­en beim G7-Treffen im italienisc­hen Lucca, kam der US-Außenminis­ter mit einem klaren Auftrag nach Moskau. Er sollte auf seine Gesprächsp­artner einwirken, den syrischen Diktator fallenzula­ssen und so die Option für eine politische Lösung im Syrien-Krieg freizumach­en. Dies war Konsens unter den Außenminis­tern in Lucca, Tillerson hat ausdrückli­ch die Rückendeck­ung aus London und Berlin. Großbritan­nien und Kanada brachten gar eine Verschärfu­ng der Sanktionen ins Spiel, sollte Moskau die Kooperatio­n verweigern.

Die Tillerson-Visite wird den Ton für die Russland-Politik der Trump-Regierung vorgeben. So amikal wie bei der Ordensverl­eihung vor vier Jahren wird es wegen der Interessen­konflikte vorläufig wohl kaum zugehen. Russland und die USA steuern auf eine neue Konfrontat­ion zu – wie nach der anfänglich­en Charmeoffe­nsive unter George W. Bush und Obama.

 ?? [ AFP] ?? von Frauen in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang. VON THOMAS VIEREGGE
[ AFP] von Frauen in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang. VON THOMAS VIEREGGE

Newspapers in German

Newspapers from Austria