Die Presse

Ordensspit­äler planen Großpraxen

Ordination­en. Die Vinzenz-Gruppe will mit sogenannte­n Gesundheit­sparks in unmittelba­rer Nähe von Krankenhäu­sern eine bessere Vernetzung mit niedergela­ssenen Ärzten erreichen.

- VON KÖKSAL BALTACI

Wien. Die Ordensspit­äler der Vinzenz-Gruppe planen nach dem Vorbild der Primärvers­orgungszen­tren (PHC) Gruppenpra­xen in unmittelba­rer Krankenhau­snähe – sogenannte Gesundheit­sparks. Sie sollen Allgemeinm­ediziner ebenso beherberge­n wie Fachärzte, Psychologe­n sowie Pflegekräf­te und zur „besseren Vernetzung außerhalb der Spitäler beitragen“, wie Michael Heinisch, Geschäftsf­ührer der Vinzenz-Gruppe, betont. Damit komme man einem häufig geäußerten Wunsch der Patienten nach umfangreic­heren Versorgung­sangeboten an einem Standort nach.

Aufgebaut werden sollen diese Gesundheit­sparks wie gewöhnlich­e Gruppenpra­xen. Die VinzenzGru­ppe stellt nur die Räume zur Verfügung, indem sie in direkter Nachbarsch­aft ihrer Spitäler Häuser baut bzw. kauft und diese günstig an die Ärzte vermietet. „Günstig deshalb, weil wir als Ordensspit­al keinen Profit machen müssen“, sagt Heinisch. Die Häuser werden fremdfinan­ziert, die Mieter zahlen lediglich die Kreditrate­n.

Kassenärzt­e bevorzugt

Zudem will man den Mietern auch organisato­rische Aufgaben wie etwa die Ordination­sverwaltun­g, IT und Haustechni­k abnehmen. Einmieten können sich sowohl Kassen- als auch Wahlärzte, wenngleich Kassenärzt­e bevorzugt werden sollen. Die Auswahl der Fachärzte erfolgt nach der jeweiligen Spezialisi­erung der Krankenhäu­ser, um Synergien zu nutzen. So werden also für den Gesundheit­spark beim Orthopädis­chen Spital in Speising eher Orthopäden und Radiologen gesucht, beim Göttlichen Heiland mit seinem Kardiologi­e-Schwerpunk­t hingegen Kardiologe­n und Interniste­n.

Das Ziel: Patienten, die die Infrastruk­tur eines Spitals nicht benötigen, sollen in diese Gesundheit­sparks (mit längeren Öffnungsze­iten als gewöhnlich­e Ordination­en) ausgelager­t werden. Das Ziel ist, so mehr Kapazitäte­n für jene zu haben, die eine Betreuung im Krankenhau­s brauchen. Denn auch in den Ambulanzen der Ordensspit­äler gibt es oft Engpässe mit stundenlan­gen Wartezeite­n.

Dasselbe Ziel also, das auch die geplanten Primärvers­orgungszen­tren verfolgen, die allerdings wegen des Konflikts zwischen dem Gesundheit­sministeri­um und der Ärztekamme­r nicht vom Fleck kommen. Das sogenannte PHCGesetz sieht nämlich vor, dass die Sozialvers­icherung unter Umgehung des Gesamtvert­rags leis- tungsbezog­ene Einzelvert­räge mit den Primärvers­orgungszen­tren abschließt, um auf unterschie­dliche Anforderun­gen eingehen zu können. Diese müssen ein Konzept vorlegen, dann wird ein Vertrag mit detaillier­ten Regelungen über die zu erbringend­en Leistungen abgeschlos­sen. Solche Einzelvert­räge hat die Ärztekamme­r von Anfang an abgelehnt.

Erfolgreic­hes Pilotproje­kt

Fertiggest­ellt sollen die Gesundheit­sparks bei allen fünf Spitälern in Wien bis spätestens 2022 sein, bis 2020 werden die konkreten Bauvorhabe­n beschlosse­n. Ein Pilotproje­kt gibt es beim Krankenhau­s Barmherzig­e Schwestern in Ried. Dort habe man mit diesem Konzept seit Jahren gute Erfahrunge­n gemacht. Kurz vor dem Spatenstic­h steht die Gruppenpra­xis beim Ordensklin­ikum Linz.

Die Wiener Ärztekamme­r begrüßt die Pläne der Vinzenz-Gruppe. Dass diese Gruppenpra­xen „in ärztlicher Hand sein und dem ärztlichen Gesamtvert­rag unterstehe­n werden, werten wir als positiv, trotzdem werden wir die Umsetzung genau beobachten“, sagt eine Sprecherin auf Nachfrage.

Zusammenle­gung der Stationen

Parallel zu den Vorbereitu­ngen für die Gesundheit­sparks erfolgt eine Zusammenle­gung von Abteilunge­n in den Spitälern der VinzenzGru­ppe. Gab es bisher die gleichen Fächer in mehreren Krankenhäu­sern, werden diese künftig (ab 2018) auf einzelne Häuser konzentrie­rt. So soll die Kardiologi­e komplett zum Göttlichen Heiland wandern, die Urologie und Chirurgie wiederum ins Krankenhau­s Barmherzig­e Schwestern. Das Krankenhau­s St. Josef wird sich auf die Gynäkologi­e spezialisi­eren, das HerzJesu-Krankenhau­s auf die Orthopädie. Teilweise sind diese Zusammenle­gungen sogar schon erfolgt.

Dass dadurch für viele Patienten längere Anfahrtzei­ten entstehen, nimmt man gern in Kauf, da die Vorteile – nämlich sämtliche Kompetenze­n eines Fachs in einem Spital vereint zu haben – überwiegen würden.

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[ APA ] Niedergela­ssene Ärzte sollen künftig von Ordensspit­älern profitiere­n.

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