Paket im Ball
Projekte. Paketdienste erproben die autonome Zustellung, Forscher rollende Flugdrohnen, die sich im Schwarm selbst organisieren.
Es war ein symbolischer Akt: Als sich Hamburg vor Kurzem bei der europäischen Organisation Ertico in Brüssel offiziell für die Ausrichtung des ITS-Weltkongresses 2021 (Intelligent Transport Systems) bewarb, wurden die Unterlagen mittels eines autonom fahrenden Zustellroboters übergeben. Die Geste sollte die Worte des Senators für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, Frank Horch, unterstreichen: „Wir wollen in den nächsten Jahren Deutschlands Modellstadt für intelligente Mobilität und Logistik werden.“
In den Hamburger Stadtteilen Ottensen, Volksdorf und im Grindelviertel waren die an einen Fußschemel auf Rädern erinnernden Fahrzeuge schon im Einsatz. Der Paketdienst Hermes hat dort gemeinsam mit dem Hersteller Starship im August 2016 ein Pilotprojekt gestartet, in dessen Rahmen die praktische Anwendung erprobt werden sollte. Die insgesamt drei eingesetzten, ausschließlich auf dem Gehweg verkehrenden Roboter pendelten dabei zwischen einem Hermes-Paketshop und speziell registrierten Testkunden. Das Projekt ist Ende März ausgelaufen, nun wird evaluiert. Fest stehe, meint Frank Rausch, CEO von Hermes Germany, „dass der testweise Einsatz von Starship-Robotern schon heute einen faszinierenden Einblick in die Logistik der Zukunft gibt.“Hermes ist nicht der einzige Paketdienst, der mit der autonomen Zustellung experimentiert, auch andere, etwa die Deutsche Post, haben ähnliche Projekte am Laufen (Streetscooter). In Amsterdam hingegen sollen im Laufe des heurigen Jahres die ersten Roboterboote zum Einsatz kommen. Dafür haben sich das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und das Amsterdam Institute for Advanced Metropolitan Solutions (AMS) zusammengetan. Vorerst geht es bei dem auf fünf Jahre angelegten Projekt um eher konventionelle Einsätze, etwa das Sammeln von Umweltdaten als Messstation. In einem weiteren Schritt könnte die orangenfarbige Roboterboot-Flotte aber auch völlig autonom Pakete durch die Grachten befördern.
Innerbetriebliche Transportvehikel
Und während solche Projekte noch weit von der Praxistauglichkeit entfernt scheinen – der Starship-Roboter braucht für die Auslieferung eines einzigen Pakets etwa eine Stunde, ein menschlicher Zusteller schafft in der gleichen Zeit bis zu fünfzehn – wird bereits an der nächsten Generation gearbeitet.
Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Stuttgart hat ein völlig autonomes Transportfahrzeug vorgestellt, das die Form eines überdimensionalen Balles hat und sowohl rollen als auch fliegen kann. Gedacht sind die lediglich 1500 Gramm schweren, sich im Schwarm selbst organisierenden „Roll-Drohnen“vorerst für den innerbetrieblichen Transport von kleinen und leichten Gütern bis zu 700 Gramm. Theoretisch lässt sich ihr Einsatzgebiet aber leicht auch ins Freie ausdehnen. (ebe)