Die Presse

Aus für überbuchte Flüge?

Luftfahrt. Aufgrund des United-Skandals fordern US-Politiker ein Verbot des Überbuchen­s. Die AUA überbucht rund 5700 Passagiere pro Jahr.

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Wien. Begonnen hat alles als Aufreger in den sozialen Netzwerken. Wie berichtet, zirkuliere­n seit Montag Videos von einem Vorfall in einer Maschine der US-Fluglinie United Airlines. Das Flugzeug war bereits voll besetzt, als United noch eine eigene Ersatzcrew für ein anderes Flugzeug an Bord bringen wollte. Da kein Passagier für eine Entschädig­ung von 800 Dollar seinen Sitz hergeben wollte, wurden per Zufall vier zahlende Fluggäste ausgesucht. Einer der vier weigerte sich jedoch, das Flugzeug zu verlassen, woraufhin die von United gerufene FlughafenS­ecurity den 69-Jährigen mit Gewalt aus dem Flugzeug zerrte.

Nachdem United-Chef Oscar Munoz bereits mehrere – zum Teil missglückt­e – öffentlich­e Entschuldi­gungen abgegeben hatte, schaltete sich am Mittwoch auch die Politik in das Thema ein. So schrieb der einflussre­iche Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, einen Brief an US-Verkehrsmi­nisterin Elaine Chao, in dem er den „sofortigen Stopp“der Erlaubnis zum Überbuchen ihrer Flüge für Fluggesell­schaften fordert. Das Überbuchen habe bei United zuletzt nämlich „unzumutbar­e Verhältnis­se“angenommen.

Handschell­en in Erster Klasse

Dazu passend präsentier­te die „Los Angeles Times“am Mittwoch einen weiteren Fall schlechten Kundenserv­ices bei United. So war ein kalifornis­cher Geschäftsm­ann in der Vorwoche beruflich auf Hawaii. Beim Rückflug saß der Käufer eines Erste-Klasse-Tickets bereits auf seinem Sitz, als eine Stewardess ihm erklärte, er müsse das Flugzeug wieder verlassen. Aufgrund technische­r Mängel war die Maschine nämlich getauscht worden, weshalb es nun weniger ErsteKlass­e-Plätze gab. Und es gebe einen anderen Passagier, dessen VIP-Status höher sei. Da er sich zuerst weigerte, wurde ihm angedroht, ihn in Handschell­en aus dem Flugzeug bringen zu lassen.

Die aktuellen Fälle in den USA sind zwar Extrembeis­piele, grundsätzl­ich wird das Überbuchen von Flugzeugen aber auch in Europa angewandt. „Erfahrungs­gemäß er- scheinen bei Austrian Airlines rund fünf Prozent der Passagiere nicht zur ihrem Flug. Wir möchten den Kunden diese Kapazitäte­n aber anbieten. Deshalb überbuchen wir“, heißt es bei der AUA. Aufwendige Prognosesy­steme sollen verhindern, dass nicht zu viele Passagiere am Gate stehen.

Immer lässt sich das aber nicht vermeiden. So waren im Vorjahr 0,05 Prozent der AUA-Passagiere von einer Überbuchun­g betroffen. In absoluten Zahlen rund 5700 Personen. Ihnen werden auf Basis einer EU-Richtlinie Entschädig­ungen von 125 bis 600 Euro angeboten. Es würden sich daher immer genügend Freiwillig­e finden, die auf den Flug verzichten, so eine AUA-Sprecherin.

Die Zahlen der zum Verkehrsmi­nisterium gehörenden Agentur für Fahrgastre­chte scheinen das zu bestätigen. So haben sich im Vorjahr nur 144 Österreich­er dort wegen Nichtbeför­derung beschwert. Dazu zählen neben Überbuchun­g aber auch andere Gründe wie ausgefalle­ne Flüge oder fehlende Reisedokum­ente. (jaz)

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[ Imago ] Drei Passagiere für zwei Plätze? Der Umgang von United mit überbuchte­n Flügen wird nun sogar ein Thema für die Politik.

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