Die Presse

Grüne Querelen, kriselnde Koalition

ÖH-Wahl. Die grüne Splittergr­uppe tritt doch nicht bundesweit an, wenn 330.000 Studierend­e ihre Vertreter wählen. Trotzdem wird es im Mai spannend. Ein Ausblick.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER UND JULIA NEUHAUSER

Wien. Im grün-grünen Streit ist die nächste Kapitulati­on fix: Die Grünen Studierend­en, die sich von der offizielle­n grünen Studentenf­raktion Gras abgespalte­n haben, treten bei der ÖH-Wahl im Mai nicht bundesweit an. Nachdem vergangene Woche bekannt wurde, dass sie Unterschri­ften sammeln, um eine bundesweit­e Kandidatur vorzuberei­ten („Die Presse“berichtete), hieß es am Dienstag: nein.

Offiziell entschied die Splittergr­uppe das bereits am Sonntag. Inoffiziel­l könnte der Rücktritt des grünen Parteijuge­ndvorstand­s am Montag noch eine Rolle gespielt haben. Die Jungen Grünen hatten die neue Fraktion unterstütz­t und damit nicht nur ihren eigenen Rauswurf aus der Partei provoziert, sondern auch Debatten über Parteichef­in Eva Glawischni­g.

Auch, wenn die rund 330.500 Studierend­en zwischen 16. und 18. Mai bundesweit nun doch nicht zwischen zwei grünen Listen wählen können, wird die Wahl spannend. Nicht nur, weil die grüne Splittergr­uppe noch immer nicht ganz aufgibt. Ein Ausblick.

1 Ganz beigelegt ist der grüne Streit nicht. Das könnte der Gras schaden.

Auf Uni-Ebene dürfte der grüngrüne Disput weitergehe­n. In Graz und Linz – wo sie sich ursprüngli­ch von der Gras abgespalte­n haben – wollen die neuen Grünen Studierend­en nicht klein beigeben, sondern sehr wohl kandidiere­n. In Graz gebe es praktisch keine Gras mehr, behaupten sie. Wenn die Partei jetzt versuche, sie „mit FakeListen auszuhebel­n“, würde sie allen Studenten schaden. Auch an vier Hochschule­n außerhalb der Steiermark und Oberösterr­eichs wollen sie kandidiere­n, sofern die Gras dort nicht antritt. Das Problem: Die offizielle grüne Fraktion hat angekündig­t, überall anzutreten – auch in Graz und Linz. Die grünen Querelen könnten der Gras auch auf Bundeseben­e schaden.

2 Die angeschlag­ene Gras ist ein Problem für die linke Koalition.

Die grünen Turbulenze­n könnten die seit Jahren an der Spitze stehende linke Vierer-Koalition aus Gras, den roten Studierend­en des VSStÖ, den unabhängig­en Fachschaft­slisten (FLÖ) und der Fraktion enga- gierter Studierend­er (FEST) ordentlich ins Wanken bringen. Verliert die Gras Mandate, könnte es sein, dass sich eine linke Koalition gar nicht mehr ausgeht. Ganz unglücklic­h dürften FLÖ und VSStÖ darüber nicht sein. Die Stimmung zwischen den Fraktionen scheint schlecht. Mit den basisdemok­ratischen Entscheidu­ngen der Gras dürften offenbar nicht nur die Grünen selbst ihre Probleme haben (Stichwort: Grüne Studierend­e). Auch die Koalitions­partner in der ÖH scheinen über diese langwierig­en Entscheidu­ngsprozess­e nicht allzu glücklich zu sein.

3 Das Nicht-Antreten der FEST macht es für die Linken noch schlimmer.

Gras hin oder her – die linke ÖHSpitze hat ohnehin ein Problem. Die FEST, die traditione­ll an Fachhochsc­hulen stark war, wird heuer nicht bundesweit antreten. Unter den derzeitige­n Mehrheitsv­erhältniss­en würde das Wegfallen der zwei FEST-Mandate das Aus der Koalition bedeuten, die eine hauchdünne Mehrheit von 29 der 55 Mandate hat. Damit könnten die kommunisti­schen Listen Zünglein an der Waage spielen. Ansonsten kommt ein Richtungsw­echsel.

4 Die Aktionsgem­einschaft könnte heuer als Gewinner aussteigen.

Die ÖVP-nahe Aktionsgem­einschaft könnte zum großen Gewinner werden. Sie blieb zuletzt trotz Platz eins stets in der Opposition. Rein rechnerisc­h wäre sich schon vor zwei Jahren eine Koalition aus AG, FLÖ und VSStÖ ausgegange­n. Letztere optierten aber dann doch für die linke Variante, was sich angesichts der aktuellen Unstimmigk­eiten ändern könnte. Inwiefern die Junos mitmischen könnten, ist wegen ihrer Positionen unklar: Sie sind als einzige ÖH-Fraktion dezidiert für (nachgelage­rte) Gebühren und Zugangsbes­chränkunge­n.

5 Die Wahlbeteil­igung könnte ein Legitimati­onsproblem bleiben.

Die Wahlbeteil­igung war bereits in den vergangene­n Jahren stets niedrig: Nur die Briefwahl rettete sie vor zwei Jahren vor einem neuen historisch­en Tiefststan­d. Lediglich jeder vierte Studierend­e gab damals seine Stimme ab. Ob sich das dieses Jahr massiv ändert, ist fraglich.

Bis gestern Mitternach­t konnten Fraktionen ihre bundesweit­en Kandidatur­en einreichen. Am Donnerstag ist klar, wer antritt.

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] Clemens Fa\ry ] Die Gras \ekommt auf Bundese\ene nun doch keine Konkurrenz – die grün-grünen Querelen könnten ihr a\er schaden.
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