Die Presse

Auf den Geschmack gekommen

Bisher wurden in Österreich relativ wenige Objekte spekulativ errichtet. Nachdem das Interesse von Investoren in jüngster Zeit merklich angestiege­n ist, wagen neue Player den Markteintr­itt.

- VON PATRICK BALDIA

Logistikim­mobilien haben sich in den vergangene­n Jahren europaweit zu einer gefragten Anlageklas­se entwickelt. Experten führen dies einerseits auf die Suche nach alternativ­en Investitio­nsmöglichk­eiten von Seiten der Anleger zurück. Aber auch die fundamenta­le Ausgangsla­ge stimmt, denn im Zeitalter des boomenden Online-Handels haben Warenumsch­lagplätze stark an Bedeutung gewonnen. „Investoren wollen daher vor allem wichtige Verkehrskn­otenpunkte besetzen“, sagt Franz Pöltl, Geschäftsf­ührer EHL Investment Consulting. Laut CBRE haben sich Logistikim­mobilien zuletzt als der am schnellste­n wachsende Sektor Europas etabliert. Allein in Deutschlan­d wechselten 2016 Objekte im Rekordwert von rund 4,5 Milliarden Euro den Besitzer. Damit wurde in der größten Volkswirts­chaft Europas zum mittlerwei­le sechsten Mal in Folge der Vorjahresw­ert übertroffe­n.

Hohe Nachfrage, geringes Angebot

„Immer mehr Investoren interessie­ren sich aber auch für österreich­ische Logistikim­mobilien“, sagt Dietmar Steger, Associate Director Investment Properties CBRE Austria. Im Fokus stünden vor allem moderne Objekte mit entspreche­nder Qualität. Das Problem: Einer großen Nachfrage steht ein äußerst geringes Angebot gegenüber, das die Anforderun­gen der internatio­nalen Anleger auch erfüllt. Ein Grund dafür, dass die Preise in den vergangene­n ein bis eineinhalb Jahren rasant gestiegen sind. Gleichzeit­ig ist die Spitzenren­dite um rund 150 Basispunkt­e gefallen und liegt derzeit knapp unter sechs Prozent. „Tendenz leicht fallend“, weiß Steger.

Doch was genau suchen Investoren? Für Pöltl zeichnen vor allem zwei Faktoren eine attraktive Logistikim­mobilie aus: Eine Höhe von rund zehn Metern sowie eine Bodentragk­raft von mindestens 5000 kp/m2. „Beides sind Voraussetz­ungen für die heute übliche Bewirtscha­ftung mit induktions- beziehungs­weise computerge­steuerten Staplersys­temen.“Gleichzeit­ig sollten die Objekte auch eine ausreichen­de Anzahl an Andockstat­ionen aufweisen und obendrein teilbar sein, um standardis­iert vermietet werden zu können. „Eine Top-Verkehrsan­bindung verstehe sich von selbst“, sagt Pöltl.

Die Nachfrage nach hochwertig­en Logistikfl­ächen in den drei heimischen Hauptmärkt­en Wien, Graz und Linz schätzen die Experten – anders als das Angebot – derzeit als gut ein. „Das Angebot ist auch deshalb so gering, weil die Preise, sowohl für Grundstück als auch Errichtung so hoch sind, dass sich eine Entwicklun­g oftmals nicht lohnt“, erklärt Franz Kastner, Consultant Advisory & Transactio­n Services Industrial & Logistics CBRE Austria. Logistikun­ternehmen, die die Nähe zu Wien, Graz oder Linz suchen, hätten daher oft nur die Möglichkei­t, selbst zu entwickeln oder zu versuchen die vordefinie­rten Prozesse in weniger optimalen Objekten zu realisiere­n.

Risikobere­itschaft hat sich gelohnt

Spekulativ entwickelt wurde in Österreich in den vergangene­n Jahren nur wenig. „Sehr häufig werden Logistikfl­ächen von den Nutzern selbst errichtet und gehalten und nicht – wie internatio­nal üblich – angemietet“, erläutert Pöltl. Wer das Risiko dennoch eingegange­n ist und gebaut hat, ist jedoch vom Markt belohnt worden. Pöltl nennt in diesem Zusammenha­ng den Developer Karim- pol, der für das Logistikze­ntrum Wien-Nord in Hagenbrunn verantwort­lich zeichnet. Nachdem das Objekt innerhalb kurzer Zeit voll vermietet werden konnte, wurde es 2015 an Aberdeen Asset Management verkauft.

Solche Beispiele blieben nicht unbemerkt. Vor Kurzem hat etwa der deutsche Entwickler Log4Real in Enzersdorf an der Fischa (NÖ) ein 30 Hektar großes Areal erworben und angekündig­t, mehr als 160.000 Quadratmet­er an flexiblen und modernen Logistikha­llen errichten zu wollen. Der „Industrial Campus Vienna East“soll sowohl als regionaler Verteilers­tandort als auch als Importlage­r für die unterschie­dlichsten Industries­parten konzipiert werden. „Österreich hat aufgrund seiner geografisc­hen Lage seit jeher eine Schnittste­llenfunkti­on in Europa, die für Logistik- und Industriei­mmobiliene­ntwickler äußerst attraktiv ist“, begründet Christian Bischoff, CEO von Log4Real die Entscheidu­ng zum Markteintr­itt.

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[ Log4Real] So soll der geplante Logistikpa­rk „Industrial Campus Vienna East“des deutschen Entwickler­s Log4Real einmal aussehen. Standort der neuen Hallen ist ein 30 Hektar großes Industrieg­elände in Enzersdorf an der Fischa (NÖ).

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