Eliteschüler, Edelreservist und Titelsammler
Porträt. Der Spanier Marc Bartra wurde beim Anschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus verletzt. Ausgebildet in der berühmtesten Fußballschule der Welt, ging er mit Barcelona auf Titeljagd. Seit 2016 ist er Stammspieler beim BVB.
Dortmund. Borussia Dortmund hat darum gebeten, von Anfragen zum Gesundheitszustand des verletzten Marc Bartra abzusehen. So viel aber steht fest: Der Spanier hat beim Sprengstoffanschlag auf den BVB-Mannschaftsbus einen Bruch der Speiche sowie FremdkörperEinsprengungen am rechten Handgelenk erlitten. Er wurde bereits operiert, wird in der laufenden Saison aber wohl nicht mehr zum Einsatz kommen.
Mit seinen 26 Jahren ist der Innenverteidiger der erfolgreichste Profi im aktuellen Kader der Dortmunder. Das liegt an seiner Barcelona-Vergangenheit. Aufgewachsen im kleinen Dorf Sant Jaume dels Domenys, rund 75 Kilometer von Barcelona entfernt, kam er über den Stadtrivalen Espanyol im Alter von zwölf Jahren nach „La Masia“. In der Jugendakademie des FC Barcelona, der wohl berühmtesten Fußballschule der Welt, wurden Weltstars wie Lionel Messi, Xavi oder Andres Iniesta geformt – nicht nur zu den besten Spielern, sondern auch zu besse- ren Menschen, so will es zumindest die Vereinsphilosophie („Mes´ que un club“). Auch Bartras Zwillingsbruder Eric durchlief die Jugendabteilung der Katalanen und ist mittlerweile Nachwuchstrainer, Marc hingegen schaffte den Sprung in die zweite Mannschaft und gab 2009 unter Pep Guardiola sein Debüt im Profikader.
Es war die erfolgreichste Ära des FC Barcelona, die Katalanen dominierten die Fußballwelt wie keine Mannschaft zuvor. Bartra feierte zwei ChampionsLeague-Titel, fünf Meisterschaften, zwei Pokalsiege, zwei Supercups und den Titel bei der Fifa-KlubWM. Meist aber war er Ersatzmann für die Stammverteidiger Gerard Pique,´ Javier Mascherano und Barca-Legende Carles Puyol, sein großes Idol aus Jugendtagen. „Er war mein Held, zu dem ich aufgeschaut habe. Er war unser Kapitän – auf und neben dem Platz. Er mich immer unterstützt“, erzählte Bartra über Puyol, der heute als sein Berater fungiert.
Auch unter Guardiolas Nachfolgern Tito Vilanova und Luis Enrique war der 1,83-m-Mann nur die Nummer drei in der Innenverteidigung, kam in der Triple-Saison 2014/15 aber immerhin auf 25 Einsätze. In der Spielzeit 2015/16 bestritt Bartra nur noch 13 Ligapartien, für die Nominierung in den spanischen EM-Kader reichte es dennoch. In Frankreich blieb der zwölffache Internationale aber bis zum Achtelfinal-Aus ohne Einsatzminute. 2013 hatte Bartra als U21-Europameister sein Debüt im A-Nationalteam gegeben, wie zahlreiche Barcelona-Profis spielt er auch für die inoffizielle katalanische Auswahl.
Im Sommer 2016 wechselte er für acht Millionen Euro zu Dort- mund, auch Liverpool und Tottenham waren interessiert. Aufgrund seiner Technik und Spielintelligenz wurde Bartra sofort Stammspieler und ersetzte den zum FC Bayern abgewanderten Mats Hummels. „In Barcelona stimmte alles abseits des Platzes, Familie, Kollegen, Freunde, aber hier stimmt alles auf dem Platz“, erklärte er.
Bartra ist mit der Sportjournalistin Melissa Jimenez verheiratet, das Ehepaar hat eine eineinhalb Jahre alte Tochter. Zuletzt sorgte er abseits des Platzes für Aufsehen: Nach dem Derby gegen Schalke (1:1) verbreitete sich ein Bild einer einsamen BVB-Anhängerin im Sektor der Schalke-Fans. Der Spanier machte die Frau ausfindig, dankte für die Treue und überreichte ihr ein Trikot.
„Wir spielen natürlich für Marc Bartra“, erklärte Dortmund-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor dem neuangesetzten Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen AS Monaco. (joe)