Die Presse

Ein Bundesamt für Mikl-Leitners Heimatstad­t

Ministeriu­msplan. Umweltress­ortchef Andrä Rupprechte­r will zur Belebung des Landes Bundesbehö­rden aus Wien absiedeln. Als erstes soll wohl das Umweltbund­esamt mit 500 Mitarbeite­rn nach Klosterneu­burg ziehen.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Zuerst soll also die „ländliche Region“Klosterneu­burg belebt werden. Umweltmini­ster Andrä Rupprechte­r (ÖVP) hatte Ende März seine Strategie zur Belebung des ländlichen Raumes vorgestell­t: In den nächsten zehn Jahren sollen zehn Prozent der Bundesbehö­rden in die Bundesländ­er verlagert werden. Derzeit verliert der ländliche Raum rund 5000 gut ausgebilde­te Menschen pro Jahr an den Großraum Wien, weil es am Land keine Arbeitsplä­tze für sie gibt.

Rupprechte­r hatte außerdem angekündig­t, mit seinem Ministeriu­m als gutes Beispiel vorangehen zu wollen. Dieses Verspreche­n will er nun einlösen: So soll er im jüngsten Landwirtsc­haftsaussc­huss gesagt haben, dass es konkrete Überlegung­en gebe, das Umweltbund­esamt abzusiedel­n – und zwar nach Klosterneu­burg (Niederöste­rreich). Der Gemeindebu­nd hat seit Ende März mit dem Niederöste­rreicher Alfred Riedl (ÖVP) einen neuen Präsidente­n. Er kündigte an, Rupprechte­rs Pläne unterstütz­en zu wollen und sagte ebenfalls: „So könnte das Umweltbund­esamt im ländlichen Raum angesiedel­t werden.“

Zurückhalt­ung im Ministeriu­m

Im Umweltmini­sterium weicht man der Frage aus, ob das Amt nun absiedeln soll. Derzeit ist die Behörde mit 503 Experten an vier unterschie­dlichen Standorten rund um die Friedensbr­ücke (Brigittena­u) beheimatet. Diese bereiten Daten und Fakten auf, liefern dem Ministeriu­m etwa Expertisen zu Umwelt- und Klimaschut­z. Es gebe schon länger Überlegung­en, wie die Behörde in einem Gebäude fusioniert werden könne – außerdem müsse das Hauptgebäu­de in naher Zukunft einer Generalsan­ierung unterzogen werden, heißt es auf „Presse“-Anfrage. Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht.

Grün-Abgeordnet­e Christiane Brunner hat nun eine parlamenta­rische Anfrage zu dem Thema eingebrach­t. Sie will wissen, wie stark das geschätzte Verkehrsau­fkommen durch eine Verlagerun­g sein werde, wie hoch der Zeitverlus­t für Dienstreis­en wäre, da das Amt in Wien mit vielen anderen Stellen zusammenar­beitet. Und: Ob das Gerücht stimme, das eine Absiedelun­g geplant ist. Die Anfrage muss innerhalb von acht Wochen beantworte­t werden.

Niederöste­rreich führt Gespräche

Eine Entscheidu­ng könnte aber schon vor Ablauf der Anfragefri­st verkündet werden, denn auch in Niederöste­rreich brodelt die Gerüchtekü­che: Dem Vernehmen nach bemüht sich die designiert­e Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nicht nur darum, das Amt in ihre Heimatstad­t Klosterneu­burg abzusiedel­n – sondern es sollen bereits konkrete Pläne mit Rupprechte­r besprochen werden. Das passt insofern, da sich Mikl-Leitner als einen ersten großen Arbeitssch­werpunkte das Thema „Dezentrali­sierung“vorgenomme­n hat – ganz in der Tradition Erwin Prölls, der ein überzeugte­r Föderalist ist und das Amt am Mittwoch nach Ostern an sie übergeben wird.

Konkret zum Umweltbund­esamt wollte Mikl-Leitner auf Anfrage noch nicht Stellung nehmen. Aber: „Rund ein Viertel der Bundesbehö­rden in Deutschlan­d und in der Schweiz sind dezentral. In Österreich nicht einmal fünf Prozent – alles konzentrie­rt sich in Wien.“Und: „Ich sage nicht: Schaffen wir neue Behörden und Ämter für die Bundesländ­er, sondern verlegen wir bestehende. Das schafft Arbeitsplä­tze und Wertschöpf­ung, dafür setze ich mich ein.“

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] Clemens Fa\ry ] Das Umweltbund­esamt ist derzeit an vier Standorten rund um die Friedensbr­ücke beheimatet.
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