Grünbücher, Preise und CO -Reduktion 2
Die Branche ist um ein ökologischeres Image bemüht und setzt dafür verschiedene Maßnahmen.
In der Logistik-Branche regnete es in den vergangenen Wochen Preise. Am 15. März etwa wurden in der Wiener Hofburg die Hermes Verkehrslogistik Preise 2017 vergeben, einer davon in der Kategorie Nachhaltigkeit. Damit ausgezeichnet wurde Berger-Logistik aus Wörgl: Das mittelständische Tiroler Unternehmen überzeugte die Jury unter anderem mit der größten nutzlastoptimierten Flotte Europas und mit seinem Mobilitätskonzept für die Mitarbeiter. Der Nachhaltigkeitspreis 2017 der Bundesvereinigungen Logistik Österreich und Deutschland (BVL), der vergangene Woche im Rahmen des Logistik Dialogs in Wien vergeben wurde, ging an die memo AG aus Greußenheim bei Würzburg. Das Versandhandelsunternehmen habe in allen wichtigen Logistik-Bereichen ökologische Akzente gesetzt, heißt es in der Jurybegründung. Ausdrücklich gelobt wurden unter anderem das Mehrweg-Versandsystem „memo Box“und die hohe Erstzustellerquote.
Breite Maßnahmenpalette
Wie sehr der Branche daran gelegen ist, ihr Image zurechtzurücken, zeigen auch die Publikationen, die der BVL verlegt. Bereits 2011 hat der Interessenverband ein erstes Grünbuch veröffentlicht, in dem es um die ressourcenschonende Gestaltung logistischer Prozesse ging. 2014 folgte ein weiteres Grünbuch zum Thema nachhaltige Logistik in urbanen Räumen. Für BLV-Präsident Roman Stifter beruht Nachhaltigkeit nicht allein auf dem Umweltthema, sondern auf drei gleich wichtigen Säulen – Ökonomie, Ökologie und soziale Verantwortung. Effizienz und Wirtschaftlichkeit spielen dabei eine gewichtige Rolle: „Weniger Leerfahrten bedeutet weniger Energie und ist ebenso wirtschaftlich wie das optimale Ausnützen der Ladekapazität.“
Die konkrete Umsetzung obliegt den einzelnen Unternehmen. Besonders engagiert in dieser Hinsicht zeigen sich jüngst Branchen-Player, die im Licht der Öffentlichkeit stehen, sprich die Paket- und Briefzusteller. Dazu gehört unter anderem die Österreichische Post, der BVL-Nachhaltigkeitspreisträger des Vorjahres. „Ein wichtiger Aspekt sind für uns die Mitarbeiter“, erläutert der CSR-Verantwortliche Daniel Mühlbach. Das Unternehmen hat etwa 6,5 Millionen Euro für post.sozial lockergemacht, einen Verein der den Mitarbeitern auf verschiedensten Ebenen Unterstützung bietet. Unterstützung gibt es aber auch für soziale Initiativen wie die Ö3-Wundertüte oder die Aktion „Pakete fürs Christkind“.
Im Bereich Umwelt liegt der Fokus auf Klimaschutz und Ressourcenschonung: „Die thermische Optimierung des Gebäudebestandes durch Fensteraustausch und besserer Dämmung gehören ebenso dazu wie die Installation von LED-Lichtsystemen oder der Einsatz effizienter Maschinen“, berichtet Mühlbach. Ein weiteres Thema ist die Gewinnung von Solarstrom durch Fotovoltaik. Bisher wurden zwei Logistikzentren mit PV-Anlagen ausgestattet, die jährlich 1,3 Millionen Kilowattstunden Strom liefern. Weitere Projekte sollen folgen.
Beim Fuhrpark setzt man auf Elektromobilität: Insgesamt 1387 E-Fahrzeuge inklusive 683 E-Fahrräder sind im Einsatz. Die strombetriebenen Transporter werden be- vorzugt im städtischen Bereich eingesetzt. Für eine breitere Nutzung müsse das Angebot an E-Fahrzeugen aber noch attraktiver werden, sagt Mühlbach. Um 21 Prozent beziehungsweise rund 68.000 Tonnen will das Unternehmen die CO -Emissionen durch solche Maßnahmen zwischen 2010 und 2015 reduziert haben. Um mit dem Slogan „CO -neutral zugestellt“werben zu können, reichen sie aber nicht aus. Dafür müssen CO -Zertifikate zugekauft werden, mit denen Klimaschutzprojekte finanziert werden.
Vieles im Erprobungsstadium
Noch im Probestadium ist die Elektromobilität beim Paketdienstleister GLS. „Wir haben andere Voraussetzung als bei der Briefzustellung“, erklärt Österreich-Geschäftsführer Axel Spörl. Neben dem kleinen Angebot an Fahrzeugen sei es die Reichweite und die aufgrund des hohen Batteriegewichtes niedrige Nutzlast, die gegen einen breiteren Einsatz sprechen. Dafür setzt man auf Lastenfahrräder, etwa in Graz. Im Laufe des heurigen Jahres sollen sie in allen Landeshauptstädten eingeführt werden. Mittelfristig will man, so Spörl, einen zweistelligen Prozentsatz des Paketvolumens mit alternativen Zustellmethoden ausliefern: „Dafür testen wir sogar Inline-Skater“, erzählt Spörl. Maßgebliche ökologische Effekte will GLS auch im Rahmen einer besseren Tourenplanung, der Nutzung von Poolfahrzeugen und Videokonferenzen erzielt haben. Die Zahl der mit Dienstwagen zurückgelegten Kilometer sei im Geschäftsjahr 2015/16 um 80 Prozent gesunken, betont Spörl. Dass die Logistik-Branche bald völlig unabhängig von fossilen Energieträgern werden wird, glaubt er aber nicht: „Auch in absehbarer Zukunft werden wir im Hauptlauf mit Lkw fossile Treibstoffe verwenden. Daher haben wir die Verpflichtung, mit Ressourcen so sparsam wie möglich umzugehen.“
hat das Thema Nachhaltigkeit schon seit Jahren auf der Agenda. 2011 hat sie ihr erstes Grünbuch veröffentlich, 2014 folgte ein weiterer Band mit Schwerpunkt Logistik in urbanen Räumen. Die BVL ist auch Initiator des Nachhaltigkeitspreises Logistik, der heuer zum sechsten Mal verliehen wurde. Auch bei den von der WKO ausgelobten Hermes Verkehrslogistik Preisen ist eine Kategorie der Nachhaltigkeit vorbehalten. Heuer wurde damit der Tiroler Mittelständler Berger-Logistik ausgezeichnet. www.bvl.at