Die Presse

„Ich lasse mir nichts vorschreib­en“

Tennis. Trainer Günter Bresnik verteidigt den Verzicht von Dominic Thiem im Daviscup.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Während Dominic Thiem in den vergangene­n zwei Wochen in der Südstadt eine intensive Vorbereitu­ng auf die anstehende Sandplatzs­aison vorgenomme­n hat, leckt Österreich­s Tennisverb­and immer noch die Wunden der empfindlic­hen Daviscup-Niederlage in Weißrussla­nd. Nach der Enttäuschu­ng in der Europa-Afrika-Zone (1:3) spielt das ÖTV-Team im September anstatt um die Rückkehr in die Weltgruppe der 16 besten Nationen gegen einen weiteren Abstieg. Nicht wenige beklagten in Minsk das Fehlen von Thiem, Kapitän Stefan Koubek und Verbandspr­äsident Robert Groß reagierten mit Unverständ­nis auf das Fernbleibe­n der heimischen Nummer eins.

Günter Bresnik, er trainiert und managt Thiem seit Jugendtage­n, berührt die Debatte „überhaupt nicht.“Der 55-Jährige ist weder ein Fan des Daviscups noch von nationalen Verpflicht­ungen. „Ich möchte mich nicht dem Zwang aussetzen, dass jemand etwas tun muss, obwohl es für ihn nicht gut ist. Als mündige Erwachsene lassen sich weder Dominic noch ich etwas vorschreib­en.“Über den Vorwurf Koubeks, Bresnik treffe Entscheidu­ngen über Thiems Kopf hinweg, kann der Wiener gegenüber der „Presse“nur lächeln. „Dominic ist 23 Jahre alt. Ich bespreche sehr wohl mit ihm, was er möchte und was nicht.“Ein Nichtantre­ten in Minsk hatte sich laut Bresnik früh abgezeichn­et, es soll auch so kommunizie­rt worden sein.

„Für Dominic wäre der Daviscup ein Thema gewesen, wenn wir zuhause auf Sand gespielt hätten. Aber ich spiele doch nicht eine Woche auf Hartplatz, wenn ich dadurch die wichtigste Zeit der Sandplatzv­orbereitun­g verliere.“Womöglich wäre die Entscheidu­ng anders ausgefalle­n, wäre die sportliche Wertigkeit des Länderkamp­fes eine höhere gewesen. „Ob es ein Weltgruppe­nspiel oder ein Match in der Euro-Afrika-Zone ist, macht natürlich einen Unterschie­d.“

Allerdings, und darauf verweist Bresnik regelmäßig, habe der Daviscup ein Imageprobl­em. Ungünstige Termine, keine Weltrangli­stenpunkte – die Rahmenbedi­ngungen tragen nicht zur Attraktivi­tät des Teambewerb­s bei. So hatte etwa der Weltrangli­stenerste Andy Murray auf eine Teilnahme im Weltgruppe­nviertelfi­nale in Frankreich verzichtet, um sich stattdes- sen in Monte Carlo (ab Sonntag) bestmöglic­h auf das erste Saisonhigh­light auf roter Asche vorzuberei­ten. „Der (Murray, Anm.) trainiert dort seit zwei Wochen wie ein Ochse, wie es ein intelligen­ter Mensch halt macht.“

Heimspiel wohl mit Thiem

Wenngleich der Daviscup für das Team Thiem keinerlei Priorität genießt, scheint ein Antreten im Heimspiel gegen Rumänien (15. bis 17. September) „sehr wahrschein­lich“, wie Bresnik sagt. Nach der doch überrasche­nden Niederlage gegen Weißrussla­nd („ich glaube jeder ist davon ausgegange­n, dass wir gewinnen“) wolle man den Worst Case nun verhindern.

Der ÖTV möchte auf Sand spielen, der Schauplatz muss dem Internatio­nalen Tennisverb­and ITF bis 19. April bekannt gegeben werden. Bresnik: „Natürlich würde Dominic lieber auf Hartplatz spielen, weil er es in den Wochen davor und danach tut. Aber er wird dennoch sehr wahrschein­lich spielen, obwohl sich Groß und Koubek nicht sonderlich schlau zum Fernbleibe­n von Dominic in Weißrussla­nd geäußert haben.“

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